Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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      Lomorwin mit seinen Leuten im Gasthaus. Am nächsten Morgen wechselten

      sie auf die andere Seite des Flusses und zogen dem Gebirge entgegen. Der

      Weg führte sie am legendären Hammerturm vorbei, der sich über einem

      kreisförmigen Areal erhob, das wohl zwei Tausendlängen umfasste und einen

      wüsten, trostlosen Anblick bot. Klaffende Spalten durchfurchten den Boden,

      über den noch immer die zermalmten und verbrannten Überreste von Waffen

      und anderem Kriegsgerät verstreut lagen. Es war offensichtlich, dass hier

      einst eine furchtbare Schlacht getobt hatte. Welche Mächte mussten hier

      aufeinandergeprallt sein, um so eine Zerstörung zu bewirken? Der Boden war

      noch immer an einigen Stellen verbrannt, doch inzwischen schob sich neues

      Gras über diese Wunden, und Bäume begannen das Areal von Neuem zu

      erobern. Die Natur holte sich zurück, was Menschen und Orks ihr genommen

      hatten.

      Menschen, Orks und der Weiße Zauberer. Denn es war ungewiss, welcher

      Seite man die Weißen Zauberer überhaupt zurechnen sollte. In früheren

      Zeiten waren die Weißen und Grauen Zauberer die Freunde der Menschen

      gewesen, doch seit der großen Schlacht auf der Ebene von Alneris hatte

      niemand mehr von einem Zauberer gehört. Lomorwin konnte nicht glauben,

      dass diese mächtigen Wesen nicht mehr existierten. Irgendwo musste es sie

      noch geben, aber keiner wusste, wo, und keiner wusste, ob sie den Menschen

      noch wohl gesinnt waren. Zur Zeit der letzten großen Schlacht hatten

      jedenfalls einige der Zauberer auf der Seite des Schwarzen Lords gewirkt.

      Die Zauberer waren eigenartige Wesen, niemand wusste genau zu sagen,

      woher sie kamen. Sie waren unsterblich wie die Elfen und verfügten über

      starke Zauberkräfte und großes Wissen. Sie begannen als Graue Zauberer und

      zogen in dieser Phase ihres Lebens durch die Länder, sammelten Kenntnisse

      und taten wunderliche Dinge, meist zur Freude der anderen Lebewesen, denn

      die Zauberer waren stets freundlich und hilfsbereit. Irgendwann stiegen sie

      dann in die Phase des Weißen Zauberers auf. Von diesem Moment an lebten

      sie an einem festen Ort, wie dem Hammerturm. Doch nun schien es keine

      Zauberer mehr zu geben, weder Graue noch Weiße.

      Lomorwin und seine Begleiter betrachteten den Hammerturm mit

      Unbehagen und waren froh, als sie ihn und die umliegenden Wälder hinter

      sich gelassen hatten. Das Gelände vor ihnen stieg nun erst sanft, dann immer

      steiler an, bis es sich zu den Ausläufern des Gebirges auffaltete.

      Lomorwin registrierte mit Unbehagen den Sonnenstand. »Wir werden die

      Hochmark nicht vor der Nacht erreichen.« Ildorenim nickte zustimmend. »Ich

      denke, wir sollten uns einen geschützten Platz für das Nachtlager suchen. Die

      Worte des Händlers gehen mir nicht aus dem Sinn.«

      »Ja, ich spüre deine Anspannung, mein guter Freund.«

      Vor ihnen tauchten die Überreste einer alten Festung auf. Ildorenim wies

      auf die Ruinen. »Ein ehemaliger Grenzposten. Vielleicht noch aus der Zeit

      der ersten Könige, guter Herr Lomorwin. Er scheint zerfallen, aber ich denke,

      seine Mauern bieten noch immer Schutz.«

      Lomorwin nickte. »Du hast sicher recht. Nun gut, verbringen wir die Nacht

      im Schutz der alten Mauern. Morgen ziehen wir dann weiter in die

      Hochmark.«

      Kapitel 5

      Die Höhle lag weit im Osten, noch ein gutes Stück hinter den weißen

      Sümpfen. Es war eine große Höhle, eigentlich eher ein Höhlensystem. In dem

      oberen Gewölbe konnte man auf einem Felsabsatz Ruinen erkennen, die

      verrieten, dass einst Zwerge hier gelebt und geschürft hatten, doch nun reichte

      das Labyrinth aus Gängen und Kavernen sehr viel tiefer in die Erde hinein,

      als Zwerge je gegraben hätten. Je tiefer man kam, desto wärmer wurde es,

      und aus manchen Spalten im Fels loderten die Flammen brennenden Gesteins

      hervor. An den Wänden der Höhle zogen sich breite Stege entlang, die aus

      Holz und Metall errichtet waren und mit dem umgebenden Stein

      verschmolzen schienen, als seien sie gleichsam daraus hervorgewachsen.

      Seltsam harmonisch und zugleich doch offensichtlich Fremdkörper.

      Die Höhlen waren von einer Kakofonie der verschiedensten Geräusche

      erfüllt. Man hörte das Hämmern von Schmieden, das Knarren riesiger Räder,

      welche vom Wasser herabstürzender Bäche angetrieben wurden, und das

      Gebrüll der Wesen, die diese Welt mit dumpfem Leben erfüllten.

      Die Decke der oberen Höhle, welche einst die Zwergenstadt barg, war

      aufgebrochen worden, damit man rasch an die Oberfläche gelangen konnte.

      Dort oben stand eine Stadt, die eine für menschliche Sinne verwirrende

      Ordnung aufwies. Aber es war ja auch eine Stadt der Orks. Hier gab es weder

      Geschäfte noch Schenken, nur endlos scheinende Reihen von kleinen Hütten,

      die aus Stein oder aus Holz errichtet waren und bei deren Bau offensichtlich

      alles Verwendung gefunden hatte, was den Besitzern der Hütten in die Hände

      fiel. In die Mauern waren wahllos Rüstungsteile eingelassen, die sowohl von

      Orks als auch von deren Feinden stammten. Manchmal schienen die Trophäen

      dazu zu dienen, den Ruhm des Hüttenbesitzers zu bezeugen, doch meist

      verdeckten sie nur Löcher und Risse in den Wänden oder Dächern.

      An verschiedenen Stellen der Stadt waren Fütterungsstellen angelegt, über

      denen beständig Rauch aufstieg. Hier sammelten sich die Orks, um ihre

      Rationen zu empfangen, wobei immer wieder Streit entstand, der von

      bewaffneten Rundohren rücksichtslos geschlichtet wurde. Und wer mit seiner

      Essensration nicht zufrieden war, endete rasch selbst als Nahrung.

      Diese Stadt schien ohne Ordnung und unbeständig, denn da die Legionen

      täglich wuchsen, dehnte sich auch die Stadt jeden Tag weiter aus.

      Einst hatten hier riesige Wälder gestanden. Uralte Bäume mit runden oder

      spitzen