nicht einmal, Wetten auf ihn anzunehmen. Es sind immer zwei Becher und
…«
»… der Schaum vom dritten«, ergänzten Malvin und Barus gleichzeitig
»Wenigstens verunreinigt er heute nicht den Boden«, brummte Malvin
erleichtert.
Doch Toslot schien die Bemerkung gehört zu haben, und während er die
Scharte auswetzte, blickte der Wirt ächzend zur Decke der Schenke hinauf.
»Also bleibt er sich auch darin treu.«
»Nun, was ist mit Helderim, dem Händler?«, nahm Barus den Faden
wieder auf.
»Schuhe und Stiefel«, knurrte Esyne missmutig. »Es geht natürlich um
Schuhe und Stiefel. Helderim meint doch tatsächlich, wir Schuster in Eternas
könnten nicht mehr genug davon anfertigen. Er will jetzt Schuhe und Stiefel
aus der Nordmark erwerben und in seinem Laden anbieten. Aus der
Nordmark, ha!« Esyne leerte ihren Becher mit Blutwein und ließ sich
nachschenken. »Die haben doch keine Ahnung, welches Schuhwerk wir
brauchen. Bei dem steinigen Gelände der Hochmark muss eine Sohle gut und
fest sein. Wir laufen nicht auf solch zartem Boden herum wie die aus der
Nordmark, ha!«
Barus glaubte nicht, dass das Schuhwerk aus der Nordmark schlechter war,
aber Esynes stimmliche Qualitäten geboten ihm, seine Meinung für sich zu
behalten.
»Nun, was ist, was meinst du?« Esyne stieß Barus auffordernd an.
»Brauchen wir das Zeug aus der Nordmark?«
Malvin blickte über sie hinweg zu einem der Fenster und polierte
geistesabwesend die Platte seines Tresens. Der Rahmen des Fensters war mit
frisch geöltem Darm bespannt und bot einen annähernd freien Durchblick auf
die Straße, die am »Donnerhuf« vorbei nach Eternas hineinführte.
Barus bemerkte, dass Malvins Aufmerksamkeit von einem Vorgang auf
der Straße abgelenkt wurde. »Was ist los?«
»Reiter«, murmelte Malvin irritiert und ließ seinen Lappen sinken.
Der Schankwirt war früher ein erfahrener Pferdelord gewesen, und aus
seiner Reaktion schloss Barus, dass an diesen Reitern etwas nicht stimmte. Er
wandte sich um und erkannte den Grund für Malvins Irritation. Einer der
Reiter, der von ungewöhnlich kleiner Statur war, trug einen anderen Mann
vor sich im Sattel.
»Es scheint Ärger gegeben zu haben«, sagte Malvin und trat hinter seinem
Tresen hervor. »Das muss eine der Scharen sein, die an der Grenze
patrouillieren.«
»Vielleicht sind sie dort auf Barbaren gestoßen?«, mutmaßte Barus.
Auch andere Gäste waren auf das Geschehen aufmerksam geworden und
traten nun zu den Fenstern an der Stirnseite des Schankraums, um noch einen
Blick auf die vorbeireitende Gruppe zu werfen. Malvin schob den Lappen
nervös von einer Hand in die andere. »Sie haben Verwundete, und es fehlt ein
Pferd. Es hat offenbar eine Menge Ärger gegeben.«
Sie traten hinaus unter das kleine Vordach der Schenke und sahen der
Gruppe nach, die langsam zwischen den Häusern verschwand.
»Ich glaube, der Kleine war Dorkemunt«, sagte Esyne. »Den kenne ich.
Für den habe ich ein paar wirklich feine Stiefel gemacht.«
»Wir alle kennen Dorkemunt«, brummte Barus. »Er hat damals den
Anführer der orkischen Legion erschlagen. Aber wer, bei den Goldenen
Wolken, war denn bloß der andere Kleine auf seinem Sattel?«
Das hätte Malvin auch zu gerne gewusst. Es sah ganz nach Neuigkeiten
und durstigen Kehlen aus.
Sie wollten sich gerade wieder in die Schenke begeben, als Barus in
südlicher Richtung erneut eine Bewegung auf der Straße wahrnahm. »Da
kommt noch jemand. Sieht aber nicht nach einem Pferdelord aus.«
Sie sahen eine einsame Gestalt, die drei Packpferde hinter sich herzog,
welche mit Bündeln und kleinen Kisten beladen waren. Es war ungewöhnlich,
dass der Mann kein Reittier dabeihatte, denn kein vernünftiger Mensch
machte sich allein auf einen weiten Fußweg. Und dass dieser Mann weit
gewandert war, erkannte man an seiner Erschöpfung und an der Staubschicht,
die Mensch und Tiere gleichermaßen bedeckte. Die drei Pferde waren an den
Zügeln miteinander verbunden und trugen keine Sättel, sondern die typischen
Tragegestelle mit ihrer ledernen Verschnürung.
»Bei den Goldenen Wolken, wer ist das?«, knurrte Malvin und musterte
den Neuankömmling, der den »Donnerhuf« nun fast erreicht hatte,
interessiert. »Hallo, Fremder, möge Euer Pferd Euch weit tragen«, grüßte
Malvin den Mann. »Und Euch zu einem guten Heim führen.«
»Oh, es hat mich bereits weit getragen.« Der Mann lächelte. »Oder besser
gesagt, ich habe es weit geführt.«
»Willkommen in Eternas«, sagte Malvin eifrig und wies auf die offene Tür
seiner Schenke. »Ihr könnt sicher eine kleine Erfrischung gebrauchen.«
»Das ist wohl wahr«, bestätigte der Fremde. Seine Stimme klang
angenehm sanft, doch war sein Gesicht von der Kapuze seines langen
Gewandes verborgen, die er trotz der Wärme übergestreift hatte. Jetzt trat der
Mann an den Vorbau des »Donnerhufs« heran und schlang die Zügel des
Führungspferdes an einen der metallenen Ringe, die für diesen Zweck dort
eingelassen waren. Als er nun die Kapuze nach hinten streifte, kam ein
freundliches Gesicht zum Vorschein. Es war schmal geschnitten und von
grauem Haar umkränzt. Über seinem rechten Auge hob sich deutlich eine
Narbe ab. »Mein Name ist Lomorwin«, stellte er sich vor. »Ich bin Händler
und komme aus der Südmark.«
»Händler?« Esynes Stimme hatte diesen unterschwelligen Ton, den sie
immer dann annahm, wenn ihre