Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Berkamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752912159
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Blatt mit ein paar Zwiebelbrocken heraus und kaute vorsichtig darauf herum. Leicht mit dem Kopf wiegend, überlegte sie, woran sie der Geschmack erinnerte. Da sie sich nicht im Klaren darüber war, verkostete sie einen weiteren Löffel voll Salat. Eigentlich war fast alles bekannt, nur die Kombination war für sie ungewöhnlich. Beim dritten Löffel tauchte ein weiterer Löffel von einer jungen Köchin gegenüber in der Schüssel auf. Die Geschmacksneugierde griff um sich. Zum Schluss tauchten vier Löffel einschließlich der von Fara immer wieder in die Schüssel, bis sie leer war.

      „Das war endlich einmal etwas anderes zum Abendessen. Wir haben ein ordentliches Essen, aber diese Abwechslung hat mir gefallen“, sagte Dina mehr zu sich selbst und leckte ausgiebig ihren Löffel ab.

      Die meisten Köchinnen verließen den Tisch. Fara saß satt da und überlegte, ob sie Vitus suchen sollte. Aber sie war zum Umfallen müde. Sie hatte die halbe letzte Nacht nicht geschlafen. Alles war neu und der ganze Tag war anstrengend. Sie beschloss, nach Ferox zu sehen und sich dann gleich schlafen zu legen.

      Im Pferdestall holte Fara zwei Äpfel aus ihrer Tasche, die sie sich heimlich in der Küche eingesteckt hatte. Sie biss zweimal kräftig ab und hielt den angebissenen Apfel dem Hengst Nigrum hin.

      Vor sich hin kauend, murmelte Fara in ihrer Pferdehexensprache zu ihm. Nigrum stellte die Ohren auf und musterte Fara eine Weile. Fara hielt den Apfel am Stiel fest. Sie wusste nicht, wie der fremde Hengst reagieren und womöglich nach dem Apfel samt ihrer Hand schnappen würde. Vorsichtig roch er an dem Apfel, der sich mit Faras Duft vermischt hatte, und zupfte ihn mit seinen Lippen aus Faras Fingern, ohne diese zu berühren.

      Fara sprach weiter mit Nigrum, schaute ihm dabei in die Augen und hielt ihre Hand in Richtung Nase. Auch als der Apfel schon längst gefressen war, lauschte der Hengst weiter ihrer sanften Stimme.

      Erst als sich Nigrum abwendete, ging Fara weiter zu Ferox. Hier spielte sich das gleiche Ritual ab. Pferde waren für Fara unvoreingenommen und hörten auf die Melodie ihrer Stimme. Hier gab es keine verbalen Lügen. Sie spürten den Charakter der Menschen. Trotzdem war es ein Kräftespiel, wer sich am Ende unterordnete.

      Als Fara zum Gefängnis kam, stand am Eingang ein neuer Wachposten. Der hatte eine stämmige Figur und schmunzelte wissend in sich hinein, als er Fara sah.

      „Wie heißt du?“, fragte ihn Fara.

      „Alban. Und du bist die Prinzessin, die Patricia heute Morgen erschreckt hat“, kam zur Antwort.

      „Ich bin Fara. Was habt ihr euch für diese Nacht ausgedacht? Mäuse oder Kröten? Aber du weißt, dass du als Gefängniswärter nicht nur aufpassen musst, dass keine Insassen ausreißen. Du bist außerdem verantwortlich für deren Sicherheit. Also enttäusche mich nicht.“

      Albans Gesicht verlor sein verschmitztes Grinsen. So hatte er seine Aufgabe als Gefängniswächter nie gesehen.

      Jetzt lächelte Fara. „Und nicht durch die Türklappe gucken. Es ist sowieso zu dunkel, da siehst du nichts.“

      Gemeinsam gingen sie zu ihrer Zelle und Alban verriegelte die Tür von außen. Es war zwar schon dämmrig draußen, aber Fara brauchte einige Zeit, ehe sich ihre Augen an das kleine Licht der Öllampe gewöhnten. Erst dann entdeckte sie den Stapel von Kleidungsstücken auf ihrem Bett. Niemand hatte ihr gesagt, dass sie neue Sachen bekommen sollte. Das oberste Stück war sicher eine Tunika, die sogar am Rand mit einem Stickmuster verziert war. Erfreut griff Fara danach, um es zu entfalten.

      Ein Schatten fiel auf den Fußboden. Erschrocken stieß Fara einen Schrei aus. Auf dem Boden wand sich eine Schlange, die den Kopf erhoben hatte und sie mit ihren schwarzen Augen anstarrte. Fara warf das Kleidungsstück auf die Schlange und rannte zur Tür.

