Für immer vereint. Grace R. Duncan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace R. Duncan
Издательство: Bookwire
Серия: Für immer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236196
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nichts wusste. Er wusste nicht, wie weit jemand wie Quincys Vater gehen würde, um seinen Willen durchzusetzen. Und Miles war ein Mediziner, kein Kämpfer. Er konnte kämpfen – alle Gestaltwandler lernten es –, doch das hieß nicht, dass es ihm gefiel. Daher war er leider nicht so gut wie die meisten anderen.

      Er musste Quincy wiedersehen, wenn auch nur für eine kurze Weile. Er könnte seinen Wolf ein wenig besänftigen, dafür sorgen, dass er sich etwas besser fühlte und vielleicht die Geduld fand, noch länger zu warten.

      Seit er seinen Gefährten das letzte Mal gesehen hatte – vor zwei Monaten im Wartebereich der Notaufnahme –, hatte Quincy sich ein paarmal gemeldet. Hauptsächlich hatte er Nachrichten per Handy oder E-Mails geschickt, um Miles wissen zu lassen, dass er noch am Leben und weiterhin untergetaucht war. Sie hatten sich gegenseitig ein wenig von sich erzählt, doch Quincy hatte nicht zu viel sagen wollen, damit nichts abgefangen werden konnte. Es war nicht viel, aber zumindest hielt das Wissen, dass Quincy okay war, Miles davon ab, komplett den Verstand zu verlieren. Er wollte gern glauben, dass er es wissen würde, falls Quincy etwas zustieß, aber er war sich nicht sicher, inwieweit ihr dünnes Band so etwas übertragen würde. Als er Chad gefragt hatte, wie Quincy an seine Telefonnummer und E-Mailadresse gekommen war – denn er hatte nie die Gelegenheit gehabt, ihm dies mitzuteilen –, hatte Chad gesagt, dass er sich darüber keine Gedanken machen solle. Doch Miles wusste zumindest einen Teil von dem, womit Quincy sein Geld verdiente, und war nicht in Sorge. Er glaubte nicht einen Moment daran, dass Quincy die Informationen gegen ihn verwenden würde.

      Die letzten zwei Monate waren die reinste Hölle gewesen. Er hatte keinen Ahnung, wie Tanner es geschafft hatte, sich zwei Jahre lang von Finley fernzuhalten. Zugegeben, die beiden hatten miteinander ausgehen und Zeit verbringen können, während Miles in den letzten zwei Monaten nicht mehr als einen kurzen Blick auf Quincy erhascht hatte.

      Den Großteil seiner Zeit hatte er mit Arbeiten verbracht. Ein paarmal hatten sie ihm rundheraus gesagt, dass er nach Hause gehen sollte, weil er zu viel arbeitete. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, sie hatten recht gehabt. Er war so müde gewesen, dass er kaum noch hatte stehen können. Doch nachdem er ein paar Stunden Schlaf bekommen hatte – erfüllt von einigen sehr anschaulichen Träumen mit Quincy in der Hauptrolle –, hatte er etwas tun müssen.

      Da er nicht zurück zur Arbeit hatte gehen können, hatte er entschieden, das andere zu tun, worin er gut war: lernen. Er war runter in die Carnegie Bibliothek in Oakland gefahren und hatte angefangen, alles über das frühe Ägypten zu lesen, angefangen bei Bastet. Er wusste nicht, wie viel davon auf die Jaguare zutraf und wie viel reiner Mythos war, doch er befand, dass eine Grundlage, auf der er aufbauen konnte, nicht schaden würde.

      Seufzend setzte Miles sich wieder auf und warf dabei einen Blick auf die Kaffeemaschine, die in der Zimmerecke stand. Es war klar, dass er keinen Schlaf bekommen würde, daher konnte er genauso gut anderweitig etwas gegen seine Müdigkeit tun. Doch als er sich erhob und zum Schrank umdrehte, überrollte ihn ein Gewirr aus Gefühlen, die nicht seine waren. Verärgerung schien alles zu überlagern, doch er spürte auch Angst. Und Schmerz. Zu viel Schmerz.

      Quincy?

      Miles rannte aus dem Raum, wobei er nicht darüber nachdachte, wie das wirken würde – er dachte überhaupt nicht nach. Wenn sich Quincy in der Nähe befand, war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.

      Gerade als er um die Ecke des Eingangs, vor dem die Krankenwagen hielten, bog, kam ihm eine der Krankenschwestern entgegengelaufen. »Dr. Grant! Ihr Pa–«

      »Partner«, unterbrach Miles sie und hielt inne, als die Krankenschwester ihn verdutzt ansah. Er hatte im Krankenhaus nie etwas über einen Partner erzählt – seines Wissens nach hatte er keinen gehabt –, doch damit würde er sich später beschäftigen. »Ein Freund hat mich informiert«, sagte er nach kurzem Überlegen.

