Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222137
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»Niemand zähmt ein Rundohr der Orks. Ihre Art und

      die unsere sind gegensätzlich, wir hassen einander. Wir töten einander, und

      das hat diese Bestie nicht verlernt.«

      »Wir Elfen kennen den guten Herrn Dorkemunt«, sagte Elodarion schlicht.

      »Wir trauen seinem Wort und seinem Urteil. Doch kein Menschenwesen ist

      vor einem Irrtum sicher.« Er lächelte dünn. »Selbst uns Elfen unterläuft dies

      gelegentlich.«

      »Er ist eine Bestie, geboren um uns Menschen zu töten«, wiederholte

      Garwin erregt. »Und er war im Dünenland. Vielleicht hat er sich damals nur

      ergeben, um auf eine günstige Gelegenheit zu warten.«

      »Um Larwyn zu ermorden?« Nedeam schüttelte entschieden den Kopf.

      »Was sollte ihr Tod ihm oder dem Schwarzen Lord bringen? Nein, wer immer

      diese Tat beging, wollte seinen Nutzen daraus ziehen.«

      »Die Orks sind vom Instinkt geleitet.« Garwin beugte sich zornig über den

      Schreibtisch. »Da braucht es keinen vernünftigen Grund. Nur eine gute

      Gelegenheit.«

      Elodarion räusperte sich. »Wurde das Rundohr bewacht?«, fragte er

      Nedeam. »War es ihm überhaupt möglich, die Tat zu begehen?«

      Hatte es eine Wache vor der Tür zu Nedeams Kammer gegeben? Nein.

      Nedeam leckte sich unruhig über die Lippen. Das Rundohr trug einen

      Kapuzenumhang, um seine Gestalt und seinen Schädel zu verbergen. Viele

      Menschen reagierten instinktiv mit Hass, wenn sie ihn sahen. Vielleicht ging

      es dem Ork umgekehrt nicht anders. Den Trubel während der Vorbereitungen

      zur Feier mochte er genutzt haben, um den Anschlag auszuführen …

      Nedeam biss sich auf die Lippe. »Es wäre nicht seine Art. Er ist ein

      ehrenhafter Krieger.«

      »Ehrenhafter als ein Pferdelord?«, fragte Garwin spöttisch. »Nun, Hoher

      Herr Nedeam, es erscheint mir seltsam, dass Ihr einem Pferdelord eine solche

      Tat zutraut, einer Bestie aber nicht.«

      Elodarion nickte bedächtig. »In diesen Worten liegt Wahrheit, Nedeam,

      mein Freund.«

      Konnte er sich so täuschen? Konnte Dorkemunt sich so täuschen?

      Immerhin war Fangschlag ein Rundohr. Ein Ork. Eine Bestie. Kein

      Pferdelord würde jemals seine Hand gegen die Herrin Larwyn erheben und

      erst recht keiner der Gäste, die an der Vermählung teilgenommen hatten.

      Garwin hatte recht. Es blieb nur das Rundohr.

      Dennoch nagten Zweifel an Nedeam. »Als er sich uns in der Öde

      anschloss, führte er keine Stachelpfeile oder Gift mit sich. Wie sollte er …«

      »Ihr sagtet selbst, einige der Pferdelords hätten Andenken aus dem

      Dünenland mit in die Mark gebracht. Die Bestie wird das Werkzeug für seine

      Mordtat gestohlen haben.«

      »Es wäre immerhin vorstellbar«, gab Elodarion zu bedenken. »Bewahrt

      kühlen Kopf und prüft alle Möglichkeiten, Nedeam. Die Tat darf nicht

      ungesühnt bleiben.«

      »Wir sollten mit Dorkemunt sprechen.« Nedeam seufzte schwer. »Er kennt

      das Rundohr am besten.«

      »Gut.« Garwin trat hinter dem Schreibtisch hervor. »Verlieren wir keine

      Zeit. Vielleicht hat sich die Bestie schon davongeschlichen. Erster

      Schwertmann, ruft ein paar bewährte Männer zusammen. Wir dürfen ihr

      keine Gelegenheit geben, erneut zu morden.«

      Vor der Tür stand mittlerweile eine andere Wache. Scharführer Kormund

      fanden sie unten in der Halle im Gespräch mit Tasmund. Beide waren dabei,

      Ordnung in das Chaos zu bringen, das hier unten noch herrschte. Es war früh

      am Morgen, und einige der Gäste hatten Speis und Trank so reichlich

      zugesprochen, dass sie auf oder unter den Bänken nächtigten. Bedienstete und

      Schwertmänner eilten nun umher und nahmen wenig Rücksicht auf die

      Schlafenden, die trotz der Unruhe nur langsam erwachten. Von den elfischen

      Begleitern Elodarions und Jalans war nichts zu sehen. Sie hatten sich

      zurückgezogen, bevor die Feier in ein wildes Gelage ausartete. Drei Zwerge

      aus Balruks Ehrengeleit saßen in einer Ecke, mit leicht glasigen Augen und

      doch wachsam, denn sie hatten bemerkt, dass etwas Unerfreuliches geschehen

      war.

      Nedeam war noch immer niedergeschlagen. Die wundervollen

      Erinnerungen an den Tag seiner Vermählung waren von den schrecklichen

      Ereignissen dieser Nacht verdüstert worden. Eine furchtbare und sinnlose Tat.

      Die Sorge um das Überleben Larwyns war überall spürbar.

      »Dort hinten, am Tisch.« Garwin wies in die Tiefe der Halle. »Euer Freund

      Dorkemunt.«

      Sie gingen gemeinsam hinüber, und auf dem Weg informierte Garwin

      Tasmund und Kormund über den Verdacht. Die beiden Pferdelords sahen

      ihren Freund Nedeam bedauernd an. »Ein solches Wesen kann nicht aus

      seiner Haut«, sagte Kormund leise. »Er ist und bleibt ein Ork.«

      »Noch ist Fangschlags Schuld nicht bewiesen«, beschied Nedeam, der die

      Bemerkung gehört hatte. »Er hatte keinen Grund für diese feige Tat.«

      »Braucht ein Ork einen Grund, um einen Menschen zu erschlagen?«

      Kormund schüttelte den Kopf. »Nein, Nedeam, ich habe viele Jahreswenden

      gegen die Bestien des Schwarzen Lords gefochten. Ich hatte immer meine

      Zweifel an der Gutartigkeit dieses Rundohrs, obwohl es sicherlich ein

      ungewöhnlicher Bursche ist. Nun, wir werden sehen.«

      Dorkemunt ruhte schlafend auf dem Tisch. Der Becher war ihm aus der

      Hand gefallen und lag unter ihm am Boden. Einige Strähnen seines langen

      Haares waren in einen Teller mit kalter Suppe getaucht, andere hingen ihm

      über dem Mund. Rhythmisches Schnarchen war zu hören, und jeder Atemstoß

      ließ die Strähnen leicht vibrieren.

      Nedeam beugte sich zu seinem Freund und schüttelte ihn. Nur langsam

      und widerwillig erwachte der alte Kämpfer. »Ah,