Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Berkamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752912159
Скачать книгу
entgegnete spitz. „Das kannst du sagen, wenn du die Zwiebeln schneller würfeln kannst, ohne zu heulen, und den Tee in die Kannen zauberst wie Fara.“

      Damit war erst einmal der Bann gebrochen. Die jüngeren Frauen blickten eher neugierig auf Fara.

      „Warum musste es so ein großes Messer zum Zwiebelschneiden sein?“, fragte eine von ihnen.

      „Das hat mir die beste Köchin bei uns gezeigt. Das Messer ist schwer genug zum Hacken und so breit, damit man das Messer mit der anderen Hand führen kann, ohne sich zu schneiden. Außerdem kann man das breite Messer als Schaufel benutzen. Wenn eine Schneide verbraucht ist, nehme ich die scharfe Rückseite. Am besten sind aber die Rundungen der Klinge. Damit kann man mit wiegender Bewegung Kräuter und so was fein schneiden“, zählte Fara auf.

      „Aber für alle Arbeiten kann man so ein langes Messer nicht nehmen“, wandte eine ältere Köchin ein.

      „Das ist richtig. Wunna, das war unsere beste Köchin, hatte mehrere spezielle Messer für die verschiedenen Arbeiten“, bestätigte Fara.

      Dina fragte leise. „War Wunna deine mütterliche Freundin?“

      „Bei ihr in der Küche war es warm und es gab immer zu essen. Im Winter waren die Räume im Palast kalt. Ich wurde deswegen von den anderen Prinzessinnen, mit denen ich zusammenwohnte, beneidet.“ Fara war vorsichtig mit ihren Antworten.

      Carmella blickte Fara höhnisch an. „Na, viel zu essen gab es nicht bei euch, so schlank, wie du aussiehst.“

      „Ach, weißt du“, entgegnete Fara. „Ich muss mich bei euch Römern bedanken. Dem Sklavenhalter waren plötzlich das Fleisch und die Milch ausgegangen. Nach einem halben Jahr passen mir jetzt wieder alle meine Kleider.“

      Carmella lief rot an. Sie war von allen Küchenfrauen die beleibteste.

      „Wie viele Mäuler hattet ihr denn zu stopfen, in eurer großen Küche?“, fragte eine der jüngeren Köchinnen.

      „Das waren mindestens einhundertzwanzig Köpfe für unsere Küche. Die Krieger hatten eine eigene Küche für etwa sechzig Mann. Wenn es große Feste gab oder andere Fürsten zu Gast waren, mussten wir über zweihundert Menschen verpflegen. Da kamen aus den Dörfern Frauen zum Helfen und es wurden weitere Küchen unter Zelten aufgebaut.“ Fara hatte eher untertrieben.

      „Das sind riesige Mengen an Lebensmitteln, wenn so viele das Gleiche gegessen haben“, schätzte die junge Köchin ein.

      „Nicht ganz“, entgegnete Fara. „Für die Fürstenfamilie und andere Adlige wurde ein besseres Essen gekocht als für die Handwerksmeister oder für die einfachen Leute. Unsere Heilerin wollte oft ein besonderes Essen für die Kranken haben. Manchmal waren die Küchenfrauen froh, wenn ich mitgeholfen habe.“ Fara lächelte vor sich hin, als sie an die alte Heilerin dachte.

      Die Köchinnen mussten erst einmal überdenken, was es zusätzlich für Aufwände gegenüber ihrem Essensplan waren.

      „Haben alle Prinzessinnen mit in der Küche helfen müssen?“, fragte Carmella.

      „Nein. Ich war die Einzige und ich habe das freiwillig gemacht“, antwortete Fara.

      Man sah den Frauen an, dass hier ihre Vorstellungswelt ins Wanken geriet. Einige wiegten skeptisch ihre Köpfe.

      Nach dem Essen und Saubermachen baute Fara ihren Zwiebelstand wieder auf der Terrasse auf und hackte die restliche Menge.

      Als Fara mit dem Zwiebelschneiden fertig war, kam Dina mit dem Salznapf zu ihr. „Hier, reib deine Hände mit Salz ein und wasche dir ausgiebig die Hände. Damit riechen sie nicht mehr so nach Zwiebel. Salz haben wir ja genug.“

      Fara roch an ihren Händen. Ferox würde ausreißen vor ihr, wenn sie ihn streicheln wollte. Sie rümpfte selber über sich die Nase. Also befolgte Fara den Rat.

      Bis zum Abendessen war noch Zeit. Fara sagte Carmella einfach, dass sie Ferox versorgen und bei Swingard die Kräuter einpflanzen müsse.

