Streit und Unfrieden, nur mit den Angehörigen seines Stammes
nicht. Von einer Grenze bis zur anderen zieht bald der sanfte
Hauch einer reinen, milden, bald der rauschende Odem einer
trüben, wilden Poesie, welcher den Wanderer überall umweht,
wo er nur immer weilen mag. So kommt es, daß man bereits vor
langen Jahrhunderten Hunderte von arabischen Dichtern und
Dichterinnen kannte, deren Lieder im Munde des Volkes lebten
und die mit Hilfe des Griffels für spätere Zeiten festgehalten
wurden.
Als Stammvater der echten Araber oder Joktaniden gilt Joktan,
der Sohn Huts, welcher ein Abkömmling Sems im fünften Gliede
war, und dessen Nachkommen das glückliche Arabien und die
Küste Tehama bis hinab zum persischen Meerbusen bewohnten.
Jetzt suchen viele Stämme eine Ehre darin, von Ismaël, dem
Jetzt suchen viele Stämme eine Ehre darin, von Ismaël, dem
Sohne Hagars, abzustammen.
Dieser Ismaël soll, wie die Sage berichtet, mit seinem Vater
Abraham nach Mekka gekommen sein und dort die heilige
Kaaba errichtet haben. Das Wahre aber ist, daß die Kaaba von
dem Stamme der Koreïschiten gestiftet oder wenigstens
ausgebaut wurde. Unter den Heiligtümern, die sie besaß, waren
der Brunnen Zem-Zem und der angeblich vom Himmel gefallene
schwarze Stein die berühmtesten.
Hierher pilgerten die verschiedenen Stämme der Araber, um da
ihre Stamm- oder auch wohl Haus-Götzen aufzustellen und ihnen
ihre Opfer und Gebete darzubringen. Daher war Mekka den
Arabern das, was Delphi den Griechen und Jerusalem den Juden
gewesen ist; es bildete den Mittelpunkt für die weithin zerstreuten
Nomaden, die sich ohne denselben in allen Richtungen verloren
hätten.
Da sich dieser hochwichtige Punkt im Besitze der Koreïschiten
befand, so war dieser Stamm der mächtigste und angesehenste
Arabiens und infolgedessen auch der reichste, weil die von allen
Seiten herbeikommenden Pilger nie ohne Geschenke oder
wertvolle Handelswaren anzulangen pflegten.
Ein armer Angehöriger dieses Stammes, Namens Abd Allah (*
"Diener Gottes."), starb im Jahre 570 nach Christus, und einige
Monate später, am 20. April 571, der auf einen Montag fiel,
Monate später, am 20. April 571, der auf einen Montag fiel,
gebar seine Witwe Amina einen Knaben, welcher später
Mohammed (** "Der Vielgepriesene.") genannt wurde. Es ist
sehr wahrscheinlich, daß der Knabe vorher einen andern Namen
getragen hat und erst dann, als seine prophetische Wirksamkeit
ihn zu einem hervorragenden Manne machte, den Ehrennamen
Mohammed erhielt. Dieser Name wird auch Muhammed,
Mohammad und Muhammad geschrieben, und aus Ehrfurcht vor
dem Propheten wagt es nie ein Gläubiger, ihn in dieser Fassung
zu tragen; das Wort wird dann meist in Mehemmed verwandelt.
Dem Knaben waren von seinem Vater nur zwei Kamele, fünf
Schafe und eine abyssinische Sklavin hinterlassen worden,
weshalb er sich zunächst auf den Schutz seines Großvaters Abdal-
Muttalib und nach dessen Tode auf die Unterstützung seiner
beiden Oheime Zuheir und Abu Taleb angewiesen sah. Da diese
Männer aber nicht viel für ihn tun konnten, so mußte er sich sein
Brot als Schafhirtenjunge verdienen.
Später wurde er Kameltreiber und Bogen- und Köcherträger,
wobei sich wahrscheinlich sein kriegerischer Sinn entwickelt hat.
Als er fünfundzwanzig Jahre zählte, trat er in den Dienst der
reichen Kaufmannswitwe Chadidscha, der er mit solcher Treue
und Aufopferung diente, daß sie ihn lieb gewann und ihn zu ihrem
Gemahl machte. Das große Vermögen seiner Frau ging ihm aber
später verloren. Er lebte nun bis zu seinem vierzigsten Jahre als
Kaufmann und Händler. Er kam auf seinen weiten Reisen mit
Juden und Christen, mit Bramahnen und Feueranbetern
Juden und Christen, mit Bramahnen und Feueranbetern
zusammen und gab sich Mühe, ihre Religionen kennen zu lernen.
Er litt an Epilepsie und infolgedessen an einer Verstimmung des
Nervensystems, die ihn sehr zu Halluzinationen geneigt machte.
Seine religiösen Grübeleien waren der Heilung dieser Krankheit
nicht sehr förderlich. Er zog sich schließlich gar in eine Höhle
zurück, die in der Nähe von Mekka auf dem Berge Hara lag.
Hier hatte er seine ersten Visionen.
Der Kreis der Gläubigen, der sich um ihn versammelte, bestand
zunächst nur aus seiner Frau Chadidscha, aus seinem Sklaven
Zaïd, aus den beiden Mekkanern Othman und Abu Bekr und
aus seinem jungen Vetter Ali, der später den Ehrennamen Areth-
Allah (* Löwe Gottes; auch Assad Allah el Ahalib, Löwe des
siegreichen Gottes.) erhielt und zu den unglücklichsten Helden
des Islam gehört.
Dieser Ali, dessen Name auf deutsch "der Hohe, der Erhabene"
bedeutet, war im Jahre 602 geboren und stand bei Muhammed
in solchem Ansehen, daß er dessen Tochter Fatime zur Gemahlin
erhielt. Als der Prophet im Kreise seiner Familie zum ersten
Male seine neuen Glaubenssatzungen vortrug und dann fragte:
"Wer unter euch will mein Anhänger sein?" da schwiegen alle;
nur der junge Ali, begeistert von der gewaltigen Poesie des
soeben gehörten Vortrages, rief in lautem, entschlossenem Tone:
"Ich will es sein und nimmer von dir lassen!" Das hat ihm
"Ich will es sein und nimmer von dir lassen!" Das hat ihm
Mohammed niemals vergessen.
Er war ein tapferer, verwegener Kämpfer und hatte großen Teil
an der so ungemein schnellen Ausbreitung des Islam. Dennoch
wurde er, als Mohammed ohne letztwillige Verfügung starb,
übergangen, und man wählte Abu Bekr, den Schwiegervater
Mohammeds, zum Kalifen (** Kalif heißt Stellvertreter). Diesem
folgte im Jahre 634 ein zweiter Schwiegervater des Propheten,
namens Omar, welchem wieder Othman, ein Schwiegersohn
Mohammeds,