Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742705907
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chordem - ich beschwöre es! Setzt euch zu mir,

       und laßt uns reden!"

       Die Bejat nahmen die Pferde; nur das meinige blieb in der Hand

       Halefs, der recht gut wußte, was mir lieb und angenehm war.

       Wir Andern nahmen bei dem Khan Platz. Die Flamme leuchtete

       hell auf uns herüber, so daß wir einander ganz genau erkennen

       konnten. Der Bejat war ein in den mittleren Jahren stehender

       Mann von sehr kriegerischem Aussehen. Seine Züge waren offen

       und Vertrauen erweckend, und die achtungsvolle Entfernung, in

       welcher sich seine Untergebenen von ihm hielten, ließ auf einen

       ehrliebenden und selbstbewußten Charakter schließen.

       "Kennst du bereits meinen Namen?" erkundigte er sich.

       "Nein," antwortete ich.

       "Ich bin Heider Mirlam (** Löwe Mirlam.), der Neffe des

       berühmten Hassan Kerkusch-Bey. Hast du von ihm gehört?"

       "Ja. Er residierte in der Nähe des Dorfes Dschenijah, welches an

       der Poststraße von Bagdad nach Tauk liegt. Er war ein sehr

       tapferer Krieger, aber er liebte dennoch den Frieden, und jeder

       Verlassene fand guten Schutz bei ihm."

       Er hatte mir seinen Namen gesagt, und nun erforderte es

       natürlich die Höflichkeit, ihm auch den meinigen zu nennen.

       Darum fuhr ich fort:

       "Dein Kundschafter wird dir bereits gesagt haben, daß ich ein

       Franke bin. Man nennt mich Kara Ben Nemsi - - -"

       Er konnte trotz der bekannten orientalischen Selbstbeherrschung

       einen Ausruf des Erstaunens nicht unterdrücken:

       "Ajah - oh! Kara Ben Nemsi! So ist dieser andere Mann, der

       eine rote Nase hat, der Emir aus Inglistan, welcher Steine und

       Schriften ausgraben will?"

       "Hast du von ihm gehört?"

       [Tafel Nr. 1: Allo (Zu S. 52.) "Ja, Herr; du hast mir nur deinen

       [Tafel Nr. 1: Allo (Zu S. 52.) "Ja, Herr; du hast mir nur deinen

       Namen genannt, aber ich kenne dich und ihn. Der kleine Mann,

       welcher dein Pferd hält, ist Hadschi Halef Omar, vor dem sich so

       viele Große fürchten?"

       "Du hast es erraten."

       "Und wer sind die beiden Andern?"

       "Das sind Freunde von mir, welche ihre Namen in den Kuran

       legten (* Ausdruck für: aus wichtigen Gründen unerkannt

       bleiben.). Wer hat dir von uns erzählt?"

       "Du kennst Ibn Zedar Ben Huli, den Scheik der Abu Hammed?"

       "Ja. Er ist dein Freund?"

       "Er ist nicht mein Freund und nicht mein Feind. Du brauchst dich

       nicht zu sorgen; ich habe ihn nicht an dir zu rächen."

       "Ich fürchte mich nicht!"

       "Das glaube ich. Ich traf mit ihm bei Eski Kifri zusammen, und da

       erzählte er mir, daß du schuld bist, daß er Tribut zu zahlen hat.

       Sei vorsichtig, Herr! Er wird dich töten, wenn du in seine Hände

       fällst."

       "Ich befand mich in seiner Hand, ohne daß er mich getötet hat.

       Ich war Gefangener; aber er konnte mich nicht festhalten."

       Ich war Gefangener; aber er konnte mich nicht festhalten."

       "Ich habe es gehört. Du hast den Löwen getötet, ganz allein und

       in der Dunkelheit, und bist dann mit der Haut desselben

       davongeritten. Glaubst du, daß auch ich dich nicht halten könnte,

       wenn du mein Gefangener wärest?"

       Dies klang verdächtig, doch ich antwortete ruhig:

       "Du könntest mich nicht halten, und ich wüßte auch nicht, wie du

       es anfangen solltest, um mich gefangen zu nehmen."

       "Herr, wir sind zweihundert, ihr aber seid nur fünf!"

       "Khan, vergiß nicht, daß zwei Emire aus Frankhistan unter diesen

       fünf sind, und daß diese zwei so viel zählen wie zweihundert

       Bejat!"

       "Du sprichst sehr stolz!"

       "Und du fragst sehr ungastlich! Soll ich an der Wahrheit deines

       Wortes zweifeln, Heider Mirlam?"

       "Ihr seid meine Gäste, obgleich ich die Namen dieser beiden

       Männer nicht kenne, und sollt Brot und Fleisch mit mir essen."

       Ein rücksichtsvolles Lächeln umspielte seine Lippen, und der

       Blick, welchen er auf die beiden Haddedihn warf, sagte mir

       genug. Mohammed Emin war infolge seines prachtvollen,

       schneeweißen Bartes unter Tausenden zu erkennen.

       schneeweißen Bartes unter Tausenden zu erkennen.

       Auf einen Wink des Khan wurden einige viereckige Lederstücke

       herbeigebracht. Auf diesen servierte man uns Brot, Fleisch und

       Datteln, und als wir ein Weniges davon genossen hatten, wurde

       uns für unsere Pfeifen Tabak gereicht, für den uns der Khan

       eigenhändig Feuer gab.

       Jetzt erst konnten wir uns als seine Gäste betrachten, und ich gab

       Halef einen Wink, mein Pferd zu den übrigen Rossen zu bringen.

       Er tat dies und nahm dann auch bei uns Platz.

       "Welches ist das Ziel eurer Wanderungen?" erkundigte sich der

       Khan.

       "Wir reiten nach Bagdad zu," antwortete ich vorsichtig.

       "Wir ziehen nach Sinna," hob er wieder an. "Wollt ihr mit uns

       reiten?"

       "Wirst du es erlauben?"

       "Ich werde mich freuen, euch bei mir zu sehen. Komm, reiche

       mir deine Hand, Kara Ben Nemsi! Meine Brüder sollen deine

       Brüder sein und meine Feinde deine Feinde!"

       Er reichte mir seine Hand entgegen, und ich schlug ein. Er tat

       dasselbe auch mit den Andern, die sich mit mir herzlich freuten,

       hier so ganz unerwartet einen Freund und Beschützer gefunden

       hier so ganz unerwartet einen Freund und Beschützer gefunden

       zu haben. Wir sollten es später zu bereuen haben. Der Bejat

       meinte es nicht böse mit uns; aber er glaubte, an uns eine gute

       Erwerbung gemacht zu haben, die ihm großen Nutzen bringen

       werde.

       "Welche Stämme trifft man von hier bis Sinna?" erkundigte ich

       mich.

       "Hier ist ein freies Land, wo bald dieser und bald jener Stamm

       seine Herden weidet; wer der Stärkere ist, der bleibt."

       "Zu welchem Stamme seid ihr geladen?"

       "Zu dem der Dschiaf."

       "So freue dich deiner Freunde; denn der Stamm der Dschiaf ist

       der