Kormunds Lanze im Reitwind. Erst als sich die Ebene von Eternas vor ihnen
öffnete, zügelte Garodem sein Pferd und ließ den Anblick auf sich einwirken.
Die Ebene von Eternas zog sich zwischen den zu beiden Seiten
aufragenden Bergrücken entlang. In der Mitte wurde sie durch den
Gebirgsfluss Eten geteilt, der in sanftem Bogen von Süden nach Norden floss.
Zunächst an der Stadt Eternas vorbei, dann an der gleichnamigen Burg, bevor
er am nördlichen Pass die Hochmark verließ. In der Ebene gab es fetten,
kostbaren Mutterboden, der zusammen mit dem Wasser des Flusses für
fruchtbare Weiden sorgte. Beinahe um die gesamte Ebene zog sich ein dichter
Ring der seltenen Gebirgswälder, die unter dem strengen Schutz Garodems
standen. Vielleicht wäre dies nun, da die Hochmark Holz aus den anderen
Marken erhielt, nicht mehr erforderlich gewesen, aber Garodem wollte
unabhängig bleiben. Denn niemand wusste, ob nicht irgendwann ein erneuter
Krieg gegen die Orks den Handel zum Erliegen bringen würde und die
Hochmark dann wieder auf die eigenen Ressourcen angewiesen war.
Scharführer Kormund trieb sein Pferd neben das des Pferdefürsten, der den
stämmigen Pferdelord lächelnd ansah. »Es kommt mir immer wieder wie ein
kleines Wunder vor, mein guter Herr Kormund, so tief im Gebirge auf solche
Schönheit zu treffen.«
»Guter Grund und gutes Wasser, mein Hoher Lord«, bemerkte Kormund
sachlich. »Und gut zu verteidigen.«
Kormund war nun einmal Soldat und sah es pragmatischer als Garodem,
der Freude am Wachstum seiner Hochmark empfand. Der Pferdefürst nickte.
»Und gute Menschen, mein Freund. Vergesst nicht, dass all dies nicht ohne
die Männer und Frauen erreicht worden wäre, die mir hierhin folgten.«
»Das ist wohl wahr, mein Hoher Lord.« Kormund wies mit der
Wimpellanze über die Ebene. »Die Mark ist gewachsen, weitaus stärker
vielleicht, als wir erwartet haben.« Er sah den Pferdefürsten nachdenklich an.
»Vielleicht sogar stärker, als für die Hochmark zuträglich ist.«
Garodem trieb sein Pferd an. »Wie meint Ihr das, guter Herr Kormund?«
Kormund gab den anderen drei Reitern einen Wink und ritt an die Seite
seines Pferdefürsten. »Immer mehr Menschen leben in Eternas, mein Hoher
Lord. Sie alle wollen versorgt sein.«
Sie trabten nun durch einige der Felder, die Eternas wie ein goldgelber
Ring umgaben. »Die Felder tragen reich und die Vorratskammern sind voll,
guter Herr Kormund.«
»Das kann sich rasch ändern.« Kormund räusperte sich und blickte zu den
Häusern am Stadtrand, denen sie sich nun näherten. »Denkt an den Kampf
gegen die Legion der Orks, den wir vor Jahren ausgefochten haben. Wir
hätten nicht mehr lange bestehen können.«
»Ich weiß, mein Freund«, brummte Garodem.
Sie erreichten die Häuserreihen, und die Hufe ihrer Pferde klapperten über
gepflasterte Straßen. Ein Luxus, der in Eternas zur Notwendigkeit geworden
war, denn die Regenstürme des Herbstes und der Winterzeit durchweichten
den Boden und machten ihn fast unpassierbar für schwere Wagen, die
erforderlich waren, um die Stadt zu versorgen. Inzwischen ließ Garodem auch
die Straße, die Eternas mit der Handelsstraße vor dem Südpass verband, mit
Steinen auslegen und verstärken, denn die Räder der schweren Fuhrwerke
hatten bereits tiefe Furchen in den Boden gegraben. Wenn es regnete,
sammelte sich darin das Wasser, wodurch die Wege unbenutzbar wurden. Die
Bedeckung mit den sorgfältig behauenen Steinplatten sollte dem Abhilfe
schaffen.
Das Pflaster der Straßen verbarg zudem eine Neuerung, die Larwyn auf
den Rat der Heilerin Meowyn hatte umsetzen lassen.
Am Anfang, als man die Stadt mit wenigen hundert Menschen errichtete,
hatten Mann und Frau sich einfach außerhalb der Häuser erleichtert. Die
Gemahlin des Pferdefürsten hatte dafür gesorgt, dass sich das änderte. Sie ließ
Rinnen zwischen den Häusern anlegen, die ein geringes Gefälle aufwiesen
und seitlich mit Mauern eingefasst waren. doch als mit dem Aufblühen des
Handels immer mehr schwere Fuhrwerke durch die Straßen rollten, hatte
Larwyn metallene Rohre gießen lassen, die im Boden versenkt wurden und
den Unrat zum Fluss ableiteten. Dadurch war es möglich geworden, die
wichtigsten Straßen vollständig zu pflastern. Die Ableitung des Unrats hatte
für einige Bewohner Eternas einen neuen Broterwerb gebracht. Seit knapp
einem Jahr gab es die Dungschlepper, welche die wertvollen Exkremente aus
dem Abwasser schöpften und zu den Feldern brachten, wo er als Dünger
verwendet wurde.
»Orks«, brummte Kormund einsilbig.
Garodem sah ihn verwirrt an, und der Scharführer wies auf ein Haus mit
geschwärzten Stellen unter dem Giebel. »Orks, mein Hoher Lord. Damals, als
die Legion der Bestien Eternas überfallen und die Stadt genommen hat. Das
Haus hat damals gebrannt.« Kormund wies auf ein weiter vorne liegendes
Haus. »Dort habe ich damals zwei Rundohren erschlagen, als wir den
Gegenangriff vortrugen. Ah, das war ein guter Kampf, Garodem, mein Hoher
Lord.«
»Das ist wohl wahr«, bestätigte Garodem. »Aber wir waren zu wenige und
hätten ihn beinahe verloren. Aber nun ist das Pferdevolk wieder vereint, und
wir haben ein neues Bündnis mit dem Reich der weißen Bäume und den
Elfen.«
»Und mit den Zwergen«, ergänzte Kormund und lachte leise auf. Das
Lachen verwandelte sein finster wirkendes Gesicht auf erstaunliche Weise.
»Dem tapferen Herrn Balruk und seinen Axtschlägern aus der grünen
Kristallstadt Nal’t’rund.«
Die beiden sahen einander vergnügt grinsend an. Auch der Kampf um die
Kristallstadt,