Rosshaarschweif und des grünen Umhangs, und kein wahrer Pferdelord hätte
mit diesem Brauch gebrochen. Schweiß sickerte unter dem Stirnschutz des
Mannes hervor, sammelte sich in seinem dunklen Bart und tropfte von dort
auf den Boden. Der Schwertmann runzelte die Stirn, als ein anderer Arbeiter
ihm einige kleinere Äste zeigte, sortierte einige von ihnen aus und hielt die
anderen Guntram hin. Der alte Schmied führte die Holzstücke dicht vor seine
Augen, runzelte ebenfalls die Stirn und seufzte leise.
»Krumm und schief. Das taugt allenfalls für die Pfeile eines orkischen
Spitzohrs. Sind ja für ihre schlampige Arbeit bekannt, die Bestien.« Guntram
warf die meisten der Äste achtlos zu Boden und behielt nur drei zurück. »Die
hier mögen brauchbare Pfeile abgeben.« Der Schmied grinste den Kämpfer
zahnlos an. »Und wenn ich sie bearbeite, werden sie sogar ganz
ausgezeichnete Pfeile abgeben.«
Der Schwertmann blickte über Guntrams Schulter hinweg und sah nun
Garodem. Grüßend legte er eine Hand an den Schwertgriff und schlug die
andere zur Faust geballt an seine Brust. Guntram wandte sich um und
blinzelte kurzsichtig. »Ah, nicht die Herrin Larwyn, oder? Nein, nicht die
Herrin.« Guntram blinzelte erneut und grinste dann. »Ah, seid gegrüßt, Hoher
Lord Garodem. Wir werden gute Lanzen und Pfeile bekommen, wirklich gute
Pfeile und Lanzen.«
Der Schmied nickte bekräftigend zu seinen Worten und hielt Garodem die
Äste entgegen. Garodem betrachtete sie fachkundig und nickte. »Ich kenne
die Fertigkeit deiner Hände, guter Herr Guntram. Du machst noch immer die
besten Waffen und Rüstungen.«
»Ah, das tue ich gewiss, Hoher Herr. Das tue ich gewiss.« Guntram wies
auf einige der abgeschlagenen Äste. »Gut gewachsenes Holz, und es sind
einige schöne gerade Stücke dabei. Der Schaft der Lanze muss dem Wuchs
folgen, das macht ihn stabil. Eure Pferdelords werden gute Lanzen von mir
bekommen. Hervorragende Schäfte und Spitzen. Und auch erstklassige
Pfeile.« Guntram sah den Schwertmann neben sich grinsend an. »Der gute
Herr Schwertmann wird dies bestätigen können, auch wenn ich nicht glaube,
dass er ein Ziel mit dem Pfeil zu treffen vermag.«
Der Schwertmann errötete ein wenig. »Macht Ihr nur gerade Pfeile, guter
Herr Guntram, dann sorge ich dafür, dass sie ihr Ziel erreichen.«
Garodem merkte, dass der alte Schmied eine Gelegenheit suchte, ein wenig
zu streiten, und unterdrückte ein Lächeln. Er blickte den Schwertmann an.
»Sagt, guter Herr Haronem, ich sah Spuren eines Wagens aus einer der
anderen Marken.«
Der Schwertmann Haronem nickte und wies nach links. »Der Händler
Helderim kam mit einem solchen Wagen und einem Mann aus der Westmark.
Sie sind dort vorne, direkt am Weg, mein Pferdefürst.«
Garodem nickte dankend und schritt in die Richtung, in die sein
Schwertmann gewiesen hatte. »Ich glaube nicht, dass Ihr mit dem Bogen
trefft«, hörte er Guntrams Stimme hinter sich. »Aber vielleicht seid Ihr ja
schnell genug, um viele Pfeile in Folge zu lösen, dann erhöhen sich Eure
Chancen, zumindest mit einem von ihnen das Ziel zu erreichen.«
»Ich vermag Euch allemal zu zeigen, wie schnell meine Finger ihr Ziel
erreichen«, ertönte die gereizte Antwort Haronems. »Ihr solltet auf Eure drei
letzten Zähne achten, guter Herr Guntram, sonst werdet Ihr mit ihnen kein
Fleisch mehr reißen können.«
Garodem lachte leise auf, während die Stimmen der beiden Streitenden
verklangen, je näher er dem Waldweg kam. Der Pferdefürst erkannte die lang
gestreckte Silhouette eines Frachtwagens zwischen den Bäumen nahe des
Weges, und seine Stimmung verdüsterte sich wieder. Dies war eindeutig ein
Fuhrwerk aus einer anderen Mark, das hier nichts verloren hatte. Er würde
später unter vier Augen mit Haronem sprechen müssen, denn der
Schwertmann hätte den Wagen gar nicht in den Wald hineinlassen dürfen.
Das Gefährt mit den massigen Scheibenrädern wurde von sechs Pferden
gezogen und war bereits hoch mit sorgfältig auf Maß gebrachten Stämmen
beladen. Geschmiedete Ketten würden die Fracht während der Fahrt auf dem
Fahrzeug halten. Der Fahrer saß auf dem schmalen Bock und nickte Garodem
gelangweilt zu. Ein Fremder, der den Pferdefürsten wohl für einen der
Stadtbewohner Eternas’ hielt, und so nickte ihm Garodem nur kurz zu, um
sich dann den beiden Männern zuzuwenden, die hinten am Wagen standen
und das aufgeladene Holz begutachteten.
Den Fremden kannte Garodem nicht, es war offensichtlich der Händler aus
der Westmark, von dem der Schwertmann gesprochen hatte, doch der andere
Mann war unverkennbar Helderim, der wohl bekannteste Händler der
Hochmark. Im Gegensatz zu seinem Weib Gunwyn wirkte Helderim eher
klein und schmächtig, und seine Stimme klang stets ebenso besorgt, wie seine
Gesten nervös wirkten. Helderim hielt eindeutig einen Kaufvertrag in der
Hand, denn Garodem erkannte die zusammenklappbaren hölzernen Tafeln,
die an den Innenseiten mit Wachs beschichtet waren. Die Händler machten
auf ihnen ihre Eintragungen, indem sie Zeichen mit einem kleinen Stift in das
Wachs ritzten und später ihr Siegel darunterpressten. Beide Vertragsparteien
erhielten dann eine Seite des Dokuments, die ein getreues Duplikat der
anderen war. Sie benutzten dafür nicht das teure steife Papier aus den Rinden
der Bäume, denn sie waren sparsame Männer. Manche nannten sie sogar
geizig, denn nach erfülltem Vertrag schmolzen sie das Wachs der Tafeln
wieder ein, um es erneut nutzen zu können. Helderim sah Garodem näher
treten und errötete ein wenig.
»Mein Hoher Lord Garodem, dies ist der gute Herr Lispan aus der
Westmark. Er interessiert sich für unser Holz, mein Hoher Lord.« Er sah den
anderen Händler