Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Berkamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752912159
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Schein der Fackel hätte er da nichts entdeckt.

      „Drei Schlangen. Da wollte jemand aber absolut sicher sein“, murmelte Alban eher zu sich selbst.

      „Kannst du mein Sagum mitbringen? Ich gehe hier keinen Schritt mehr hinein“, bat Fara. Die Fackel in ihrer Hand zitterte heftig.

      Alban brachte das Sagum mit. „Wo willst du denn dann schlafen? In einer anderen Zelle?“

      „Nein, ich bleibe bei dir. Ich will nicht mehr allein sein.“ Fara schaute Alban an. „Warum? Wer will mich denn hier lieber tot sehen? Ich habe doch niemandem etwas getan. Wem bin ich denn hier im Wege?“

      „Und Octavius?“, fragte Alban.

      Fara stutzte. „Du hast Recht. Mit Octavius fing alles an. Dann der Überfall. Jetzt die Schlangen. Ich bin die Einzige, die weiß, was an Vankors Hof wirklich passiert ist und das stört hier jemanden.“

      „Jetzt blicke ich gar nicht mehr durch.“ Alban schaute Fara fragend an. „Und was für einen Überfall meinst du?“

      „Ich muss morgen unbedingt mit Markus reden. Es gab einen Überfall auf Markus und Vitus, der ungewöhnlich war.“

      Stumm hob Alban seine Schultern. Aber wegen der Hornottern war er ebenso betroffen. Während seiner Wache wäre Fara in der Zelle zu Tode gekommen. Flavius und Markus hätten ihm schwere Vorwürfe gemacht. Er wusste, dass Markus mit Fara etwas Eigenes vorhatte, aber der sichere Tod war da nicht dabei. Fara hatte Recht. Je weniger von dem Anschlag wussten, umso besser. In Villa Patria verfolgte jemand hinter Markus‘ Rücken seine eigenen Ziele.

      „Dann komm mit Prinzessin. Am Eingang gibt es eine Wachstube mit Stühlen und einem langen Tisch. Ich hole ein paar Decken aus den Zellen. Dann kannst du auf dem Tisch schlafen.“

      „Ich bin hier keine Prinzessin mehr“, sagte Fara leise und Tränen rannen ihr über die Wangen als sie Alban, den Gang entlang folgte.

      Alban blickte Fara über die Schulter an. „Wie soll ich dich denn sonst nennen? Zwiebelchen? Oder Tak-Tak-Tak? Pferdehexe? Oder so wie Vitus dich nennt, Furie?“

      „Du bist ziemlich gut informiert nach einem Tag“, antwortete Fara schniefend.

      „Ich bin schon länger hier in Villa Patria. Da hat man so seinen Freundeskreis. Vitus und manchmal Roccus gehören dazu. Ich bin einer der Stellvertreter von Flavius und bekomme meistens die ungewöhnlichen Aufgaben.“

      „Fara. Ich heiße einfach nur Fara“, sagte sie.

      „Hast du denn keinen richtigen langen Namen?“, fragte Alban.

      „Hier bin ich die Sklavin Fara. Das andere gehört zu meinem früheren Leben und das ist wohl endgültig vorbei.“ Fara wickelte sich in ihr Sagum ein, hockte sich zusammengesunken auf einen Stuhl in der Wachstube und blickte trübsinnig in irgendeine Ecke des Zimmers. Tränen rollten wieder über ihr Gesicht. Das war heute zu viel für sie. Alles neu. Alle gegen sie. Man wollte sie sogar umbringen.

      Als Alban Fara so traurig und weinend sitzen sah, ging er zu ihr hin und wollte tröstend seinen Arm um sie legen.

      „Fass mich nicht an“, fauchte Fara und richtete sich mit ihrem Messer in der Hand auf.

      „Ich wollte dich doch nur trösten“, verteidigte sich Alban.

      „Die Art von Trösten kenne ich. Das will jeder Mann. Aber nicht bei mir“, fauchte Fara.

      „Ich habe schon eine Prinzessin. Dafür brauche ich dich nicht. Vitus hat Recht. Du bist ‚Prinzessin-rühr-mich-nicht-an‘ und hasst die Männer bis auf den Tod.“ Alban setzte sich auf einen Stuhl weit weg von Fara.

      Verblüfft schaute Fara ihn an. „Das ist nicht wahr. Ich hasse sie nicht. Nur die, die sich mit Gewalt alles nehmen. Für die werde ich zur Furie. Drei von denen haben es nicht überlebt. Soweit stimmt schon ‚bis auf den Tod‘.“

      Alban riss die Augen auf.

