der Bejat."
"Dieser Plan ist gut ausgedacht."
"Aber nun wohl ohne Erfolg. Der gefangene Bebbeh gehörte zu
der Abteilung, die wir überfallen haben; er wußte, daß wir Bejat
sind, und wird alles verraten. Er hat sicher geahnt, was wir
beabsichtigten. Er hat ein sehr gutes Pferd. Wie nun, wenn er,
noch während wir mit dem Ueberfalle beschäftigt waren, die
Schnelligkeit seines Tieres benutzt hat, um die befreundeten
Lager in der Nähe in Alarm zu bringen?"
"Das wäre schlimm für euch und auch für uns, denn er hat uns bei
euch gesehen," antwortete ich.
"Er kennt auch unsern Lagerplatz, und es steht zu erwarten, daß
der Eingang zu diesen Felsen den Bebbeh bekannt ist."
Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, so erscholl vom
Eingang her ein lauter Ruf:
"Allah 'l Allah! Da sind sie! Nehmt sie lebendig gefangen!"
Wir drehten uns um und erkannten den entflohenen Bebbeh,
welcher mit funkelnden Augen auf mich zusprang; hinter ihm
quoll ein zahlreiches Gefolge durch die Enge auf den Platz, und
zugleich erhob sich ein fürchterliches Geheul, mit zahlreichen
Flintenschüssen untermischt. Wir hatten den Vorgang außerhalb
des Lagers gar nicht beachtet und sogar vergessen, den Eingang
bewachen zu lassen.
bewachen zu lassen.
Ich hatte übrigens nicht die mindeste Zeit zum Nachdenken, denn
der Bebbeh, in welchem ich jetzt einen Khan oder Scheik
vermutete, kam auf mich zu. Er trug weder Lanze noch Büchse
bei sich, ganz so wie seine Gefährten; aber in seiner Hand
funkelte der gewundene afghanische Dolch.
Ich empfing den kühnen Gegner mit freien Händen, ohne nach
einer Waffe zu greifen. Mit der Linken umfaßte ich mit raschem
Griff seine Rechte, welche den Dolch hielt, und meine Rechte
legte ich ihm um den Hals.
"Stirb, Räuber!" rief er, unter einem gewaltigen Ruck, seine
bewaffnete Faust freizumachen.
"Du irrst," antwortete ich. "Ich bin kein Bejat; ich wußte nicht,
daß ihr überfallen werden solltet!"
"Du bist ein Dieb, ein Hund! Du hast mich gefangen genommen;
jetzt aber sollst du mein Gefangener werden. Ich bin Scheik
Gasahl Gaboya, dem noch keiner entgangen ist!"
Wie ein Blitz zuckte mir die Erinnerung durch das Hirn, daß ich
diesen Namen schon als denjenigen eines der tapfersten Kurden
gehört hatte. Da galt es kein Bedenken mehr.
"So nimm du mich gefangen, wenn du kannst!" antwortete ich.
Bei diesen Worten ließ ich beide Hände von ihm ab und trat
zurück. Er mochte dies als eine Schwäche von mir erkennen,
stieß einen triumphierenden Schrei aus und erhob den Arm hoch
zum Stoße. Das wollte ich haben: ich rannte ihm meine Faust mit
solcher Gewalt in die entblößte Achselhöhle, daß seine Füße
augenblicklich den Halt verloren. Sein Körper beschrieb einen
weiten Bogen und stürzte sechs Schritte von mir entfernt zu
Boden, und ehe er sich wieder aufraffen konnte, schlug ich ihm
die geballte Faust auf die Schläfe, so daß er liegen blieb.
"Auf die Pferde, und mir nach!" rief ich.
Ein Blick zeigte mir die ganze Szene. Es waren ungefähr zwanzig
Bebbeh eingedrungen. Die Bejat standen mit ihnen im Kampfe.
Master Lindsay hatte zwei gegen sich und entledigte sich soeben
des einen mit einem Schlage seines Büchsenkolbens; die beiden
Haddedihn hatten sich nebeneinander an den Felsen gelehnt und
ließen keinen an sich kommen, und der kleine Halef kniete auf
einem niedergeworfenen Feinde, dessen Kopf er mit dem
Kolben seiner Pistole bearbeitete.
"Sihdi, nicht fliehen! Wir werden mit ihnen fertig!" beantwortete
der mutige Hadschi meinen Ruf.
"Draußen sind mehrere; die Bejat sind überfallen. Vorwärts!
Schnell!"
Ich entriß dem an der Erde liegenden Gasahl Gaboya seinen
Ich entriß dem an der Erde liegenden Gasahl Gaboya seinen
Dolch, um ein Andenken an diesen unglücklich beginnenden Tag
mitzunehmen, und sprang auf mein Pferd. Um den gehörigen
Anlauf zu bekommen und zugleich auch den Freunden Luft zu
verschaffen, zog ich den Rappen empor, gab ihm die Sporen und
trieb ihn mitten in die Bebbeh hinein. Hier ließ ich ihn nach allen
Seiten ausschlagen, bis ich die vier Gefährten beritten sah, und
trieb ihn dann mit einem weiten Satze in [Illustration Nr. 2] den
Busch hinein, den er mit seinen Hufen niederriß. Draußen mußte
ich sofort halten, da man nur im Schritte vorwärts kommen
konnte; doch erhielten die vier Kameraden immerhin Raum
genug, um mir augenblicklich folgen zu können.
Sobald ich die Felsen hinter mir hatte und mich mit einem Blick
überzeugte, daß alle vier entkommen waren, gab ich dem
Hengste die Schenkel und galoppierte in die offene Ebene
hinaus. Die Andern folgten.
Eine kurze Umschau erklärte mir den ganzen Sachverhalt. Dieser
Scheik Gasahl Gaboya war wirklich ein kluger Mann; denn
anstatt seine Abteilung zu warnen, die doch zum Wider- stande
[Widerstande] zu schwach gewesen wäre, war er bemüht
gewesen, die ganze Umgegend in Aufruhr zu versetzen, und
während die mit Beute beladenen Bejat ahnungslos ihrem Lager
zuzogen, war dasselbe bereits von drei Seiten, wenn auch in sehr
weiter Entfernung, so eingeschlossen, daß die Räuber froh sein
mußten, mit dem nackten Leben zu entkommen. Hinter uns tobte
der Kampf. Wie es den Bebbeh dort gelungen war, unbemerkt
der Kampf. Wie es den Bebbeh dort gelungen war, unbemerkt
und plötzlich an die Bejat zu kommen, das zu untersuchen, hatte
ich keine Zeit. Links von uns sah ich eine breite Linie von Reitern
im Galopp sich dem Kampfplatze nahen. Und rechts von uns
war die ganze Gegend bis hinaus zum äußersten Horizont mit
beweglichen Punkten bestreut; auch das waren Reiter.
"Vorwärts, Effendi!" rief Mohammed Emin. "Sonst schließen