      Gleich mit Schürze ging sie zum Pferdestall. Maurus war nicht zu sehen. Gut so. Ferox wieherte laut, als er Fara sah. Erfreut stellte Fara fest, dass Silvius den Hengst gut versorgt hatte. Aber Ferox langweilte sich sichtlich. Er brauchte dringend Bewegung.

      Erst streichelte Fara den Hengst ausgiebig. Der sollte sich gleich an ihren neuen Geruch gewöhnen. Sie würde sicher längere Zeit Zwiebelmagd sein.

      Dann streifte sie Ferox ein Halfter über den Kopf und führte ihn aus dem Stall.

      „Heyja, Jago“, sagte sie bloß und der trabte an.

      Fara krallte sich in seiner Mähne fest und schwang sich nach zwei-drei Schritten auf dessen Rücken. Im Galopp jagte sie den ganzen Hof entlang. Wer sie sah, so ohne Sattel leicht vorgebeugt, den Rock der Tunika hochgeschürzt mit nackten Beinen, ein baumelndes langes Messer am Gürtel und das flatternde Haar im Wind, der blieb stehen und starrte hinterher. Das war für eine Frau ungewöhnlich, ja schier unmöglich. Es gehörte sich nicht, sich so aufzuführen.

      Am Ende des Hofes, bei den Hühner- und Gänseställen kehrte Fara um, galoppierte zurück zum großen Eingangstor, drehte wieder um und trabte den Hof zurück bis zum Kräutergarten. Dort saß sie ab und ließ Ferox ohne anzubinden stehen.

      Die beiden Kästen mit Kräutern von Wisgard standen noch so vor dem Haus von Swingard, wie Vitus und Fara sie abgestellt hatten. Die Kräuter standen den ganzen Tag über in der Sonne und ließen die Blätter traurig hängen.

      Fara schnappte sich die erste Kiste und ging in den Kräutergarten. Dort musste sie sich erst einmal umschauen, wo welche Kräuter standen. Das war nicht leicht, denn überall dazwischen wuchs nach besten Kräften Unkraut. Die erdrückten fast die Heilkräuter und nahmen ihnen das Licht.

      Fara fand am Wegrand Hacken und Pflanzhölzer. Aber sie musste erst Platz schaffen für die neuen Kräuterpflanzen. Das Unkraut, das sie herausriss, stapelte sie auf zwei verschiedene Haufen.

      Nach einer Weile richtete sie sich auf, um nach Ferox zu sehen. Der stand vor der halbhohen Mauer und hängte seinen Hals darüber, um ein paar Blätter vom Kräuterbeet zu zupfen.

      „Jago, geh weg. Das ist nicht für dich bestimmt“, schimpfte Fara mit ihm.

      „Was willst du in meinem Kräutergarten, Prinzessin!“, rief es erbost hinter ihr.

      Fara drehte sich erschrocken um und stand direkt vor Swingard.

      Mit ihren schmutzigen Händen zeigte sie auf die Kräuterkisten. „Ich kenne keine Heilerin, die einen solchen Schatz an Heilpflanzen vertrocknen lässt. Ich habe Wisgard versprochen, die Pflanzen heil her zu bringen und damit die Mühe nicht umsonst war, pflanze ich sie jetzt ein.“

      „Was weißt du schon von Heilpflanzen. Du wirst sie mir alle ausreißen.“ Damit zeigte Swingard auf die zwei Haufen Unkraut.

      Fara schaute Swingard direkt in die Augen. „Du hast Beschwerden beim Aufstehen, du hinkst leicht und du stehst etwas schief. Dein zusammengekniffener Mund sagt mir, dass du Schmerzen hast. Lass mich raten. Dir macht dein Rücken Probleme. Die Einseitigkeit deutet auf Hexenschuss hin. Gartenarbeit ist Gift für dich. Deshalb sehen die Kräuterkästen so aus. Am besten hilft gegen Hexenschuss Pfefferminze, Johanniskraut und Rosmarin in Verbindung mit einer entspannenden Massage in warmer Umgebung.“ Fara deutete auf die Unkrauthaufen. „Zeige mir nur eine Heilpflanze darin. Der Haufen mit dem Löwenzahn besteht aus essbaren Pflanzen und den anderen Haufen werde ich wegwerfen oder den Ziegen dahinten am Ende des Hofes geben.“

      Swingard war sprachlos, blickte aber trotzdem Fara finster an.

      „Ich suche schnell die drei Heilpflanzen zusammen. Dann kannst du sie vorbereiten und ich komme nachher, wenn ich hier fertig bin zu dir herein für die Massage. Allein geht das schlecht, das weißt du selbst“, fragend schaute Fara die Heilerin an.

      Swingard zeigte keine Reaktion. Fara zog ihr Messer und suchte zuerst die Pfefferminze. Die hatte sie schon vorhin entdeckt.

      Als