Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Berkamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752912159
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hatte Fara die Pflanzenstängel abgeschnitten und gab sie Swingard. „Hast du ein Feuer, um Steine zu erwärmen?“

      „Ein Topf mit warmem Wasser tut es auch“, entgegnete Swingard und ging zurück zu ihrem Haus.

      Fara band Ferox so an, dass er zwar Gras erwischte, aber nicht den Kräutergarten erreichen konnte. Dann holte sie die zweite Kiste.

      Nach kurzer Zeit hatte sie die neuen Kräuter eingepflanzt und die essbaren Unkräuter in einer der Kisten gesammelt.

      Am Brunnen wusch sich Fara die Hände und stellte Ferox einen Eimer mit Wasser hin. Dann ging sie hinein zu Swingard.

      Swingard erwartete sie schon und sprach sie auf Markomannisch an. „Gehörten Kräuter zur Ausbildung bei den Prinzessinnen? Ich bin zwar bald zwanzig Jahre von den Markomannen fort, aber das wäre mir neu.“

      „Nein. Unsere Heilerin war schon alt und sie freute sich, dass sie ihr Wissen weitergeben konnte. Man weiß ja nie, wohin man verheiratet wird. Da ist es immer besser, so viel wie möglich zu wissen. Es gibt auch Heiler, die nur so tun, als ob sie heilen könnten. Denen wollte ich nicht ausgeliefert sein.“ Fara schloss die Türen und die Fensterläden.

      Sie zeigte auf die Liege in Swingards Zimmer. „Jetzt bist du der Patient.“

      Fara holte den Topf mit warmem Wasser vom Ofen. Dann schob sie Swingards Röcke hoch. „Wo tut‘s denn weh?“

      Nach dem Aufwärmen massierte sie die Stelle mit den vorbereiteten Heilkräutertinkturen ein. Dabei erzählte Fara, wie sie oft mit ihrer alten Heilerin mit einem kleinen Pferdewagen in die Dörfer gefahren war, um zu helfen. Auch schwärmte sie von dem großen gepflegten Kräutergarten von Wisgard im Vergleich zu ihrer mühsamen Suche nach Kräutern im Wald.

      Nachdem Fara die Massage beendet hatte, sagte sie zu Swingard. „Ich gieße noch die neuen Pflanzen. Morgen komme ich um die gleiche Zeit wieder. Ferox braucht sowieso Auslauf. Und jetzt schön liegenbleiben und entspannen.“ Fara verschwand nach draußen, ohne eine Antwort abzuwarten.

      Auf Ferox mit der Holzkiste reiten, ging nicht. Deshalb trug sie die Kiste und Ferox stapfte hinter ihr her.

      Ein Handwerker rief ihr aus dem Fenster nach. „Jetzt hat der Gaul dich wohl abgeworfen, so ohne Sattel.“

      „Nein“, rief sie zurück. „Er hat fast einen Schuh verloren, jetzt müssen wir zum Schuhmacher. Wo finde ich den Hufschmied?“

      „Der ist gleich neben dem Waffenmeister Roccus, da vorn.“ Der Handwerker zeigte in die Richtung, in die sie lief.

      Als Fara an der Küche vorbeikam, stellte sie im Schatten ihre Kiste ab. Das Abendessen hatte noch Zeit.

      Beim Hufschmied war das Tor offen. Ein großer, kräftiger Mann von etwa vierzig Jahren stand am Feuer und erwärmte ein Hufeisen.

      „Salve“, rief Fara in die Schmiede, während sie Ferox am Tor stehen ließ. „Bist du der Hufschmied?“

      „Ich bin der Hufschmied, aber nicht für Ferox“, sagte der Mann abweisend und zeigte mit seiner Zange nach dem Hengst. Dann drehte er Fara demonstrativ seinen Rücken zu und brummelte vor sich hin.

      „Was hast du gegen Ferox?“, bohrte Fara weiter.

      Der Riese blickte nur über seine Schulter. „Weil Ferox grundsätzlich Probleme beim Anpassen und Annageln der Hufeisen macht. Das letzte Mal hätte er mich beinahe erwischt, als er heftig nach hinten ausgekeilt hat. Wieso gibst du dich mit dem unberechenbaren Ungeheuer ab?“

      „Ich heiße Fara und bin die neue Zwiebelmagd. Wie heißt du?“, fragte Fara.

      „Tabor. Den Gaul mache ich nicht“, sagte der Hufschmied entschieden.

      „Ich soll mich um Ferox kümmern, hat Markus gesagt. Bei mir folgt er und er braucht dringend neue Hufeisen“, entgegnete Fara.

      „Dann finde einen anderen Dummen, der ihn beschlägt.“

      „Hast du wenigstens Hufeisenrohlinge für Ferox? Dann mache ich das Anpassen und das Beschlagen selbst“, behauptete Fara.

