Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Berkamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752912159
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ließ nicht locker. Flavius beobachtete bei dem Wortwechsel Lucius aus den Augenwinkeln. Es hatte den Anschein, dass sich Markus und Flavius vorher abgesprochen hatten.

      Lucius überlegte einige Zeit. „Das müssen so fünfunddreißig bis vierzig Wagen sein. Wenn alle Wagen da wären, würde der Hof platzen.“

      Markus bemerkte, dass Fara das Gespräch mithörte. Als erriet er ihre Gedanken, fragte er Lucius. „Haben die Wagen eigentlich Nummern oder Namen?“

      Lucius schüttelte nur den Kopf. In erster Linie sicher über die unsinnige Frage, denn bisher war das nicht üblich und notwendig. In zweiter Hinsicht war es schon eine versteckte Kritik, weil er die genaue Anzahl parat hatte.

      Jetzt setzten sich weitere Personen an den Tisch. Zuerst kamen Vitus und Roccus.

      Dann erschienen Patricia und noch eine ältere Frau, die Fara aufmerksam zu betrachten schien. Fara schenkte auch denen Tee in die Becher und sauste zurück zu ihren Teekannen.

      Patricia hatte ihr keinen Blick gewürdigt. Das war auch nicht zu erwarten. Die andere ältere Frau, die Fara zum ersten Mal sah, musste diese Marada sein, von der Markus erzählt hatte.

      Fara fiel auf, dass die dritte ältere Frau an diesem Tisch, Swingard, fehlte.

      Etwas später sah Fara Tabor an einem Tisch mit drei anderen Männern sitzen. Sie unterhielten sich angeregt, wobei Tabor mit seinem Löffel ab und zu in Richtung Fara wies.

      Fara schnappte sich eine Teekanne und marschierte zu diesem Tisch. „Möchte einer von euch Tee haben?“

      Tabor wandte sich an die Männer am Tisch. „Das ist die Neue, die dem wilden Ferox die Hufe beschlagen will. Schaut sie euch noch einmal genau an. Übermorgen flitzt sie nicht mehr so leichtfüßig um die Tische. Wenn sie dann überhaupt wieder laufen kann.“

      Alle Männer am Tisch waren Handwerker, nach der Bekleidung und den Holzspänen, die daran anhafteten, zu urteilen.

      Fara schenkte ungefragt den Männern Tee ein.

      „Warum sitzt ihr vier so abseits von den anderen Handwerkern? Gehört ihr etwa nicht dazu?“

      Der mit den meisten Holzspänen an seiner Tunika schüttelte den Kopf. „Wir sind aus Dakien hergekommen. Die anderen römischen Handwerker denken, sie sind etwas Besseres als wir Barbaren.“

      „Dabei sprecht ihr relativ gut Latein“, meinte Fara.

      „Na ja. Dakien war schon zu lange römische Provinz. Dort wird kaum noch Dakisch gesprochen.“

      Fara sammelte die leeren Teller ein. „Wenn ihr von selbst Abstand haltet, lernen die Einheimischen Euch nie richtig kennen und schätzen. Ich bin auch von den Barbaren. Wir kommen nun mal in ihre Welt und müssen uns in dieser einfügen. Sie werden ganz sicher nicht unsere Gepflogenheiten annehmen.“

      „Die gucken uns meist scheel an“, erwiderte der Holzspanmann.

      „Vielleicht sind sie selbst nur etwas verunsichert, weil sie zu wenig über euch wissen“, sagte Fara.

      Damit drehte sie sich um und balancierte das Geschirr zum Abwasch.

      Tabor schaute ihr hinterher. „Ha, das sagt sich so leicht daher.“

      Als Fara das Geschirr an Markus‘ Tisch abräumte, fragte Marada, ob sie wüsste, warum Swingard nicht zum Abendessen erschienen war.

      Patricia hob ihre Schultern und schüttelte den Kopf. Marada erhob sich schwerfällig und verließ die Terrasse. Einen kurzen Moment überlegte Fara, ob sie etwas sagen sollte, und lief dann hinter ihr her.

      „Swingard hat Hexenschuss. Ich habe ihr vorhin ihre Kräutertinktur einmassiert. Sie wollte sich ein wenig ausruhen und den Rücken entspannen“, erzählte Fara.

      Die ältere Frau hob überrascht die Augenbrauen. „Du? Sie hat sich von dir behandeln lassen?“ Marada hatte schlohweiße Haare, die im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst waren. Vor ihren Ohren hingen kleine Zöpfe, damit die vorderen Haare nicht in ihr Gesicht fielen. Sie war groß, relativ dünn und stand selbstbewusst mit geradem Rücken und erhobenem Haupt vor Fara.

