abgekühlt, denn augenscheinlich handelte es sich nur um Gold.
»Die Währung des Königreichs Alnoa, guter Herr Wirt. Damit bezahlt man
dort Waren und Arbeitsleistungen.«
»Damit?« Malvin nahm eine der goldenen Scheiben und untersuchte sie
genauer. Eigentlich war es gar keine Scheibe. Das Goldstück hatte den
Durchmesser eines kräftigen Daumens und war relativ dünn. Doch seine
Form entsprach eher einer winzigen Schüssel als einer Scheibe. »Was soll
denn daran von Wert sein?«
Lomorwin lächelte. »Es ist natürlich nicht das Material, guter Herr Malvin.
Gold ist recht hübsch anzusehen und widersteht der Witterung, doch
ansonsten ist es nur von geringem Wert. Es ist das Siegel des Königs, das den
Schüsselchen ihren Wert verleiht. Seht hier, in der Mitte der Wölbung.«
Auch Esyne beugte sich interessiert vor. Im Boden des goldenen
Näpfchens konnte sie eine Prägung mit der stilisierten Darstellung eines der
weißen Bäume erkennen.
»Das ist das Siegel des Königs?«, fragte die Schuhmacherin verblüfft.
»Des Königs von Alnoa, richtig«, bestätigte der Händler. »So bürgt er mit
seinem Namen für den Wert der Goldstücke.« Er bemerkte die Skepsis der
anderen. »Damit bezahlt man alle Waren und Leistungen. Jede hat ihren
Gegenwert in Schüsselchen, und nur der König darf diese fertigen lassen.«
Malvin zuckte die Achseln. »Ich denke nicht, dass sie von Wert sind. Das
Gold kann schließlich jeder aus dem Boden kratzen, und selbst der Baum lässt
sich von einem Schmied mühelos prägen.«
»Ja, das stimmt«, räumte Lomorwin ein. »Aber ein Schmied, der dies ohne
Einwilligung des Königs täte, würde von der Gilde ausgestoßen werden, und
ihr könnt Euch sicherlich denken, was das bedeutet.«
Jeder wusste, was eine Gilde war. Sie prüfte die Fertigkeiten eines jeden
Handwerkers, bevor er seine Berufsbezeichnung führen durfte. Ein schwerer
Verstoß gegen das Recht der Gilde konnte dazu führen, dass man
ausgeschlossen wurde, was wiederum zur Folge hatte, dass der Verstoßene
keine Arbeiten mehr ausführen durfte, ganz gleich in welchem Handwerk.
Dann blieb ihm nur noch die schlecht entlohnte Arbeit auf einem der Gehöfte,
wenn er nicht verhungern wollte.
»Und Ihr sagt, guter Herr Lomorwin, mit diesen Schüsseln lassen sich
Waren und Leistungen erwerben?«
Lomorwin nickte. »Überall im Königreich von Alnoa, und inzwischen
auch in den unteren Marken der Pferdelords. Euer König Reyodem erwägt
nun, eigene Goldschüsselchen zu prägen.« Der Händler schob die Näpfchen
in seinen Beutel zurück. »Nun sagt mir also, guter Herr Wirt, was Ihr für die
Unterkunft verlangt.«
Malvins Augen funkelten einen Moment lang vor Gier. Er war zunächst
versucht, die kleinen Holzscheiben zu fordern, welche der Hochmark so lange
als Währung gedient hatten. Aber ihr Wert war mittlerweile ebenso wie der
des Holzes gesunken. »Nun, Eisenplättchen oder diese goldenen
Schüsselchen wären wohl recht. Wie lange wollt Ihr bleiben?«
»Ich weiß es noch nicht«, räumte der Händler ein. »Ich will sehen, mit
welchen Waren ich hier handeln kann.«
»Dann bezahlt mich bei Eurer Abreise, werter Herr Lomorwin«, entschied
Malvin und griff nach dem tönernen Krug. »Noch etwas Blutwein?«
Besser konnte es kaum laufen. Eine Patrouille, die offenbar an der Grenze
einen Kampf gefochten hatte, und nun ein weit gereister Händler. Es würde in
den kommenden Tagen viele Geschichten geben und viele durstige Zuhörer.
Kapitel 7
Einohr spürte noch immer den Schock in seinen Gliedern. Er war sich völlig
sicher gewesen, dass sie den fliehenden Zwerg stellen und erledigen würden,
doch dann waren plötzlich diese verfluchten Pferdelords aufgetaucht, mit
ihren flatternden grünen Umhängen und ihren scharfen Klingen, und mit den
Pferden, die sie so schnell zwischen die Gruppe der Orks getragen hatten.
Einohr zupfte nervös an dem Stummel, der ihm von seinem linken
Spitzohr geblieben war. Schon einmal war er den Pferdelords begegnet,
damals, als es schien, man würde die Menschenwesen endgültig besiegen
können. Bei der Schlacht hatte die Lanze eines Reiters sein Ohr durchstoßen
und den größten Teil davon abgetrennt. Aber Einohr konnte sich glücklich
schätzen, denn er hatte die Begegnung im Gegensatz zu den meisten anderen
seiner Mitstreiter überlebt. Er vermisste den abgetrennten Teil seines Ohres
auch nicht sonderlich, denn der verstümmelte Rest verhalf ihm zu größerem
Ansehen. Schließlich hatte er mit den Menschenwesen im Kampf gestanden.
Inzwischen war Einohr zum Unterführer aufgestiegen, und seine Schläue
hatte ihn bislang davor bewahrt, im Konkurrenzkampf mit den anderen den
Kürzeren zu ziehen. Niemand ahnte, dass Einohr ein wenig nachgeholfen
hatte, als sein Vorgänger ausgerutscht und in den feurigen Abgrund gestürzt
war. Aber nach Einohrs Auffassung hatte der alte Unterführer sein Schicksal
verdient, denn er war nicht vorsichtig genug gewesen. Einohr hingegen war
vorsichtig. Wenn es gutes Menschenfleisch gab, aß er immer ein Stück abseits
der anderen, um nicht in die Raufereien der Rundohren zu geraten, die zwar
schrecklich dumm, aber auch ungeheuer stark waren. Er achtete auch darauf,
seiner Gruppe niemals voranzugehen, zumindest nicht in gefährlichem
Gelände oder wenn sie dem Feind begegneten. Seine Aufgabe war es
schließlich, seine Gruppe zu führen, und als Kadaver war ihm das kaum
möglich.
Natürlich achtete Einohr darauf, dass er nicht in den Ruf kam, feige zu
sein. Bei der Eroberung