aufeinander los, bis einer der Unterführer dazwischentrat und zwei von ihnen
mit dem Schlagschwert zu Nährstoff verwandelte. »Spart euch eure Kräfte für
die Menschenwesen auf«, knurrte der Unterführer. »Es gibt noch genug
davon für jeden von euch. An ihnen könnt ihr euch gerne austoben, ihr
Maden.«
Der Brutmeister war recht zufrieden mit den Rundohren. Hervorragende
Schläger, die Mut im Kampf bewiesen. Es war bedauerlich, dass sie nicht zu
mehr taugten. Sie waren nicht wirklich dumm, aber sie verspürten keine
Neigung, kompliziertere Handlungen auszuführen, und begnügten sich damit,
mit Rüstung, Schlagschwert und Spieß auf den Feind loszustürmen. Darin
waren sie gut, das machte ihre Stärke aus.
Die kleinen Spitzohren waren schlauer, daher wurden sie auch zu
Bogenschützen ausgebildet. Sie hatten zwar nicht den Mut der Rundohren,
aber sie waren gut geeignet, Hinterhalte zu legen oder Massen von Pfeilen auf
den Feind zu schießen. Etliche von ihnen konnten inzwischen auch gut mit
den neuen Querbogen umgehen, die kleine metallene Bolzen verschossen,
welche jede Rüstung durchschlugen. Die Spitzohren waren es auch, die die
komplizierteren Belagerungsgeräte wie Bolzenwerfer, Katapulte und
Belagerungstürme bedienten. Für Sturmleitern waren die kleinen Burschen
nicht geeignet. Man brauchte nun einmal Mut, die Leitern an eine verteidigte
Mauer zu stellen und hinaufzuklettern, und das lag wiederum eher den
Rundohren.
Der Brutmeister stieß ein leises Fauchen aus, als er wieder an die Augen
denken musste. Sie waren ein wirkliches Ärgernis. In der Dunkelheit, wenn
die Orks den Menschen an Sehkraft überlegen waren, zogen sich diese in den
Schutz ihrer Festungen und Häuser zurück. Und wenn die Orks dann
angriffen, entzündeten die Menschenwesen Feuer oder schleuderten
brennende Bündel über die Mauern hinab, welche die Orks blendeten. Er
konnte den Wunsch des Schwarzen Lords durchaus verstehen, aber noch
niemand hatte einen Weg gefunden, die Augen der Orks weniger
lichtempfindlich werden zu lassen.
Er stieg in die obere Höhle hinauf und sah die Ruinen der alten
Zwergenstadt vor sich liegen.
Es war schon lange her, dass die Legionen sie eingenommen hatten, und
längst waren alle Zwergenwesen als Nährstoff verfüttert worden. Der
Brutmeister räumte ein, dass man möglicherweise ein wenig zu vorschnell
gehandelt hatte, denn inzwischen hatte man entdeckt, dass die Tätigkeit der
Zwerge für die Orks hilfreich sein konnte. Aber vielleicht war es noch nicht
zu spät. Nun hatte man eine andere Zwergenstadt eingenommen, und deren
Bewohner hatte man verschont. Zumindest die meisten von ihnen, denn in der
Legion hatte es einige knurrende Mägen gegeben. Der Brutmeister spürte, wie
ihm der Speichel aus den Fängen sickerte, als er an das saftige Fleisch eines
Zwergenwesens dachte. Doch man würde sich noch ein wenig gedulden
müssen, bis es zum Festmahl kam. Erst mussten die Zwerge ein wenig
arbeiten.
Der Brutmeister stieß ein triumphierendes Brüllen aus, und einige der
Umstehenden sahen ihn furchtsam an. Er bleckte die Zähne. »An die Arbeit,
ihr Maden. Habt ihr nichts zu tun?«
Ah, die Zwerge würden es sein, die endlich den Untergang des
Menschengeschlechts ermöglichten. Er selbst würde dafür sorgen, dass die
Legionen weiter wuchsen.
Kapitel 6
Am Ostrand der Stadt Eternas lagen die Töpfereien. Sie standen nahe des
Flusses, dessen lehmiges Ufer reichen Rohstoff für Töpfe, Teller und Becher,
für Vasen und Schalen bot. Inmitten der Töpfereien stand ein kleines Haus,
das sich deutlich von den anderen unterschied, denn davor waren nicht die
üblichen Regale mit feilgebotenen Tonwaren aufgebaut, sondern Gestelle, die
mit ungewöhnlich kleinen Fellen bespannt waren. Sie stammten von jenen
Nagetieren, welche die Bewohner plagten, indem sie sich an ihren Vorräten
gütlich taten.
An einem der Gestelle stand ein grobschlächtig wirkender, stämmiger
Mann mit dichtem schwarzem Haar und einem buschig wirkenden Vollbart,
an dem abzulesen war, dass der Mann vor Kurzem ein Ei gegessen hatte. Der
Mann fädelte sorgfältig einen dünnen Lederriemen durch das Fell eines
Nagers und verspannte den Faden am Rahmen.
»Man muss sehr darauf achten, dass man die kleinen Kerle nicht
zerquetscht«, sagte der stämmige Mann zu einem anderen, der ihm bei der
Arbeit zusah. »Wenn die Körper aufplatzen, leidet das Fell darunter, Toslot.«
Toslot war einer der Bauern Eternas’ und von eher schmächtiger Statur. Er
wurde von ebenjenen Nagetieren geplagt, die der stämmige Mann namens
Barus mit erstaunlicher Kunstfertigkeit erlegte. Barus war stolz auf seine
Fähigkeiten, denn er jagte die Nager nicht nur mit Fallen, sondern vor allem
mit der mächtigen Holzkeule, die zu seinem Markenzeichen geworden war.
Er verstand diese Keule zielsicher zu schwingen und ebenso effektiv zu
werfen.
Barus strich über einige der getrockneten Felle. »Die kleinen Kerle mögen
ja ein Ärgernis sein, Toslot, aber sie haben ein wunderschönes weiches Fell.
Daraus lassen sich erstklassige Pelze fertigen.«
Toslot rieb sich die Nase und beäugte die Rahmen vor Barus’ Haus. »Da
braucht man aber viele Felle für einen ordentlichen Pelz.«
Barus lachte auf. »Es gibt ja auch viele Nager, mein Freund.«
Dann musterte er den Bauern nachdenklich. »Ich stehe dir natürlich gerne
zu Diensten, Toslot. Du sagst, auf deinem Feld und in deinem Speicher
tummeln sich viele von ihnen?«
»Schrecklich viele«, seufzte der