      Tabor hob seine buschigen Augenbrauen. „Du bist wohl lebensmüde. Das ist nichts für Frauen. Hufeisen für Ferox sind da. Der hatte uns das letzte Mal nicht mehr rangelassen. Nicht mal vier Stallknechte konnten ihn halten. Als Maurus mit der Peitsche kam, hat er sich losgerissen und ist abgehauen. Und du kleines Mädel, willst diesem wilden Kerl die Hufeisen verpassen? Iss erst mal kräftig. So schlank, wie du aussiehst, schleift dich Ferox durch ganz Pannonien.“

      „Ach, der wird schon stillhalten, wenn ich ihn ganz lieb darum bitte. Kann ich morgen oder übermorgen mit Ferox kommen?“, fragte Fara zurück.

      „Ich muss die Hufeisen erst suchen. Komm übermorgen vorbei. Morgen beschlage ich die Pferde, die die nächsten Salzlieferungen ziehen werden.“ Damit wandte sich Tabor wieder dem Schmiedefeuer zu und brummte vor sich hin. „Ignorantes Weibervolk. Pferde beschlagen. Je jünger, umso dümmer!“

      Fara hängte Ferox die Zügel über seinen Hals und stapfte in Richtung Stall davon. Ferox lief nach einem Augenblick hinter ihr her und stupste sie sanft mit der Nase in ihren Rücken.

      Über seine Schulter schaute Tabor hinter Fara her und schüttelte missbilligend den Kopf.

      Im Stall hatte Silvius die Zeit genutzt und den Stellplatz von Ferox ausgemistet und neues Stroh herangeschafft. Fara nahm dem Hengst das Zaumzeug ab und schloss die Tür. Dann suchte sie Silvius.

      „Ich danke dir für das Ausmisten. Wie kommst du mit Ferox zurecht?“, begrüßte sie ihn.

      „Das braucht sicher einige Zeit. Aber so bissig ist er nicht mehr wie früher. Du tust ihm gut, denke ich.“ Silvius lächelte Fara zu. „Obwohl Maurus nicht gern sieht, dass Ferox so gut behandelt wird.“ Dann zeigte er zum Eingang des Stalles. „Wir haben gleich am Eingang noch so einen, der um sich beißt und nicht folgen will. Kannst du ihn dir mal ansehen?“

      Fara überlegte. „Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Aber zeige ihn mir. Man muss sich einige Zeit mit dem Pferd beschäftigen, um sich eine Meinung zu bilden. Behandle ihn erst mal so wie Ferox jetzt. Ich schaue morgen nach ihm.“

      Im Hinausgehen deutete Silvius auf einen schwarzen, knochigen Hengst. „Er heißt Nigrum, Schwarzer.“

      Fara hielt schon mal ihre Hand in die Richtung der Nase von Nigrum und sah ihm einige Zeit in die Augen. „Halte die dominanten Hengste im Stall immer weit auseinander. Sonst kommen sie nie zur Ruhe.“

      Fara nickte Silvius zu und ging dann zur Küche.

      In der Küche waren die Vorbereitungen für das Abendessen schon voll im Gange. Die Schüsseln und Bretter mit den Löffeln wurden bereitgestellt und Brot in Stücke geschnitten.

      „Wo bleibst du denn. Immer, wenn die meiste Arbeit ist, bist du verschwunden“, zeterte Carmella. „Mach wieder die Teekannen fertig und den Rest wie zu Mittag.“

      Fara setzte die Kiste mit den Unkräutern ab und langte nach den ersten Kannen. Schnell hatte sie einen Vorrat bereitgestellt und wusch nebenbei die Unkräuter. Sie beobachtete alle anderen Köchinnen, um sich die Abläufe besser einzuprägen. Das Kleinschneiden der Brote ging mit den relativ kleinen Messern der anderen etwas umständlich. Darum half sie, wenn sie Zeit hatte, mit ihrem langen Messer aus. Dann nahm sie Dina die schweren Wassereimer für den großen Wasserkessel ab, weil sie merkte, dass Dina vom langen Tag schon erschöpft war.

      Als Markus, Lucius und Flavius an ihren Tisch kamen, stellte Fara gleich zwei volle Kannen Tee auf den Tisch und goss die Becher voll. Sie machte das etwas umständlich, um länger Zeit zu haben, die Gespräche zu belauschen.

      „Lucius, hast du endlich die Liste mit den Fuhrwerken der letzten Wochen zusammengestellt?“, fragte Markus etwas aufgebracht.

      „Ich verstehe nicht, wieso dich das plötzlich so interessiert. Bisher hat doch alles geklappt, oder?“ Lucius wollte sich, so schien es, davor drücken.

      „Ich