      »Oh. Okay. Sie bringen ihn jetzt rein.«

      »Danke. Wie schlimm ist es?«

      In diesem Moment öffneten sich die Türen und die Sanitäter schoben eine Trage herein, auf der Quincy lag. Lediglich ein Laken bedeckte seinen nackten Körper und seine von Natur aus helle Haut war viel zu blass. Er hatte längliche Wunden auf seiner Brust und dem Bauch, der Rest seines Körpers war vom Laken verhüllt. Die Einschnitte – vermutlich durch die Krallen eines Gestaltwandlers verursacht, wenn er raten müsste – sahen aus, als wäre der Heilungsprozess schon in Gang, doch es schienen nicht die einzigen Verletzungen zu sein.

      Miles musste erst einmal tief einatmen, dann noch einmal, als ihm Quincys Duft unvermittelt in die Nase stieg – ein Hauch von Grafit und Papier, der eine Süße überdeckte, die nicht ganz zu Quincys äußerem Erscheinungsbild passte. Miles musste angestrengt gegen seinen Wolf kämpfen. Er wollte ausbrechen und was oder wer auch immer ihrem Gefährten das angetan hatte, zur Rechenschaft ziehen. Nicht jetzt. Wir werden unserem Gefährten helfen, aber nicht jetzt.

      Nach einem weiteren Atemzug durch den Mund schaltete er in den Arztmodus, erinnerte sich an seine Ausbildung und sein Wissen, damit er sicherstellen konnte, dass Quincy vernünftig heilte und im Verlauf nicht zu viele Menschen misstrauisch machte.

      Es dauerte eine Weile, bis Miles einen günstigen Zeitpunkt fand, um mit Quincy allein zu sein. Zum Glück hatte Quincy auf dem Weg zum Krankenhaus das Bewusstsein verloren und Miles vermutete, dass er deswegen dessen Gefühle so stark gespürt hatte. Ein wacher Quincy hätte wohl nicht so viel preisgegeben. Miles würde zu gern mit ihm sprechen, doch das musste warten. Es war sowieso viel besser für Quincy, wenn er während der Behandlung bewusstlos war. Schmerzmittel wirkten nicht ausreichend – vor allem, weil Gestaltwandler sie so schnell abbauten.

      Sie hatten beide Beine richten und die Schnitte auf Quincys Brust sowie die offenen Wunden durch die Brüche nähen müssen. Die Blutergüsse im Rippenbereich zeigten Miles, dass wenigstens sechs gebrochen waren, und die Röntgenaufnahmen – die normalerweise keinen Beweis für gebrochene Rippen lieferten – hatten seine Vermutung bestätigt; ein deutliches Zeichen, wie schwerwiegend Quincys Verletzungen tatsächlich waren.

      Miles hatte es nicht gefallen, auch nur einen Teil davon behandeln zu müssen. Er wusste, dass Quincy am besten heilte, wenn er aß und sich verwandelte, doch das konnte er den Krankenschwestern und Assistenten schlecht erklären.

      Doch nun war Quincy nicht mehr im Behandlungsraum, sondern wartete auf ein Bett in einem normalen Krankenzimmer. Miles würde den Teufel tun und zulassen, dass Quincy sich in diesem Zustand selbst entließ. Wahrscheinlich würde Quincy allein klarkommen, doch Miles glaubte nicht, dass sein Wolf ihn schon außer Sichtweite lassen würde. Zumindest könnte er wegen der geschienten Beine und den Nähten so tun, als würde Quincy im Krankenhaus bleiben müssen, um bei Miles' Kollegen keinen Verdacht zu wecken. Dadurch könnte er sich ausruhen und besser heilen.

      Das Problem war, dass Miles vermutete, dass Quincy auch innere Blutungen hatte. Seinen Kollegen gegenüber hatte er nichts gesagt und es auch nicht in Quincys Krankenblatt geschrieben, weil er ihn nicht noch operieren wollte. Oh, er würde normal aussehen, wenn sie ihn öffneten, doch es wäre nicht nötig und Miles wollte kein Risiko eingehen, da Quincy sowieso schon geschwächt war.

      Miles zog den Vorhang zu, schloss gewissenhaft die Tür und betete, dass niemand reinkam, während er auf Quincys Bett zuging. Tiefblaue Flecken verunstalteten seine Haut, was Miles vor Wut kochen ließ. Wie konnte jemand dies dem eigenen Kind antun? Es war ihm egal, wer den Kampf letztlich ausgetragen hatte. Der Auftrag war erteilt worden – und er hatte keinen Zweifel daran, von wem – und das war genug, um in Miles den Wunsch aufkommen zu lassen, auf etwas einzuschlagen. Er konnte es einfach nicht verstehen und es war definitiv nichts, was er an der Spezies seines Gefährten mochte.

      Sanft legte er eine Hand auf Quincys Schulter, beugte sich vor und sagte leise dessen Namen.

      Nach nur zwei Versuchen öffnete Quincy die Augen. Er starrte zu Miles hoch, wobei er für einen Moment herrlich verwirrt aussah. »Was –? Wo bin ich?« Er blinzelte, dann sagte er: »Oh verdammt.« Er wollte sich bewegen, doch Miles hielt ihn fest.

      »Hör zu, wir haben nicht viel Zeit. Ich bin jetzt hier, daher wird uns in den nächsten Minuten vermutlich keiner stören, aber ich