Für immer vereint. Grace R. Duncan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Grace R. Duncan
Издательство: Bookwire
Серия: Für immer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236196
Скачать книгу
und so viele seiner Gedanken loszulassen.

      Miles fand seinen Lieblingshügel und legte sich hin, sodass er den Wald überblicken konnte. Pittsburghs Lichter waren in der Ferne zu erkennen und erleuchteten den Himmel. Der Hügel hatte die perfekte Höhe und Ausrichtung, um zur Stadt schauen zu können.

      Irgendwo dort draußen war sein Gefährte. Quincy hatte ihm von seinem Hotel aus geschrieben, dass er im Moment sicher war und gerade eine neue Bleibe suchte, bevor er weitere Schritte unternahm. Er wollte Miles nicht sagen, wohin er ging, zweifellos für den Fall, dass ihre Unterhaltungen abgehört wurden. Quincy konnte einiges unternehmen, um sich vor anderen zu verstecken, doch der Umstand, dass er im Krankenhaus gewesen war, bewies wohl, dass er nicht alles schaffte.

      Miles versuchte, den Schmerz nicht die Überhand gewinnen zu lassen, doch sein Wolf vermisste ihren Gefährten genauso sehr wie er. Sie wussten beide, dass neben ihnen jetzt ein nachtschwarzer Jaguar mit zuckendem Schwanz sitzen sollte. Stattdessen war dieser Merkur wusste wo und tat Diana wusste was für Dinge.

      Miles war dankbar, dass er Quincy gefunden hatte. Er war sich nicht sicher gewesen, was für einen Gefährten – ob männlich oder weiblich – er finden würde, doch er hatte nie erwartet, dass dieser einer anderen Spezies angehörte. Doch wie er Quincy gesagt hatte, vertraute er darauf, dass die Götter wussten, was sie taten. Er erschauderte beim Gedanken daran, was vielleicht passiert wäre, wenn sich sein Leben in jungen Jahren anders entwickelt hätte.

      Er hatte seine sexuellen Vorlieben von klein auf gekannt. Er war verwirrt gewesen – da gab es keinen Zweifel –, denn er hatte verstanden, dass er schwul oder hetero sein konnte, doch er mochte beide Geschlechter, was ihn für eine Weile frustriert hatte. Als er es in der Highschool schließlich verstanden hatte, hatte er das getan, was er darüber gelesen hatte, was viele bisexuelle Menschen taten: Er hatte einen Teil von sich versteckt. Seine Vorliebe für Männer nicht zugegeben, sondern sie eisern für sich behalten.

      Doch als ein paar andere Kerle in seinem Rudel sich als schwul geoutet hatten und seine Eltern deswegen nicht durchgedreht waren, hatte er dies als gutes Zeichen gesehen. Dennoch war er noch nicht bereit gewesen, sich zu offenbaren.

      Bis er Jacob kennengelernt hatte.

      Bei der Erinnerung daran schnaubte Miles, denn ihm wurde bewusst, dass Jacob und Quincy einige optische Ähnlichkeiten aufwiesen. Groß, schlank, sehnig, langes, schwarzes Haar und helle Haut. Er war von diesem Menschen fasziniert gewesen. Jacob war gerade erst aus einer kleinen Stadt in der Coleville-National-Forest-Region in ihr Gebiet gezogen und er und Miles waren in der Schule schnell Freunde geworden. Miles hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass Jacob schwul war. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie er damit umgehen sollte, dass Jacob ein Mensch war, doch er hatte angenommen, dass dafür noch Zeit wäre.

      Als ihr letztes Jahr an der Highschool dem Ende zugegangen war und Miles, statt des netten weiblichen Wolfs, den seine Eltern für ihn ausgesucht hatten, Jacob zum Abschlussball hatte ausführen wollen, war jedoch die Hölle losgebrochen. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass es bei anderen Männern okay gewesen war, schwul zu sein, aber bei ihrem Sohn nicht. Miles hatte seine Eltern noch nie derart erlebt.

      Tagelang hatten sie ihn angeschrien. Jedes Mal, wenn er aufgetaucht war, hatte sein Vater wieder damit angefangen, ihn zu schikanieren. Meistens war es darum gegangen, dass er diesen schwulen Scheiß vergessen und ein nettes Mädel finden sollte, und oft genug hatte sein Vater geschrien: »Mein Sohn nicht!«. An diesem Punkt hatte Miles meistens nicht mehr zugehört.