      Als Fara stumm nickte, sagte sie. „Ich heiße Marada. Ist es so schlimm, dass Swingard nicht laufen kann?“

      „Nein. Ich vermute eher, dass Swingard entspannt auf ihrer Liege eingeschlafen ist“, entgegnete Fara.

      „Dann werde ich gleich mal meiner Freundin einen Besuch abstatten.“ Marada wollte schon weitergehen.

      Fara hielt sie auf. „Warte bitte, einen Moment. Ich hole nur schnell etwas zu essen für Swingard. Wenn du es ihr bringen könntest, muss sie heute Abend nicht bis hierherlaufen.“

      Fara flitzte los und sammelte von den Ausgabetischen eine Essensportion und einiges Gemüse zusammen. Sie stellte alles auf ein größeres Brett und eine Kanne Tee dazu. Das alles brachte sie Marada. Diese nickte ihr zu und machte sich auf, ihre Freundin zu besuchen.

      Nach dem Abwaschen wurden die Tische blank geputzt. Fara schnitt sich einen Salat aus den mitgebrachten essbaren Unkräutern. Verfeinert mit Zwiebel, Salz und Olivenöl, nahm sie die Schüssel mit zum großen Tisch, an dem schon alle Köchinnen zum Abendessen Platz genommen hatten. Mit einem Löffel schaufelte sich Fara den Salat in den Mund und aß dazu einen Kanten Brot. Abfällig sahen sich die älteren Köchinnen an.

      „Gab es bei euch am Fürstenhof nichts Ordentlicheres zu essen als diesen Löwenzahn und andere Unkräuter? Eure Sprache klingt vielleicht deshalb wie meckernde Ziegen“, Carmella sprach aus, was manche dachten.

      „Beim Sklavenhändler habe ich kaum Gemüse oder Obst zu essen bekommen. Jetzt ist das erste Grün am saftigsten und gesündesten. Die Göttinnen Demeter oder Gaia stecken nach ihrer Winterruhe alle Kraft der Sonne in die erwachende Natur. Die Heilkräuter sind zu schade, um sie zum Sattwerden zu benutzen. Aber es gibt genügend andere essbare Pflanzen. Als Unkraut würde ich sie nicht bezeichnen. Ihr könnt gerne einmal kosten. Es ist genügend da.“ Fara deutete mit dem Löffel auf die gefüllte Schüssel.

      Abwehrend hob Carmella die Hände. „Bleib mir bloß mit deinem Barbarenfraß vom Leibe. Da könnte man sich gleich zu den Schafen auf die Wiese knien. Wer weiß, was für hässliche Wirkungen das Kraut hat oder welche davon giftig sind.“

      Fara zuckte nur mit den Schultern. „Wer zu wenig Grünes ist, dem fallen die Zähne aus. Deswegen zischt es so durch deine Zahnlücken, wenn du sprichst. Da meckere ich lieber ein wenig und danke Gaia, dass ich gesund bleibe.“

      „Ich habe noch nie von solchen Barbarengöttern gehört. Kein Wunder, dass sie unseren römischen Göttern nicht widerstehen können“, Carmella schaute Beifall heischend um sich.

      Fara kaute erst ihren Löffel voll Salat hinter, ehe sie antwortete. „Demeter und Gaia sind alte griechische Götter und entsprechen euren Göttern Ceres und Terra Mater. Die Römer haben die Götterfamilie von den Griechen übernommen und den Göttern neue Namen gegeben. Heute verlieren die römischen Götter zunehmend ihren Einfluss auf die Menschen an Jesus Christus. Den Barbaren geht es ebenso.“

      „Und wieso dankst du dann den alten Göttern, wenn sie am Untergehen sind?“, fragte eine der jüngeren Köchinnen.

      Fara schaute zu ihr hinüber. „Alles Leben kommt aus der Erde und bezieht seine Kraft von der Wärme und vom Licht der Sonne. Am Ende wird das Leben wieder zur Erde. So einfach ist das. Warum sollte ich dann Mars danken, der als Gott des Krieges alles zerstört und tötet? Ein Gott, der für alles da ist, für Tag und Nacht, für Frieden und Krieg, für Leben und Tod, bei dem weiß ich nicht, was er wirklich will und ob er alles allein zum Besten schafft.“

      „Noch so eine, die keine Ahnung von Jesus Christus hat“, murmelte eine der alten Köchinnen neben Carmella.

      Dina schaute eine Weile zu, wie Fara ihren Salat in sich hinein schaufelte. „Kann ich mal kosten?“, fragte sie Fara.

      Fara schob die Schüssel zu ihr hinüber. „Der Salat ist etwas herb, aber das Salz und das Öl