Hollali fürchten ihn."
"Emir, warst du bereits einmal hier?"
"Noch niemals."
"Aber du kennst ja alle Stämme dieser Gegend!"
"Vergiß nicht, daß ich ein Franke bin!"
"Ja, die Franken wissen alles, selbst das, was sie nicht gesehen
"Ja, die Franken wissen alles, selbst das, was sie nicht gesehen
haben. Hast du auch vom Stamme der Bebbeh gehört?"
"Ja. Er ist der reichste Stamm weit und breit und hat seine Dörfer
und Zelte in der Umgebung von Sulimania."
"Du bist recht berichtet. Hast du Freunde oder Feinde unter
ihnen?"
"Nein. Ich bin noch nie mit einem Bebbeh zusammengetroffen. "
"Vielleicht werdet ihr sie kennen lernen."
"Werdet ihr ihnen begegnen?"
"Vielleicht, obgleich wir gern ein Zusammentreffen vermeiden."
"Kennst du den Weg nach Sinna ganz genau?"
"Ganz genau."
"Wie weit ist es von hier bis dahin?"
"Wer ein gutes Pferd hat, der reitet in drei Tagen hin."
"Und wie weit ist es bis Sulimania?"
"Du kannst es schon in zwei Tagen erreichen."
"Wann brecht ihr morgen auf?"
"Wann brecht ihr morgen auf?"
"Sobald die Sonne erscheint. Wünschest du, zur Ruhe zu
gehen?"
"Wie es dir angenehm ist."
"Der Wille des Gastes ist Gesetz im Lager, und ihr seid müde,
denn du hast die Pfeife bereits fortgelegt.
Auch der Amasdar (* Mann mit der Beule = Lindsay.) macht
schon seine Augen zu. Ich gönne euch die Ruhe."
"Bejatend schirinkar - die Bejat haben angenehme Sitten.
Erlaube, daß wir unsere Decken ausbreiten!"
"Tut es. Allah aramed schumara - Gott gebe euch Schlaf (**
Wörtlich: Allah singe oder lulle euch ein!)!"
Auf einen Wink von ihm wurden ihm Teppiche gebracht, aus
denen er sich ein Ruhelager bereitete. Meine Gefährten machten
es sich so bequem wie möglich; ich aber verlängerte die Zügel
meines Pferdes durch den Lasso, dessen Ende ich mir um das
Handgelenk band, und legte mich dann außerhalb des
Lagerkreises nieder. So konnte der Rappe weiden, und ich war
seiner sicher, zumal der Hund an meiner Seite wachte.
So verging eine Weile.
Ich hatte die Augen noch nicht geschlossen, so näherte sich mir
Ich hatte die Augen noch nicht geschlossen, so näherte sich mir
jemand. Es war der Engländer, der seine beiden Decken neben
mir niederlegte.
"Schöne Freundschaft das," brummte er. "Sitze da, verstehe kein
Wort! Denke, es soll mir erklärt werden!
Da aber machte sich der Kerl aus dem Staube. Hm! Danke
sehr!"
"Verzeiht, Sir! Euch hatte ich wahrhaftig vergessen!"
"Mich vergessen! Seid Ihr blind, oder bin ich nicht groß genug?"
"Na, in die Augen fallt Ihr schon, besonders seit Ihr den
Leuchtturm im Gesichte habt. Also was wollt Ihr wissen?"
"Alles! Uebrigens mit dem Leuchtturme, das laßt sein, Master!
Was habt Ihr denn mit diesem Scheik oder Khan besprochen?"
Ich erklärte es ihm.
"Well, das ist günstig. Nicht?"
"Ja. Drei Tage lang sicher sein oder nicht, das ist ein
Unterschied."
"Ihr habt also gesagt: nach Bagdad? Meint Ihr das wirklich,
Master?"
Master?"
"Es wäre mir allerdings das Liebste, aber es geht nicht."
"Warum nicht?"
"Wir müssen zu den Haddedihn zurück, denn Ihr habt Eure
Diener noch dort, und sodann fällt es mir auch sehr schwer, mich
von Halef zu trennen. Wenigstens verlasse ich ihn nicht eher, als
bis ich ihn gesund und sicher bei seinem jungen Weibe weiß."
"Richtig! Yes! Braver Kerl! Zehntausend Pfund wert. Well!
Möchte auch sonst gern wieder hin."
"Warum?"
"Wegen Fowling-bulls."
"Oh, Altertümer sind in der Nähe von Bagdad auch zu finden;
zum Beispiel in den Ruinen bei Hilla. Dort hat Babylon
gestanden, und es gibt da Trümmerfelder von einem Umkreise
von mehreren geographischen Meilen, obgleich Babylon nicht so
groß gewesen ist, wie Niniveh."
"Oh! Ah! Hinreiten! Nach Hillah! Nicht?"
"Darüber läßt sich noch nichts sagen. Die Hauptsache ist
zunächst, daß wir den Tigris glücklich erreichen.
Das Weitere wird sich dann finden."
Das Weitere wird sich dann finden."
"Schön! Wir gehen aber hin! Yes! Well! Good night!"
"Gute Nacht!"
Der gute Lindsay dachte heute nicht, daß wir eher und unter ganz
andern Umständen, als er jetzt meinte, nach jenen Gegenden
kommen würden. Er wickelte sich in seine Decke und ließ bald
ein lautes Schnarchen vernehmen. Auch ich schlief ein, gewahrte
aber vorher, daß vier Männer von den Bejat sich zu Pferde
setzten und fortritten.
Als ich erwachte, graute der Tag, und einzelne der Turkomanen
waren bereits mit ihren Pferden beschäftigt. Halef, der auch
schon munter war, hatte gleichfalls am Abend das Wegreiten der
vier Bejat bemerkt und meldete es mir nun. Dann fragte er:
"Sihdi, warum senden sie Boten fort, wenn sie es ehrlich mit uns
meinen?"
"Ich glaube nicht, daß diese vier just unsertwegen fortgeritten
sind. Wir wären ja auch so schon vollständig in der Gewalt des
Khan, wenn er Uebles gegen uns vorhätte. Sorge dich nicht,
Halef!"
Ich dachte mir, daß die Reiter wegen der Gefährlichkeit der
Gegend als Kundschafter vorausgeschickt worden seien, und
hatte damit auch wirklich das Richtige getroffen, wie ich auf
hatte damit auch wirklich das Richtige getroffen, wie ich auf
meine Erkundigung von Heider Mirlam selbst erfuhr.
Nach einem sehr schmalen Frühstück, welches nur aus einigen
Datteln bestand, brachen wir