Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221437
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auf sein Pferd.

      »Zur Burg, alter Freund Garodem?«, fragte Kormund mit gesenkter

      Stimme, noch immer unter dem Eindruck von Garodems Worten.

      Der Pferdefürst atmete erneut tief durch und schüttelte den Kopf. »Nein,

      ich will erst nach dem Holzeinschlag sehen, Kormund, alter Freund.« Er legte

      die Hand in einer kurzen und freundschaftlichen Geste auf Kormunds Arm.

      »Wir dürfen das hier niemals vergessen.«

      Kormund wollte Garodem in diesem Moment nicht darauf hinweisen, dass

      es sehr wohl Menschen gab, die diesen Ort bereits aus ihrem Gedächtnis

      verbannt hatten. »Das werden wir nicht. Kein wahrer Pferdelord wird das

      Geschehen jemals vergessen.«

      Garodem nickte. »Ihr könnt mit den anderen zur Burg reiten. Ich folge

      euch dann später nach.«

      Kormund nickte zögernd. Aber zwischen den Bäumen hindurch ertönten

      das Schlagen von Äxten und die Stimmen von Männern und Frauen, sodass

      Garodem wohl keine Gefahr durch ein Raubtier mit vier oder zwei Beinen

      drohen dürfte. Er nickte erneut, winkte dann den anderen Männern, und die

      kleine Schar trabte über die Brücke zur Burg hinüber, während Garodem sein

      Pferd zum Holzeinschlag lenkte.

      Diesseits der Brücke gab es keine gepflasterten Wege mehr, und so hatten

      sich hier die Räder der Holztransporter tief in den Boden gegraben. Es war

      leicht, dem Lärm zu folgen und den Ort zu finden, wo Männer und Frauen aus

      Eternas die ausgewiesenen Bäume fällten. Garodem sah zu den Wagenspuren

      und stieß ein missmutiges Knurren aus. Die Abdrücke unterschieden sich und

      zeigten dem Pferdefürsten, dass hier Fuhrwerke aus der Hochmark neben

      denen einer anderen Mark gerollt waren. Die Räder der Hochmark

      hinterließen schmale Furchen, die anderer Fahrzeuge sehr viel breitere. Der

      Grund lag in der unterschiedlichen Beschaffenheit der Räder. Der einstige

      Holzmangel der Hochmark hatte zur Entwicklung von stabilen

      Speichenrädern geführt. Das sparte kostbaren Rohstoff und machte die Räder

      sehr viel leichter. Die waldreichen anderen Marken des Pferdevolkes

      benutzten noch immer die traditionellen Scheibenräder aus massivem Holz,

      die jedoch weniger stabil waren und daher fast doppelt so breit gebaut werden

      mussten, wodurch sie sehr viel schwerer wurden. Auf diesem Pfad war ein

      ebensolches Fuhrwerk gerollt, was den Unmut des Pferdefürsten hervorrief,

      denn es hatte hier nichts zu suchen.

      Garodem ließ seinen Hengst im Schritt gehen, und langsam wurde der

      Lärm der Arbeiter deutlicher. Er vernahm das Schnalzen von Peitschen, Rufe

      und das Schlagen der Äxte, dazwischen das Knarren und Brechen fallender

      Stämme, gemischt mit dem Rauschen der Äste, sobald sie mit den Blättern

      auf den Boden schlugen.

      »Aus dem Weg mit dir, willst du erschlagen werden?«, drang ein wütender

      Zuruf an Garodems Ohren, und ein Mann trat, mit seiner Axt gestikulierend,

      zwischen den Bäumen hervor. »Der Baum wird gleich fallen.« Der

      Holzarbeiter kniff die Augen zusammen und erkannte erst jetzt den

      Pferdefürsten. Errötend neigte er den Kopf zum Gruß. »Verzeiht, mein Hoher

      Lord, ich habe Euch nicht erkannt.« Er räusperte sich. »Dennoch, geht aus

      dem Weg, zu Eurer eigenen Sicherheit.«

      Der Mann hatte kaum ausgesprochen, als auch schon ein Knarren und

      Rauschen zu hören war. Der Holzarbeiter trat in den Schutz eines dicken

      Stammes, und Garodem lenkte sein Pferd zur Seite. Nur ein Stück von ihnen

      entfernt schlug der gefällte Baum zu Boden. Eine Wolke von Blättern und

      abspringenden Ästen wirbelte auf, und einige Holzsplitter flogen umher, ohne

      jedoch jemanden zu verletzen, denn die gewarnten Holzarbeiter hatten sich

      rechtzeitig in Sicherheit gebracht.

      Garodem nickte dem Mann zu, dann stieg er ab, ließ die Zügel hängen und

      ging in Richtung des gefällten Stamms, von wo erneut das Schlagen von

      Äxten sowie Stimmen ertönten. Er schritt an einigen Bäumen vorbei, deren

      Rinde einen kreuzförmigen Schnitt aufwies. Garodem hatte sie persönlich auf

      diese Weise markiert und sie so zum Schlag freigegeben. An einem der

      Bäume kletterte gerade ein Mann hinauf, um starke Lederseile am Stamm

      unterhalb der Krone zu befestigen. Danach würde man an dessen Basis mit

      Äxten die beiden Kerben schlagen, die den Baum schwächten. Das Setzen der

      Kerben würde die Fallrichtung bestimmen, und die Männer an den Leinen

      sollten dafür sorgen, dass sich der Baum beim Sturz nicht drehte oder sich im

      Geäst benachbarter Stämme verfing.

      An dem soeben gefällten Baum waren andere Männer dabei, die Äste

      abzuschlagen, und Garodem erkannte zufrieden einen seiner Schwertmänner

      und den alten Schmied Guntram unter ihnen, welche diese Arbeit

      beaufsichtigten. Die grauen Haare und die etwas gebeugte Körperhaltung des

      muskulösen Schmiedes waren unverkennbar, ebenso seine spitze Zunge, für

      die er bekannt war. Er galt als etwas streitsüchtig, und dass sein Mund fast

      zahnlos war, ging auf einen kurzen, aber intensiven Disput mit dem Ersten

      Schwertmann von Garodems Wache zurück. Doch trotz seiner zunehmenden

      Kurzsichtigkeit war er noch immer einer der besten Waffenschmiede in der

      Hochmark.

      Gerade scheuchte Guntram einen der Holzarbeiter vom Stamm zurück.

      »Bist du den dunklen Abgründen verfallen, du Narr? Siehst du nicht, wie gut

      dieser Ast gewachsen ist? Er wird eine hervorragende Lanze abgeben, aber du

      willst den schönen Schaft zerschlagen!«

      Der Schmied hatte den Oberkörper entblößt, wie viele der anderen Männer

      auch, und ließ dabei viele alte Narben sehen, die von vergangenen

      Verletzungen herrührten. Späne und Blätter klebten auf der schweißnassen

      Haut und verliehen Guntram das Aussehen eines fremdartigen Wesens. Der

      neben ihm stehende Schwertmann ertrug die herrschende Hitze mit stoischer