Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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Nordgrenze sicherten, solange sie

      in der Stadt waren. Daher waren sie nun auf ihrem Weg zur Burg von Süden

      her in die Stadt gekommen. Korwin hoffte, dass Larwyn und Tasmund für

      sein Handeln Verständnis haben würden, doch seine erste Sorge galt der

      Hochmark und nicht den Verwundeten.

      Der Schatten des Haupttores fiel über die kleine Schar, und sie hörten die

      Rufe der wachhabenden Schwertmänner, als die Hufe ihrer Pferde über den

      vorderen Burghof klapperten.

      »Was ist geschehen, guter Herr Kormund?«, rief eine der Wachen zu ihnen

      hinüber. »Ihr macht den Anschein, als wäret ihr in ein Gefecht geraten. Und

      was ist das für ein seltsamer kleiner Mann bei euch?«

      »Ihr werdet alles erfahren«, erwiderte Kormund. »Doch zunächst muss ich

      der Hohen Dame Larwyn und dem Ersten Schwertmann Tasmund Bericht

      geben.«

      Einer der beiden Schwertmänner vor dem Haupthaus eilte zu Kormund

      hinüber und nahm die Zügel seines Pferdes, als sich der Scharführer aus dem

      Sattel schwang. Kormund reichte einem weiteren hinzugekommenen

      Schwertmann die Lanze mit dem Berittwimpel, und als dieser das geronnene

      schwarze Blut daran erkannte, verengten sich kurz seine Augen, und er nickte

      Kormund schweigend zu. Der Wimpel würde ohne viel Aufheben vom Blut

      der Bestien gesäubert werden. Aus dem hinteren Burghof eilten nun Männer

      und Frauen herbei, während eine aufgeregte Stimme bereits nach der Heilerin

      Meowyn rief.

      »Gebt acht«, murmelte Dorkemunt erschöpft, als man ihm den

      verwundeten Zwerg aus den Armen nahm. »Er hat viel Blut verloren. Die

      Heilerin soll sofort nach ihm sehen.«

      Auch die anderen schwangen sich nun aus den Sätteln, und der verletzte

      Pferdelord mit dem aufgerissenen Bein stöhnte schmerzerfüllt, als ein

      herbeieilender Helfer versehentlich dagegenstieß. Einer der unverletzt

      gebliebenen Reiter nahm die Zügel der Pferde, um sie zu den Stallungen zu

      führen und zu versorgen. Indessen gingen Kormund und Dorkemunt auf das

      Haupthaus zu, nicht ohne im Vorbeigehen hastig ihren Durst an dem großen

      Brunnen zu stillen, der vor dem Gebäude stand. Kormund blickte zu den

      Fensterbögen hinauf, hinter denen sich das Amtszimmer seines Pferdefürsten

      Garodem befand, und er erkannte Larwyn, die dort mit ihrem Sohn auf dem

      Arm stand und zu ihm hinuntersah. Kormund nickte ihr zu und richtete sich

      seufzend auf.

      »Komm, Dorkemunt, mein Freund«, murmelte er. »Wir haben schlechte

      Nachrichten zu überbringen.«

      »Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, Kormund, mein Freund,

      dass heimkehrende Streiftrupps, die augenscheinlich Feindberührung hatten,

      immer nur schlechte Nachrichten bringen?«

      Kormund lächelte knapp. »Nein, darauf wäre ich niemals gekommen, mein

      Freund. Aber nun lass uns hinaufgehen, die Hohe Dame hat uns bereits

      gesehen und wird schon warten.«

      Sie schritten die Stufen unter dem Vorbau hinauf, durch die massive

      Doppeltür hindurch und traten aus dem gleißenden Sonnenlicht in das

      Halbdunkel des Erdgeschosses. In dem schmalen Gang, den sie betraten,

      brannte auch tagsüber eine Reihe von Brennsteinlampen, denn im

      Erdgeschoss gab es bis auf ein paar schmale Wanddurchbrüche in der großen

      Halle weder Fensteröffnungen noch Schießscharten. Linker Hand führte eine

      Treppe zum mittleren Wehrgang hinauf, der die beiden Burghöfe voneinander

      trennte. Sie folgten dem Korridor und betraten durch eine offen stehende Tür

      die große Versammlungshalle.

      Einer der riesigen Brennsteinleuchter war entzündet, und sein düster

      wirkendes Licht hob die Umrisse der Säulen aus schwarzem Stein hervor,

      welche die Halle umgaben. Im Flackern der Brennsteinflammen tauchten

      gelegentlich die zwischen den Säulen aufgestellten Lanzen mit den Bannern

      und Wimpeln der Pferdelords aus dem Dunkel hervor. Nur das große Banner

      mit dem Symbol der Hochmark, das an der Stirnseite des Raumes hing, war

      deutlich zu erkennen. Bänke und Tische der großen Halle waren leer, und die

      Schritte der beiden Männer hallten von den massiven Steinwänden wieder.

      Sie gingen an dem wuchtigen Kamin vorbei und stiegen rechts davon die

      Stufen jener Treppe hinauf, die zum Amtsraum des Pferdefürsten und seinen

      privaten Gemächern führte. Als sie das breite hölzerne Podest vor der Tür

      zum Amtsraum erreichten, legte der hier postierte Schwertmann der Wache

      grüßend die Hand an den Schwertgriff. »Die Hohe Dame Larwyn erwartet

      Euch bereits, Kormund.«

      Der Schwertmann schlug kurz an die schwere Tür und öffnete sie dann.

      Die beiden Pferdelords betraten das Amtszimmer Garodems, und Kormund

      legte grüßend die Hand an den Schwertgriff, während Dorkemunt, der sich

      noch nie wirklich mit Schwertern hatte anfreunden können, die Klinge seiner

      Axt ehrerbietig auf den Boden setzte.

      »Scharführer Kormund vom ersten Beritt«, meldete Kormund förmlich.

      »Zurück vom Streifritt an der Nordgrenze, Hohe Dame Larwyn.«

      Larwyn hatte ihren Sohn in der Zwischenzeit in die Obhut einer der Mägde

      gegeben und stand nun vor dem großen Schreibtisch ihres Gemahls. Sie wies

      auf die gepolsterten Stühle, die vor dem massigen Möbel standen, und

      lächelte. »Ihr seht erschöpft aus, ihr guten Herren. Setzt euch und nehmt eine

      Erfrischung, bevor ihr mir berichtet.«

      Kormund nickte dankbar und stieß Dorkemunt an, der verunsichert nach

      einem geeigneten Stellplatz für seine riesige Streitaxt suchte. Schließlich

      lehnte er sie neben der Tür an die Wand und folgte seinem Scharführer zu den

      Stühlen. Erleichtert seufzend nahmen sie Platz. Larwyn reichte ihnen zwei

      Becher mit kühlem, wohlschmeckendem Wein.

      Sie war sichtlich ungeduldig, Kormunds Bericht zu hören, doch