Für immer vereint. Grace R. Duncan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace R. Duncan
Издательство: Bookwire
Серия: Für immer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236196
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nach oben, um abzuschätzen, ob er an die Feuerleiter über sich kommen konnte, doch da wartete bereits eine verdammte dritte Katze.

      »Um Bastets willen«, murmelte er seufzend. »Ich wusste, dass ich heute im Hotel hätte bleiben sollen.« Sein Kalender hatte ihm prophezeit, dass heute ein Unglückstag wäre – er und viele der anderen Katzen hielten diese alte ägyptische Tradition noch immer aufrecht –, doch er hatte die Warnung nicht beachtet. Zumindest erklärte eine dritte Katze, wieso er seine Verfolger nicht hatte abschütteln können.

      Er verfluchte sich selbst dafür, nicht nach einer dritten Katze Ausschau gehalten zu haben, ließ jedoch schnell von diesem Gedanken ab. Im Moment hatte er größere Sorgen.

      Quincy stellte seine Tasche ab, streckte seinen Hals nach links und rechts, sodass es knackte, atmete tief ein und begann sich zu verwandeln. Seine Krallen fuhren aus, seine Sicht wurde grau und beinahe zeitgleich traten seine Fangzähne hervor. An dieser Stelle hielt er die Verwandlung in der Hoffnung an, dass er sie nicht ganz würde vollziehen müssen, obwohl er es irgendwie bezweifelte. Er drehte sich zu Diedeldei und Diedeldumm um und beobachtete ihre Bewegungen, wie sie auf ihn zukamen und sich beinahe zur selben Zeit trennten, um sich ihm von zwei Seiten zu nähern.

      Mit zusammengezogenen Brauen überdachte er seine Möglichkeiten, wobei es ihm gar nicht gefiel, dass er nicht viele hatte.

      »Wir sind nur hier, um dir eine Nachricht zu überbringen«, sagte Diedeldei.

      »Ich habe kein Interesse. Ich esse keine Pfadfinderkekse, ich spende anonym an den Tierschutzbund und ich habe bereits eine Ferienwohnung.«

      Diedeldei schnaubte. »Du bist witzig.«

      »Ich würde ja sagen, dass ich die ganze Woche hier wäre, aber das bezweifle ich.« Quincy warf einen Blick die Feuertreppe hinauf, doch Diedeldümmer hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Es ärgerte Quincy maßlos, zugeben zu müssen, dass er, während er bei einem Kampf mit Diedeldei und Diedeldumm die Oberhand gehabt hätte – egal ob als Mensch oder als Katze –, Diedeldümmer ein wenig zu viel des Guten gewesen wäre. Er wünschte sich wirklich, dass er seine SIG Sauer nicht im Hotel gelassen hätte.

      Wenn Quincy eine Eigenschaft besaß, mit der er andere für gewöhnlich übertrumpfen konnte, dann war es Geduld. Er ließ seinen Blick von einem zum anderen hin zum Dritten – der noch immer auf der Feuertreppe war – und wieder zurück schweifen. Diedeldei und Dumm waren ein paar Meter vor ihm stehen geblieben, gerade so außer Reichweite. Dümmer hatte sich nicht bewegt.

      Er atmete ein paarmal langsam und tief durch den Mund ein, denn die Gasse stank, wobei er nach außen hin so viel Ruhe wie irgend möglich ausstrahlte. Tatsächlich war er froh, im Moment größtenteils menschlicher Gestalt zu sein, denn entgegen seinem Willen hätte sein Schwanz gezuckt, wenn er in Katzengestalt gewesen wäre, womit er zweifellos seine Unruhe verraten hätte. Und er wäre verdammt, wenn er ihnen noch einen weiteren Vorteil verschaffte.

      Quincy konnte nicht sagen, welche höhere Macht hier am Werke war, denn im ersten Moment standen alle wie erstarrt da – inklusive Dümmer auf der Plattform – und im nächsten kamen sie, wie auf ein Signal hin, gleichzeitig auf ihn zu.

      Quincy mochte ein Künstler sein und mit Informationen handeln. Er mochte Stifte und Grafiktabletts Waffen und Klauen vorziehen. Doch er war der Tepey-Sa, Erbe der Führung ihrer Dynastie. Eine Position, die er nicht mehr innehätte – egal, ob er es wollte oder nicht –, wenn er es nicht wert wäre. Wenn es nötig war, konnte er kämpfen.

      Offenbar hatte keiner der drei erwartet, dass er sich wehren würde. Quincy wusste nicht, was sein Vater ihnen erzählt hatte, doch mit seinem Verhalten hatte er sie ganz eindeutig überrascht. Es erlaubte ihm, Dumm einen kräftigen Tritt zu verpassen, seine Krallen über Diedeldeis Brust zu zerren – wobei er dessen T-Shirt zerriss und ein paar hübsche, tiefe Kratzer hinterließ – und in Dümmers Arm zu beißen, als dieser ausholte, um Quincy eine zu verpassen.

