Für immer vereint. Grace R. Duncan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace R. Duncan
Издательство: Bookwire
Серия: Für immer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236196
Скачать книгу
ein paar Sekunden antwortete Miles nicht und Quincy begann sich zu fragen, ob er das Falsche gesagt hatte. Dann flüsterte Miles: »Diana sei Dank.« Er atmete noch mal durch, bevor er erneut sprach: »Ich bin so froh, das zu hören, Quincy. Gott, so froh.«

      Natürlich dauerte es ewig, bis Miles ihn entlassen konnte. Er musste abschließende Tests seiner Vitalwerte und das Entfernen der Infusionsnadel hinter sich bringen. Außerdem musste er Miles den Schlüssel zu seinem Hotelzimmer geben, sodass Miles ihm Kleidung bringen konnte, denn seine lag wahrscheinlich noch in Fetzen in der Gasse, wo Diedeldei, Dumm und Dümmer ihn angegriffen hatten. Das hatte Zeit gekostet, doch Miles war recht schnell zurück gewesen, denn Quincy war, vielleicht dummerweise, direkt hier in Oakland geblieben. Er zog sich eine abgeschnittene Sweathose an, da er noch immer die Schienen an den Beinen trug, und ein T-Shirt mit einem Animelogo darauf.

      Miles bekam die Entlassungspapiere, dann schob er ihn mit einem Rollstuhl zum Fahrstuhl und hinunter ins Erdgeschoss. Sie fanden einen Raum, der gerade nicht genutzt wurde, in dem Quincy die Schienen abnehmen und Jeans und Schuhe anziehen konnte. Schließlich konnte er gehen. An die Wand gelehnt standen sie außerhalb des Krankenhauseingangs in der Nähe des Parkservice.

      »Wir können das zusammen schaffen, Quince.«

      Quincy schüttelte den Kopf. »Es ist besser, wenn sie nichts von dir wissen, zumindest jetzt noch nicht. Ich habe keine Ahnung, was mein Vater vielleicht tut, wenn er weiß, dass wir Gefährten sind. Er glaubt nicht an vorbestimmte Gefährten, aber wenn er weiß, dass ich es tue...«

      Mit finsterem Gesicht nickte Miles. »Ich verstehe das. Ich kann nur... ich kann nichts dagegen tun, dass ich der Meinung bin, dass wir zusammen besser dran wären.«

      »Ich wünschte, es würde stimmen, Miles. Das tue ich wirklich. Ich... Gott, ich will mit dir zusammen sein, okay?«

      Miles' Adamsapfel hüpfte, doch er nickte.

      »Das tue ich.« Seufzend zupfte Quincy an Miles' T-Shirt, bis dieser nahe bei ihm war. Er mochte es, dass sie beinahe gleich groß waren – Miles war vielleicht ein paar Zentimeter größer, mehr jedoch nicht.

      Quincy neigte den Kopf ein wenig, umfasste Miles' Wangen und ihre Lippen berührten sich. Leise stöhnend zog Miles ihn an sich, bis sie eng aneinander standen. Quincy konnte nicht widerstehen – wenn es um körperliche Zuneigung ging, schien er keinerlei Widerstandskraft zu haben –, sondern vertiefte den Kuss, während er seine Finger in Miles' Haare schob.

      Doch nur einen Moment später zog dieser sich zurück. »Komm mit zu mir nach Hause. Mein Apartment ist nicht mal einen Kilometer von hier weg. Wir könnten in null Komma nichts da sein. Wir finden einen Ausweg.«

      Quincy rang um Atem und schließlich schaffte er ein paar Züge, auch wenn das eine blöde Idee war, bei den ganzen Abgasen, die sie umgaben.

      Er zwang sich, den Gestank zu ignorieren, und schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich kann dir nicht mal versprechen, dass es bald so weit ist, aber ich werde einen Ausweg finden. Okay?«

      »Meldest du dich bei mir? Hältst du mich auf dem Laufenden?«

      »Absolut.« Quincy schloss die Augen und bei dem Gedanken daran, Miles zu verlassen, geriet sein Herz ins Stolpern. »Ich weiß, dass es zu schnell geht, dass es verrückt ist, aber ich... ich mag dich wirklich sehr, Miles. Ich werde nicht zulassen, dass wir das hier beenden.«

      Miles nickte, wobei er über Quincys Rücken rieb und sich dann vorbeugte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich bereits liebe. Es ist okay, du musst es nicht sagen. Wir kennen uns noch nicht so gut.«

      Quincy sah zu ihm auf. »Aber du vertraust deinem Wolf. Ich vertraue meiner Katze. Sie sagt, dass du unser bist. Sie denkt, dass ich an unser Band glauben soll, an uns. Und wenn ich es tue, wenn ich daran glaube, dass du Bastets und Hathors Geschenk bist, dann verdienst du meine vollständige Ehrlichkeit.« Er atmete tief ein und wieder aus, doch das, was er in der Zeit im Bett mit Miles erkannt hatte, fühlte sich noch immer real an. »Ich liebe dich auch. Wir sind Gefährten. Vorbestimmte. Ich glaube nicht, dass das überhaupt zur Debatte steht.«

      Miles' Lächeln war so strahlend, dass Quincy sich fragte, wie er nicht das ganze Krankenhaus erleuchtete. Er zerrte an ihm, zog Quincy erneut fest an sich und küsste ihn.

