Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Gottfried Herder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066398903
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      III.

       Inhaltsverzeichnis

      – ibis, Homere, foras.

      Wenn es darauf ankäme, könnte ich Hr. Kl. selbst noch eine Reihe unwürdiger, unanständiger, unartiger Züge in Homer anführen, »wo Homer geschlummert, als welches, ich glaube, aus den Oertern erhellet, wo er sich den Sitten seiner Zeit bequemet, die noch nicht gnug gefeilt, bei ihrer Einfalt etwas Bäurisches und Rauhes haben, wo er sich zu dem herabläßt, was der Würde und Erhabenheit des Epischen Gedichts, wie ich achte, gar nicht geziemet: wo er demselben nicht leichte Flecken angespritzt, wo er es nicht auf eine geringe Art verunstaltet, wo er dem Leser einen nicht kleinen Verdruß erwecket.« Ueber alles könnte ich mit vielen Beispielen aufwarten, und alsdenn im würdigen Ton auf Homer schmähen; ob aber daraus Homerische Briefe, oder eine Satyre würde: mag der Kenner Homers urtheilen, und Gott Lob! daß Deutschland wahre Kenner Homers besitzet!

      Mit Gründen veraltet: und er hat geglaubt, Gründe nicht anführen zu dörfen. Der Satz selbst: »in einem Epischen Gedichte will man ernsthaft seyn, folglich soll man nicht lachen, folglich soll sich auch keine Spur des Lächerlichen einstehlen,« dünkte ihm Grund gnug: er wiederholt ihn also als ein Axiom, das wohl gar ein Hauptgesetz der Epopee werden könnte. Ein solches furchtbares Hauptgesetz über die höchste Dichtungsart des Menschlichen Geistes verdient doch, ehe es so unbestimmt eingeführt würde, eine Berathschlagung.

      Deutlich unterschieden hat das Problem verschiedne Seiten. Fodert es die Proprietät des Epischen Gedichts, und die Congruenz aller Theile desselben, daß kein Zug des Lächerlichen erscheine? Oder fodert es meine Empfindung, jede Bewegung meiner Seele, die sich zum Lachen neiget, zu unterdrücken, um nicht die Epische Wirkung in mir zu schwächen? Fodert es die Würde Epischer Personen, daß sie nicht lachen, oder daß ich nicht über sie lache? – Mir scheint die letzte Frage die faßlichste: Lasset uns also die Sache am leichtesten Ende angreifen.

      Fodert es die Würde Epischer Personen, daß ich nicht über sie lache? durchweg lache, so lache, daß dies der Ton meiner Empfindung bleibe – wer kann noch fragen? Aus der Epopee wird alsdenn eine Burleske, ein komisches Gedicht: oder wenn der Dichter es eigentlich nicht einmal zum Zwecke hatte, Lachen zu erregen, und erregt es doch: schafft er Ekel, Verachtung, Mißvergnügen. Würdig sey der Epische Held; nicht aber seinem Hauptcharakter nach lächerlich.

      Davon also war die Rede nicht; aber kann der Held nicht hie und da eine Blöße verrathen, die lächerlich sey? Ich bitte hier den Unterschied zwischen lä cherlich und belachenswerth zu beobachten. So bald der Held auch nur in einer Handlung eine Seite giebt, die nicht anders, als belachenswerth, seyn kann; aber belachenswerth nach Grundsätzen, und mit Rechte: freilich so hat sich der Dichter mit diesem Zuge selbst geschadet; denn nichts hebt die Würde seiner Person so sehr auf, als dieser Anstrich. Den Belachenswerthen verachten wir zugleich: er dünkt uns niedrig: und wie viel verliert ein Episches Subjekt, eine Epische Handlung, die dies wäre?