      Leider gingen ihm die Überraschungen aus, jetzt wo sie wussten, dass er kämpfen konnte. Sie formierten sich neu, kesselten ihn ein, kamen aber nichtsdestotrotz ein wenig vorsichtiger auf ihn zu. Quincy war nicht so dumm, auch nur für eine Minute zu glauben, dass sie ihn in Ruhe lassen würden.

      »Ich werde nicht zurückgehen«, knurrte er, wobei seine Katze darauf brannte, sie fertigzumachen, und ziemlich sauer war, weil er sie so zurückhielt.

      Diedeldei zuckte mit einer Schulter. »Juckt mich nicht.«

      Quincy hatte sich so sehr auf Diedeldei konzentriert, dass er zu spät reagierte, als Dümmer auf ihn zusprang. Er spürte Krallen in seinem Rücken und bekam von Dumm einen Fausthieb in die Nieren, bevor er zurückschlagen konnte. Er versuchte dennoch, einen Schlag zu landen, wobei er sein Ziel jedoch nicht traf, und statt den Tritt zu platzieren, wie er es gehofft hatte, verlor er am Ende beinahe das Gleichgewicht.

      Er musste sich komplett verwandeln. Seine einzige Hoffnung war, dass diese Katzen länger dafür brauchten als er und ihm so die Chance geben würden, währenddessen ein paar Schläge bei ihnen zu landen. Er versuchte einzuatmen, doch der kräftige Schlag auf seinen Rücken raubte ihm den Atem und er wusste, dass er, wenn er sich jetzt nicht verwandelte, vielleicht nicht mehr dazu in der Lage sein würde.

      Daher überließ er seiner Katze die Kontrolle.

      Nachtschwarzes Fell wuchs auf seiner Haut und als er ein paar Sekunden später auf vier Pfoten landete, änderte sich seine Perspektive. Er schüttelte seine zerfetzte Kleidung ab und nutzte die wenigen Schocksekunden zu seinem Vorteil. Er zielte auf den Hals, doch Dümmer fasste sich zu schnell wieder und wich ihm aus, sodass seine Krallen nur die Haut anritzten, statt die Verletzung herbeizuführen, auf die er gehofft hatte.

      Kurz zogen sich alle drei zurück, gingen um ihn herum, wobei sie die Situation offenbar neu abschätzten. Quincys Schwanz zuckte und seine Ohren legten sich an, als er die drei Katzen, die sich noch immer in Menschengestalt befanden, betrachtete. Er konnte ein Knurren nicht ganz zurückhalten, schaffte es jedoch, es etwas zu dämpfen. Er musste nicht die ganze Nachbarschaft in Alarmbereitschaft versetzen und Menschen in diesen Kampf reinziehen.

      Die einzige Warnung, die er bekam, war der kurze Blick, den Diedeldei Dumm zuwarf. Es war nicht genug – oder sie arbeiteten zu viel und zu gut zusammen –, denn obwohl es Quincy teilweise gelang, sich vor den Tritten und Schlägen wegzuducken, konnte er ihnen nicht vollständig ausweichen.

      In Jaguargestalt konnte er jedoch höher springen als sie, sodass ihm springend die Flucht gelang. Die einzige Richtung, in die er gehen konnte, führte jedoch tiefer in die Gasse hinein. Nicht, dass er in dieser Gestalt, oder nackt, wenn er sich verwandelte, aus der Gasse laufen sollte. In diesem Moment verfluchte er das Geheimhaltungsgesetz umso mehr.

      Mit einem leisen Knurren lief er in der Gasse hin und her und sah sich dabei nach einer Fluchtmöglichkeit um. Doch es schien, als hätten sie es satt, weiter zu warten. Sie brauchten tatsächlich länger als Quincy, um sich zu verwandeln. Gerade lange genug, damit er ihnen allen einen Hieb verpassen konnte, doch nicht lange genug, um ihnen weiteren echten Schaden zuzufügen. Und bevor er dafür bereit war, stand er drei riesigen Katzen gegenüber.

      Verdammte Scheiße. Ich hätte wirklich im Hotel bleiben sollen.

      Er überlegte kurz, ob er auf die Feuerleiter springen sollte, doch dafür müsste er sich erst zurückverwandeln und auch wenn er schnell war, glaubte er nicht, dass er genug Zeit hätte.

      Diedeldei, Dumm und Dümmer hatten offenbar genug davon, mit ihrer Beute zu spielen. Sie bewegten sich zeitgleich auf ihn zu und trotz seiner bestmöglichen Verteidigung wusste Quincy, dass er hier nicht lebend herauskommen würde. Er verstand nicht, warum sie ihn töten wollten, denn er war sich so sicher gewesen, dass sie ihn zu seinem Vater zurückbringen würden, doch im Endeffekt war es egal.

      Er schlug um sich, setzte sämtliche Zähne und Krallen ein, wich aus, nutzte alle Tricks, die er kannte, doch drei gegen einen – selbst gegen einen Tepey-Sa, waren zu viel. Für einen Moment verlor er den Überblick über die Klauen, die Zähne, das wehende Fell, das Knurren und die Gasse. Er konnte kämpfen, doch er mochte es nicht und in diesem Moment bereute er von