"Ich glaube dir. Allah ist groß!"
"Freudige Dinge ahne ich nie vorher. Aber zuweilen erfaßt mich
eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen,
eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen,
dessen Folgen ich nun fürchten müsse. Dann ist sicher und
regelmäßig etwas geschehen, was mir Schaden bringt. Und wenn
ich später die Zeit vergleiche, so stimmt es ganz genau: die
Gefahr hat in demselben Augenblick begonnen, an welchem mich
die Angst überfiel."
"So wollen wir auf die Warnung achten, welche dir Allah
sendet."
Meine Besorgnis äußerte ihre Wirkung auch auf die Gefährten.
Das Gespräch stockte, und wir lagen wortlos beieinander, bis
der Tag anbrach. Kaum aber war es möglich, den Blick in die
Ferne zu richten, so kam Halef hereingeeilt und meldete, daß er
viele Reiter gesehen habe. Ihre genaue Zahl hatte er nicht
unterscheiden können.
Ich trat zum Pferde, nahm das Fernrohr aus der Satteltasche und
folgte Halef. Man erkannte mit dem bloßen Auge draußen auf
der Ebene eine Menge dunkler Gestalten; durch das Rohr
konnte ich sie deutlicher unterscheiden.
"Sihdi, wer ist es?" fragte Halef.
"Die Bejat sind es."
"Aber ihrer sind nicht so viele!"
"Sie kehren mit dem Raube zurück. Sie führen die Herden der
"Sie kehren mit dem Raube zurück. Sie führen die Herden der
Bebbeh bei sich. Wie es scheint, reitet der Khan mit einer Schar
schnell voran. Er wird also eher da sein, als die Andern."
"Was tun wir?"
"Hm! Warte! Ich werde dir Nachricht geben."
Ich kehrte zu den Gefährten zurück und unterrichtete sie von
dem, was ich gesehen hatte. Sie waren gleich mir überzeugt, wir
hätten von dem Khan nichts zu befürchten. Wir konnten ihm
keinen andern Vorwurf machen, als daß er uns von seinem
Vorhaben keine Mitteilung gemacht hatte. Wäre dies geschehen,
so hätten wir uns ihm nicht angeschlossen; denn es lag ja sicher
eine Gefahr für uns darin, in der Gesellschaft eines
Herdenräubers gesehen zu werden. Wir kamen überein, ihn zwar
vorsichtig, aber doch höflich zu empfangen.
Nun kehrte ich, vollständig bewaffnet, zu Halef zurück.
Der Khan kam mit seinem Trupp im Galopp herbei, und ehe fünf
Minuten vergangen waren, hielt er sein Pferd vor mir an.
"Sallam, Emir!" grüßte er. "Du hast dich wohl gewundert, mich
nicht bei euch zu sehen, als du erwachtest.
Aber ich hatte ein dringliches Geschäft zu besorgen. Es ist
gelungen. Blicke hinter dich!"
Ich sah nur ihm ins Gesicht.
"Du hast gestohlen, Khan Heider Mirlam!"
"Gestohlen?" fragte er mit ganz erstaunter Miene. "Wer seinen
Feinden nimmt, was er ihnen nehmen kann, ist der ein Dieb?"
"Die Christen sagen: ja, er ist ein Dieb, und du weißt, daß ich ein
Christ bin. Warum aber hast du gegen uns geschwiegen?"
"Weil wir dann Feinde geworden wären. Du hättest uns
verlassen?"
"Allerdings."
"Und die Bebbeh gewarnt?"
"Ich hätte sie nicht aufgesucht, und ich wußte ja auch nicht,
welches Lager oder welchen Ort du überfallen wolltest. Aber
wäre mir ein Bebbeh begegnet, so hätte ich ihn von der Gefahr
benachrichtigt, die ihm drohte."
"Siehest du, Emir, daß ich recht habe! Ich konnte nur zweierlei
tun: - entweder mußte ich dir mein Vorhaben verschweigen, oder
ich mußte dich gefangen nehmen und mit Gewalt bei mir
behalten, bis alles vorüber war. Da ich dein Freund war, so habe
ich das erstere getan."
"Ich aber bin in der Nacht in das Lager zu den zehn Männern
gegangen, die du dort zurückgelassen hattest," lautete meine
ruhige Antwort.
"Was wolltest du bei ihnen?" fragte der Khan.
"Sie gefangen nehmen."
"Allah! Warum?"
"Weil ich erfuhr, daß du uns verlassen hattest. Ich wußte nicht,
was mir geschehen könnte; darum nahm ich alle da gebliebenen
Bejat gefangen, um sie als Bürgschaft meiner Sicherheit zu
gebrauchen."
"Herr, du bist ein sehr vorsichtiger Mann; aber du konntest mir
trauen. Was hast du mit dem Bebbeh getan?"
"Nichts. Ich bekam ihn gar nicht zu sehen, denn er war
entflohen."
Der Khan entfärbte sich und rief:
"Derigh (* Persische Interjektion für "o wehe!")! Das ist ja ganz
unmöglich! Das kann mir alles verderben.
Laß mich hinein zu diesen Hunden, welche sicher geschlafen
haben, als sie wachen sollten!"
Jetzt erst sprang er vom Pferde, ließ es stehen und stürmte
zwischen den Felsen hindurch dem Lagerplatze zu. Wir folgten
ihm beide, Halef und ich. Zwischen dem Khane und seinen
Leuten gab es nun eine Szene, die kaum zu beschreiben ist. Er
tobte wie ein angeschossener Eber, teilte Fußtritte und
Faustschläge aus und war nicht eher zu beruhigen, als bis er seine
Kräfte erschöpft hatte. Ich hätte diesem Manne eine solche Wut
gar nicht zugetraut.
"Laß deinen Zorn schwinden, Khan," bat ich schließlich. "Du
hättest diesen Mann doch frei lassen müssen."
"Ich hätte es getan," zürnte er; "aber heut noch nicht, denn mein
Plan soll nicht verraten werden."
"Welches ist dein Plan?"
"Wir haben alles mitgenommen, was wir bei den Bebbeh
gefunden haben. Jetzt nun wird das Gute von dem Schlechten
getrennt. Alles Wertvolle schicke ich auf weiten, aber sicheren
Umwegen zu den Unserigen; alles Schlechte aber nehmen wir
Andern, die wir zu den Dschiaf gehen, mit uns. Unterwegs lassen
wir es stellenweise zurück. Auf diese Art lenken wir die
Verfolgung auf uns; die Bebbeh glauben, sie seien von einer
Abteilung der Dschiaf überfallen worden, und meine Leute