      Als sie sich voneinander lösten, umfasste er Quincys Gesicht. »Sei bitte vorsichtig. Ich will dich nicht verlieren.«

      Quincy nickte. »Das werde ich, Miles. Ich versprech's.« Er atmete tief ein, küsste seinen Gefährten noch einmal und trat schließlich zurück. »Ich ruf dich an.

      Miles nickte. »Ich werde auf dich warten. Ich liebe dich.«

      »Liebe dich«, sagte Quincy so leise, dass es kaum zu verstehen war, als er einen Schritt zurücktrat. Er rang mit seiner Katze, die versuchte, ihn zu ihrem Gefährten zurückzubringen, doch er war stärker. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um sich umzudrehen und zur Hausecke zu gehen. Als er sich umwandte und zurücksah, stand Miles noch immer dort und beobachtete ihn. Er winkte. Miles winkte zurück und Quincy ging den Hügel hinunter.

      Falls er ein wenig zu schnell ging, konnte ihm niemand einen Vorwurf daraus machen.

      Kapitel 4

      Miles warf seine Schuhe in den Kofferraum seines kleinen Honda und schloss die Klappe. Seine Schlüssel verstaute er in der magnetischen Box, die er extra dafür gekauft hatte, und nahm ein paar tiefe Atemzüge. Er hatte das Rudelgebiet schon immer geliebt. Die frische Bergluft, den Geruch von Kiefer, Tanne und Fichte, der ihn daran erinnerte, wie es war, bevor sein Leben kompliziert geworden war.

      Beinahe derselbe Geruch hatte ihn schon in seiner Kindheit umgeben. Dieser bestimmte Nadelbaumgeruch war in Ost-Washington anders, doch die Düfte waren sich ähnlich. Es erinnerte ihn jedoch daran, wie er als Welpe durch den Wald gelaufen war, sich in Blättern und Gras gewälzt und mit den anderen Welpen in seinem Rudel gespielt hatte.

      Er schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich stattdessen auf seinen Wolf. Für eine Weile musste er die komplizierte Situation vergessen. Nachdem Quincy angerufen hatte, um ihn wissen zu lassen, dass er okay war, und vorgeschlagen hatte, seinen Wolf ein wenig rauszulassen, hatte Miles erkannt, dass sein Gefährte recht hatte. Es war viel zu lange her gewesen, dass Miles sich außerhalb des Vollmonds verwandelt hatte. Auch wenn das nicht gleich bedeutete, dass er auf Hausschuhen herumkauen würde, musste er seinen Wolf öfter mal rauslassen.

      Mit einem weiteren tiefen Atemzug lockerte er die Dominanz über seinen Wolf und übergab ihm die Kontrolle. Wie immer genoss er die Verwandlung, die für sie so natürlich wie das Atmen war, und binnen Sekunden betrachtete er die Welt aus einem gänzlich anderen Blickwinkel.

      Er schüttelte sich kräftig, während er sich daran gewöhnte, wieder in seinem Fell zu sein, dann hob er die Schnauze und schnüffelte. Als er die Fährte eines Hasen entdeckte, rannte er los, ohne noch einmal darüber nachzudenken.

      Es entbrannte eine richtige Verfolgungsjagd, durch die Miles daran erinnert wurde, wie lange er schon nicht mehr hier draußen gewesen war. Statt auf dem Rudelgebiet hatte er sogar ein paar Vollmonde eingeschlossen in seinem Apartment verbracht, weil er so viel gearbeitet hatte. Er rannte noch etwas schneller und schließlich gelang es ihm, den Hasen zu fangen. Sein Wolf genoss die Jagd und ging im Töten auf.

      Das war eine wirklich widersprüchliche Seite an ihm. Sein Wolf konnte ein Killer sein – und war es auch. Er verfolgte, jagte, erlegte und hatte in dieser Hinsicht keine Skrupel. Doch die menschliche Seite an ihm war Mediziner und von ihm verursachte Gewalt und Tötung hätte ihm zutiefst widerstrebt, wenn seine menschliche Seite im Augenblick mehr Kontrolle gehabt hätte.

      Als er aufgegessen hatte, putzte er sich und trank ausgiebig von dem kühlen Bergwasser. Anschließend rannte er um die Bäume herum und durch das Unterholz, sprang über Baumstämme und Bäche, rannte immer schneller und fühlte einfach nur die Freiheit des Winds in seinem Fell.

      Er hatte sich diese Freiheit viel zu lange verwehrt. Es war verständlich; er war mit einem gewissen Tunnelblick auf Quincy fokussiert