      „Alban“, schrie sie hysterisch und hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. „Albaaaan.“

      Einen Augenblick später krachte der Türriegel und die Tür wurde aufgerissen. Augenblicklich war Fara draußen. Mit hochrotem Kopf und ihr Messer in der Hand schrie sie keuchend Alban an. „Ich sollte dir die Kehle durchschneiden, du hinterhältiger Hund!“

      Alban blieb gelassen stehen. „Was hat dich denn gebissen, dass du so schreist?“

      „Du weißt also Bescheid, wenn du von Beißen redest.“ Fara setzte die Klinge an Albans Hals.

      Albans Gesicht verfinsterte sich. „Bevor du etwas Dummes tust, sage lieber was los ist.“

      „Geh doch rein. Wie viele Giftschlangen hast du denn versteckt, in den Sachen und im Bett“, zischte Fara gefährlich.

      „Schlangen? Ich habe meine Wache angetreten, als du gekommen bist. Ich hatte nicht einmal die Zeit, die Zellen zu kontrollieren“, verteidigte sich Alban.

      „Und warum hast du meine Zelle dann nicht kontrolliert, bevor ich hineingegangen bin?“ Fara hielt immer noch das Messer an seine Kehle.

      „Du hast so müde ausgesehen und hattest es eilig, in deine Zelle zu kommen.“

      „Wer hat dir den Auftrag gegeben, die Schlangen in den neuen Sachen zu verstecken?“

      Alban holte tief Luft. „Welche Sachen? Den ganzen Tag über war keine Wache für das Gefängnis eingeteilt, weil keiner drinsaß. Du warst in der Küche oder sonst wo. Da konnte jeder etwas hier hineinbringen. Flavius hat mich extra für heute Nacht eingesetzt, um mögliche Störungen zu vermeiden.“

      Fara schaute ihn nur weiter an. Sie war sich unschlüssig, ob sie Alban vertrauen sollte.

      „Jetzt nimm das Messer weg und gib mir die Fackel. Ich gehe nachsehen, wie viele Schlangen versteckt sind. Bleib hier draußen, damit ich Bewegungsfreiheit habe“, sagte Alban und sah Fara fragend an.

      Fara ließ ihr Messer sinken. Es schien, als ob sie durch Alban hindurchsah. Zu viele Gedanken stürmten auf sie ein.

      Langsam holte sich Alban eine neue Fackel und zündete sie an der im Gang an. Erst als er in der Zelle von Fara war, zog er sein Schwert. So vermied er den Eindruck, als ob er vorhätte, Fara anzugreifen. Systematisch durchsuchte er die Zelle, von der Tür beginnend. Auf dem Fußboden lag die Tunika. Bewaffnet mit Fackel und Schwert, hatte er aber keine Hand mehr frei, die Kleider und Decken auf dem Bett hochzuheben.

      „Kannst du mal die Fackel halten, Prinzessin? Oder willst du die Sachen und Decken hochheben und ausschütteln?“

      Fara schüttelte verneinend den Kopf. „Ich gehe keinen Schritt in die Zelle.“

      „Dann halte wenigstens die Fackel an der Tür oder ich muss dich wieder hier einsperren und jemanden holen.“

      Fara überlegte. „Nein bleib hier. Je weniger davon wissen, umso leichter ist es, herauszubekommen, wer mich umbringen will. Gib mir die Fackel.“

      Alban hatte nun eine Hand frei. Auf dem Bett war keine Schlange zu entdecken. Nicht, dass die Schlange nur eine Finte war. Wenn sie jetzt die Zellentür zuschlug und den Riegel vorschob, konnte sie unbeaufsichtigt verschwinden. Aber Fara blieb und hielt von der Tür aus die Fackel hoch.

      Vorsichtig hob Alban mit seiner freien Hand das Kleidungsstück auf, das Fara auf den Fußboden geworfen hatte. Alban schüttelte das Kleidungsstück und wirklich, dort ringelte sich eine Schlange. Sie hatte eine bräunlich gezackte Wellenlinie auf ihrem Rücken und ihren Kopf drohend in Richtung Alban erhoben. Die längliche Spitze der Nase reckte sie dabei in die Höhe. Eine Hornotter! Das war südlich der Alpen die mit Abstand giftigste Schlangenart. Blitzschnell schlug Alban mit dem Schwert zu. Die Schlange wand sich reflexartig zusammen und blieb dann reglos liegen.

      Nun wandte sich Alban den Sachen auf dem Bett zu. In den zwei restlichen Sachen des Kleiderstapels war keine Schlange versteckt. Aber als er Faras Sagum, das als Kopfkissen diente, anhob, lag eine weitere Schlange darunter. Alban wischte sie mit dem Schwert vom Bett und schlug erneut zu. Als Letztes lag die Bettdecke auf dem Bett. Alban hob sie hoch und faltete sie voll auseinander. Nichts.

      „Hast du auch hinter dem Bottich und der Waschschüssel nachgesehen?“, fragte Fara.

      Kopfschüttelnd ging