Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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und war mit dem Blut von Zwergenwesen bedeckt gewesen.

      Wen ging es etwas an, dass der Schnitt von einem scharfkantigen Fels

      herrührte, der ihm bei einem Sturz den Arm aufgeschlitzt hatte? Und

      immerhin hatte er zwei Zwerge erschlagen, auch wenn es nur zwei ihrer

      Weiber gewesen waren. Hatte er nicht lautstark gefordert, auch die restlichen

      Überlebenden zu töten, und so seinen Kampfeseifer bewiesen? Aber Blutfang,

      der Führer der Legion, hatte dies verweigert, da der Schwarze Lord anderes

      mit den Zwergen vorhatte.

      Blutfang und der Schwarze Lord. Die beiden bereiteten Einohr großen

      Kummer. Wie das verwundete Rundohr, das sich nun zusammen mit Einohr

      zur eroberten Stadt der Zwerge zurückschleppte.

      Blutfang hatte Einohr den Befehl gegeben, den fliehenden Zwergenkönig

      zu stellen, und es hatte nach einem einfachen Auftrag ausgesehen. Einohr

      hatte eine halbe Kohorte geführt und war mit siebzig Rundohren und dreißig

      Spitzohren aufgebrochen, eine komfortable Übermacht gegenüber den zehn

      entkommenen Zwergenwesen.

      Aber diese verfluchten Axtschläger hatten sich in den Felsen versteckt und

      Einohrs Halbkohorte einen Hinterhalt gelegt, der eines Spitzohrs würdig

      gewesen wäre. Fast vierzig Orks hatte die Gruppe verloren und dabei nur eine

      Handvoll Zwerge erschlagen können. Sie hatten nicht einmal Zeit gehabt,

      ihren Appetit angemessen zu stillen, denn der Zwergenführer war mit dreien

      seiner Krieger entkommen, und sie mussten ihm nachstellen. So hatte sich die

      kleine Horde nur ein paar der besten Stücke aus dem Fleisch ihrer Opfer

      herausschneiden können und war dann hinter den Flüchtenden hergeeilt. Aber

      schließlich, nach langer Hetzjagd, war nur noch der Zwergenkönig übrig

      geblieben, noch dazu durch einen Pfeil verwundet. Der Trupp war dem

      Flüchtigen dicht auf der Spur gewesen, und Einohr hatte den Auftrag schon

      als erledigt angesehen, als plötzlich die verfluchten Pferdelords erschienen

      waren.

      Ah, der feurige Abgrund möge diese Pferdelords verschlingen. Blutfang

      würde seine Fänge zeigen, wenn Einohr ihm die Botschaft überbrachte, dass

      der Zwerg entkommen war. Einohr musterte das stöhnende Rundohr vor ihm

      auf dem Pfad. Die Lanze eines Pferdelords hatte ihm die Seite durchstoßen,

      sodass das Rundohr viel Blut verlor. Es war fraglich, ob es bis zur

      Zwergenstadt überleben würde. Und selbst wenn, taugte es allenfalls noch als

      Madenfutter.

      Doch auch der Zwergenkönig war schwer verletzt worden und sicherlich

      schon längst verblutet, das würden auch die verfluchten Pferdelords nicht

      verhindert haben können. Ja, der Zwerg war so gut wie tot gewesen, daran

      gab es keinen Zweifel. Einohr konnte also beruhigt sagen, dass der kleine

      Bastard es nicht geschafft hatte, nicht wahr?

      »Ist es noch weit?«, stöhnte das Rundohr wieder.

      Sie würden noch einen ganzen Tag benötigen. Viel zu weit für das

      verletzte Rundohr. Andererseits waren Rundohren oft unerwartet zäh. Was

      wäre, wenn Blutfang unangenehme Fragen stellte? Einohr konnte den Kopf

      des Zwerges nicht vorweisen. Immerhin, der Zwerg konnte in eine tiefe

      Spalte gestürzt sein, was verhinderte, dass er Blutfang die Trophäe brachte.

      Aber das Rundohr war viel zu dumm, um sich nicht zu verplappern.

      Es würde besser sein, wenn nur Einohr Bericht erstattete.

      Das verletzte Rundohr stützte sich vor ihm an einen Felsen, und Einohr

      sah, dass zwischen Brustpanzer und Schenkelschutz dunkles Blut

      hervorsickerte und am kräftigen Oberschenkel hinunterrann. »Ist es noch …

      weit?«

      Einen Pfeil durfte er nicht nehmen, denn Zwerge benutzten keine Bogen.

      Es blieb also nur der Kampfdolch, den jedes Spitzohr am Gurt trug.

      An diesem Abend nagte Einohr lustlos am Schenkelknochen des

      Rundohrs, und das Gesicht des Getöteten zeigte noch immer einen

      verwunderten Ausdruck. Nach wenigen Bissen warf Einohr den Knochen von

      sich. Das Fleisch der Orks war sehnig und zäh und stellte nur gegenüber Brot

      oder dem getrockneten Nährbrei eine Alternative dar. Einohr sehnte sich nach

      dem saftigen Fleisch eines Menschenwesens oder eines Zwerges. Am

      schmackhaftesten waren die Weiber, wenn sie kurz vor dem Kalben standen.

      Es war an der Zeit, wieder in die Zwergenstadt zu kommen. Der Brutmeister

      würde ja wohl kaum alle Zwerge zum Arbeiten benötigen.

      Einohr zupfte an seinem Ohrstummel, dann zog er seinen Dolch aus der

      Kehle des Rundohrs und säuberte ihn, indem er ihn einige Male in den

      Erdboden stieß. Er dachte erneut an Blutfang. Er würde dem Legionsführer

      einen vernünftigen Bericht liefern und dann endlich wieder vernünftiges

      Fleisch zwischen die Kiefer bekommen.

      Einohr floss Speichel zwischen den Fängen hervor, als er sich im raschen

      Trott der Spitzohren auf den Weg in die grüne Kristallstadt der Zwerge

      machte. Ja, er würde Blutfang einen guten Bericht abliefern und dann gutes

      Fleisch verzehren.

      Kapitel 8

      Kormunds Schar hatte in der Stadt bereits Aufmerksamkeit erregt, und viele

      der Bewohner hatten dem Scharführer besorgte Fragen zugerufen. Es war

      offensichtlich, dass die Pferdelords einen Kampf bestritten hatten, und der

      Anblick der Verwundeten rief böse Erinnerungen an den Überfall der Orks

      vor knapp vier Jahreswenden in ihnen wach. Kormund versuchte die

      Menschen zu beruhigen, während sie die Pferde durch die Straßen lenkten,

      aber er war doch erleichtert, als sie endlich den breiten Weg erreichten, der

      zur Burg hinüberführte.

      Eigentlich hätten sie von Norden aus direkt die Burg ansteuern müssen,

      ohne die Stadt selbst zu berühren, aber Kormund hatte trotz des Risikos für

      den verwundeten Zwerg einen Umweg nach Westen