      „Eine Prinzessin wird nur als Jungfrau verheiratet. Sonst gilt man als Hure. Schon deshalb ist das so“, ergänzte Fara leise.

      Lange Zeit sprach keiner. Jeder hing seinen Gedanken nach.

      Fara hatte aufgehört zu weinen. „Gibt es keine Herrin hier in Villa Patria?“

      Alban überlegte eine Weile. „So genau weiß ich es nicht. Aber wir hatten nach dem Tod von Octavius schon zwei angehende Herrinnen.“

      Fara hob die Augenbrauen.

      Alban erzählte weiter. „Markus war bei den feinen Familien schon immer ein gern gesehener Gast, vor allem bei den Töchtern auch weil er reich ist. Die Zeit nach dem Tod seines Vaters war für ihn schwer. Lucius wollte die Mercatoria Salinum übernehmen, weil er die neuen Ideen von Markus als Spinnerei ansah. Dann machte auf einmal das Bankhaus Probleme. Aber ich schweife ab. Zuerst brachte er eine Schönheit von Mädel an, natürlich von begüterten Eltern. Die wollte von früh bis spät bedient werden, hatte die extravagantesten Wünsche und wenn ihr etwas nicht passte, hatte sie Kopfschmerzen. Im Grunde langweilte sie sich in Villa Patria. Als Markus öfter geschäftlich auf Reisen war, ging sie wieder zu ihren Eltern zurück.“

      Alban marschierte in den Gang hinaus. Dort schloss er das Eingangstor zum Gefängnis und löschte die Fackel im Gang. Als er zurückkam, machte er es sich wieder auf seinem Stuhl bequem.

      Fara versuchte, Alban zum Weitererzählen zu bewegen. „Was war mit der zweiten Frau?“

      „Erst nach einem halben Jahr erschien bei uns eine Neue“, begann Alban. „Die kam mit zwei eigenen Pferden, die sie abgöttisch liebte. Fast täglich ritt sie mit ihnen aus. Wir mussten laufend eine Wachmannschaft für sie zur Begleitung bereitstellen. Die große Schönheit war sie nicht, aber sie ging in den allerfeinsten Kleidern. Sie besuchte alle Gladiatorenkämpfe, die in der Gegend stattfanden. Selbst bis Aquileia ist sie deshalb geritten. Das Schlimmste aber war, dass sie ständig eine Peitsche bei sich trug und gern auf alle einschlug, ob nun Sklave oder Freier. Ausgerechnet in Villa Patria, wo seit Jahrzehnten durch Octavius und Markus die Peitsche und Sklavenantreiber verpönt waren. Als die ersten freien Handwerker Villa Patria verlassen wollten und es fast zu einer Revolte kam, hat Markus sie fortgeschickt. Seitdem versucht unsere Dorfschönheit, Amelia, bei Markus zu landen. Die hält sich wegen ihrer Schönheit für etwas Besseres und wäre gerne hier die Herrin. Aber Markus hatte die Schnauze voll von den Weibern. Deshalb hat sich Amelia jetzt an Lucius gehängt.“

      Alban sann einen Moment nach. „Aber nicht, dass du denkst, du als Prinzessin könntest dich an Markus heranmachen. Der hat so eine Wut auf dich.“

      „Meine Befürchtung war eher, dass ich als Prinzessin bei einer Herrin ein Dorn im Auge bin, weil Markus mich hergebracht hat. Obwohl es eine Menge drastischere Möglichkeiten für ihn gibt, sich an mir zu rächen“, entgegnete Fara.

      „Das habe ich auch erwartet. Markus kann, wenn notwendig, hart werden. Aber bei dir? Irgendetwas passt da nicht zusammen“, sinnierte Alban.

      Fara sah zu Alban hinüber. „Bitte zeige morgen früh nur Markus die Schlangen. Er sollte wissen, was hier in Villa Patria so passiert.“

      „Hm, das hätte ich sowieso gemacht“, bestätigte Alban. „Jetzt versuche zu schlafen. Ich soll dich schon in der Morgendämmerung wecken.“

      Fara kletterte auf den Tisch und versuchte, sich so bequem wie möglich hinzulegen. Unter ihrem Sagum hatte sie weiterhin ein Messer in der Hand.

      Alban saß weiterhin auf seinem Stuhl. Ihm fielen mit der Zeit die Augen zu.

      „Alban?“, fragte Fara leise.

      „Hm?“ Alban schreckte aus seinen Gedanken hoch.

      „Danke.“

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