Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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einem immer größer werdenden baumlosen Areal. Kolonnen von

      Arbeitern rückten in endlosen Strömen aus, schlugen Bäume und schleiften

      sie in die Stadt. Dort wurden die Äste abgetrennt und, so sie eine akzeptable

      Länge und einen geraden Wuchs aufwiesen, zu Lanzen und Pfeilen

      verarbeitet. Die Stämme warf man durch das große Loch in das unterirdische

      Höhlensystem, doch der Bedarf an Holz war kaum zu stillen, denn die

      Legionen wuchsen.

      In einer Seitenhöhle des Gangsystems beobachtete ein Ork in einer

      tiefroten Robe, wie fast gleichzeitig ein Spitzohr und ein Rundohr aus ihren

      Schleimbeuteln hervorgezerrt wurden. Der Ork war der Brutmeister dieser

      Stätte und als Herr über Leben und Tod verantwortlich für das Wachstum der

      Legionen. Als der frische Wurf von seinem Schleim befreit wurde, stieß der

      Brutmeister ein heiseres Knurren aus, und in seinem fast menschlich

      wirkenden Gesicht zeigten sich für einen Moment die kräftigen Fänge eines

      Rundohrs. Er packte einen der Brutgehilfen bei dessen brauner Robe und zog

      ihn zu sich heran.

      »Du da, der Schwarze Lord ist nicht zufrieden. Er will eine höhere

      Wurfrate.«

      Das Spitzohr quiekte ängstlich. »Er will immer eine höhere Wurfrate.

      Immer mehr. Was sollen wir denn machen? Der Schleim gibt nicht mehr

      her.«

      Der Brutmeister fauchte, und das Spitzohr legte unterwürfig seine Ohren

      an. »Brutmeister, wir tun, was wir können. Wir haben ein Stück tiefer weitere

      Höhlen angelegt. Dort ist die Hitze größer, aber die Nährstoffe sind knapp. Ihr

      wisst doch, Brutmeister, die große Hitze zerstört die Nährstoffe.« Das

      Spitzohr deutete mit seinen Händen zwei Schüsseln an und verschob sie dann

      langsam gegeneinander. »Es gilt abzuwägen, Brutmeister, zwischen der Hitze

      und dem Gehalt der Nährstoffe. Zu viel von dem einen bedeutet zu wenig von

      dem anderen.«

      Der Brutmeister ließ das Spitzohr los. »Der Schwarze Lord interessiert sich

      nicht dafür. Er erwartet Ergebnisse. Die Formierung der Legionen dauert ihm

      zu lange. Er will mehr Legionen, und er will sie schneller.«

      »Er will mehr Legionen, und er will sie schneller«, äffte das Spitzohr nach

      und machte einen Satz nach hinten, als die Klaue des Brutmeisters

      vorschnellte. Das Spitzohr war zu langsam, und der Brutmeister schnürte

      seine Hand um die Kehle des Brutgehilfen, der erneut quiekte und dann

      ängstlich unter sich auf den Boden machte.

      Der Brutmeister bleckte seine Fänge. »Vielleicht solltest du öfter unter

      dich machen, du Made«, zischte er. »Wenigstens ein paar Nährstoffe, die du

      hervorbringst. Aber vielleicht sollte ich dich auch gleich ganz verfüttern, was

      meinst du?«

      Das Spitzohr schüttelte hastig den Kopf, streckte diesen dann in den

      Nacken und entblößte unterwürfig seine Kehle. Der Brutmeister knurrte

      verächtlich und ließ das Spitzohr fallen, das nun eilig aus der Reichweite

      seiner Arme krabbelte.

      Dann sah der Brutmeister zu den frisch geschlüpften Orks und

      beobachtete, wie man ihnen die Augen auswusch. »Gibt es wenigstens

      Fortschritte bei den Augen?«

      Die Ohren des Brutgehilfen legten sich noch platter an den Schädel als

      zuvor. »Äh, Brutmeister, wir haben wirklich alles versucht. Die

      unterschiedlichsten Zusammensetzungen der Nährstoffe, Wechselwärme …«

      »Also ein Fehlschlag«, stellte der Brutmeister fest.

      »Unsere Augen sind hervorragend«, sagte das Spitzohr hastig. »In der

      Nacht sehen wir weitaus besser als die Menschenwesen.«

      »Das ist es ja, du Made!«, brüllte der Brutmeister wütend, und hätte das

      Spitzohr noch über ein wenig Darminhalt verfügt, hätte es nun gewiss auch

      diesen unrühmlich verloren. »Wir sehen gut in der Nacht, das ist wahr, doch

      das Tageslicht blendet uns viel stärker als die Menschen. Sie machen sich das

      zunutze, du Made. Sie blenden uns mit Feuern, die sie von den Wällen ihrer

      Festungen werfen, oder formieren sich so, dass uns die Sonne in die Augen

      scheint. Wir brauchen Augen, die den ihrigen auch am Tag ebenbürtig sind.

      Der Schwarze Lord kann nicht immer dunkle Wolken schicken, die unsere

      Augen abschirmen.«

      »Aber das müsste ihm doch leichtfallen, bei all seiner Macht.«

      Der Brutmeister musterte den Gehilfen. »Was willst du denn damit

      sagen?«

      »Nichts«, versicherte das Spitzohr hastig. »Gar nichts.«

      Der Brutmeister wies auf die geschlüpften Orks. »Rote Augen. Immer nur

      rote Augen. Sie sind tagsüber zu empfindlich. Schaffe mir Orks mit einem

      roten und einem blauen Auge, und der Schwarze Lord wird zufrieden sein.«

      »Aber das geht nicht, Brutmeister«, beteuerte das Spitzohr. Dann dachte es

      an das Schicksal einiger seiner Vorgänger und fügte schnell hinzu, dass man

      es natürlich versuchen werde. »Immer weiter werden wir es versuchen,

      Brutmeister, und bald wird es uns sicherlich gelingen.«

      »Es sei dir angeraten, Made.« Der Brutmeister spuckte aus und wandte

      sich um.

      Das Spitzohr lehnte sich ächzend an die Wand, als die große Gestalt mit

      der roten Robe die Höhle verlassen hatte, dann schaute es zu den anderen

      Spitzohren hinüber. »Gebt euch mehr Mühe, ihr Maden, oder ich lasse euch

      als Nährstoff verfüttern. Ihr habt den Meister gehört, strengt euch stärker an.«

      Der Brutmeister schritt einen der Stege entlang und musterte zufrieden das

      geschäftige Treiben um ihn herum. Die Rüstungsproduktion schritt gut voran.

      Sie fanden viel gutes Erz, aus dem sie das Eisen für Harnische und Waffen

      gewinnen konnten. Aus einer der Nebenhöhlen drang Gebrüll zu ihm herüber,

      und als er einen Blick hineinwarf, sah er, wie sich eine