      Schließlich hatte er gelernt, für sich selbst zu sein. Er war gekommen und gegangen, wenn sein Vater nicht zu Hause oder im Bett gewesen war. Er hatte nebenbei für das Rudel gearbeitet, sodass er sogar einen Teil seines Geldes dafür ausgegeben hatte, um auswärts zu essen. Als die Gefährtin des Beta erkannt hatte, dass er am vierten Tag in Folge im Diner gegessen hatte, hatte sie versucht, mit ihm zu sprechen, doch Miles war noch nicht bereit gewesen, ihnen zu erzählen, was vor sich gegangen war.

      Natürlich hatte Jeannie sich um ihr Rudel gekümmert und gewusst, dass etwas nicht stimmte. Daher war sie zum Alpha gegangen, der Miles am Tag darauf im Diner abgefangen hatte. Wenn Miles jemals ein Alpha hätte sein wollen, dann einer wie Karl Phillips. In all den Jahren, die Miles ihn gekannt hatte, hatte Karl seine Stimme nicht ein einziges Mal erhoben und seine Stärke als Alpha nur weniger als ein Dutzend Male eingesetzt.

      Karl hatte ihm im Diner gegenübergesessen und Jeannie hatte ihnen Kaffee gebracht. »Wie wäre es, wenn wir zusammen einen Happen essen?«

      Er mochte gefragt haben, doch Miles hatte es besser gewusst, als den Alpha durch eine Ablehnung zu verärgern. »Sicher, Alpha«, hatte Miles gesagt, als er sichergestellt hatte, dass sich in diesem Teil des Lokals keine Menschen aufhielten.

      Mit einem Lächeln hatte Karl den Zucker genommen und einen Löffel voll davon in seinen Kaffee rieseln lassen und umgerührt. Miles hatte sich auf seine eigene Tasse konzentriert, während er langsam seinen Kaffee getrunken hatte, denn er hatte gewusst, dass Karl sprechen würde, wenn er so weit war.

      »Also, ich versuche, es als meine Aufgabe anzusehen, zu wissen, was in meinem Rudel so los ist. Wenn einer meiner Wölfe unglücklich ist, möchte ich wissen, warum, denn wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann, dann werde ich das tun.«

      Das hatte Miles bereits gewusst. Er hatte über die Jahre hinweg mehr als einmal erlebt, wie Karl einer Familie geholfen hatte, einen Job zu finden oder Ähnliches. Es war einer der Gründe, warum er diesen Mann so sehr respektierte.

      »Ich muss nicht danach fragen, ob etwas los ist. Ich werde jedoch – vorerst – fragen, was es ist.« Der Zusatz, dass er kein zweites Mal fragen würde, war unausgesprochen geblieben.

      Miles hatte tief durchgeatmet. Wyatt war nicht aus dem Rudel geworfen worden, als er sich geoutet hatte. Der Alpha würde auch ihn nicht rausschmeißen. Das Problem war, dass er sich nicht mehr sicher gewesen war, ob er hatte bleiben wollen. Er hatte durch seine Wimpern hindurch aufgesehen. »Ich... habe mich meinen Eltern gegenüber geoutet.«

      Die einzige Reaktion Karls war das leichte Anheben seiner Augenbrauen gewesen. »Du bist schwul?«

      Miles hatte den Kopf geschüttelt. »Ich bin bi. Aber... da ist dieser Junge. Ich wollte ihn zum Abschlussball ausführen.« Er hatte mit den Schultern gezuckt. »Zum Teufel, ich weiß nicht mal, ob ich es getan hätte, aber ich wollte es versuchen. Als ich also meinen Eltern gesagt habe, dass ich nicht mit Layla gehen möchte – das Mädchen, das sie für mich ausgesucht haben – und stattdessen mit Jacob gehen will...«

      Karl war sogar zusammengezuckt. »Ich vermute, Martin mochte das nicht.«

      Miles hatte humorlos aufgelacht. »Nein, nein, das hat er nicht. Ähm... sein Lieblingssatz ist: Mein Sohn nicht, obwohl ich nicht weiß, was danach kommt, denn da habe ich aufgehört zuzuhören.«

      Karl hatte genickt. »Das kann ich verstehen.«

      Miles hatte noch einen Schluck seines Kaffees getrunken, dann in die schwarze Flüssigkeit gestarrt, als könnte sie ihm die Weisheit geben, die ihm gefehlt hatte.

      »Du hast geplant, an die EWU in Spokane zu gehen, richtig?«

      Miles hatte genickt. »Ja. Ich habe eine Zusage für ihr Biologie- und Grundlagen-der-Medizin-Programm.«

      »Und dann?«

      »Hatte ich gehofft, nach Seattle an die UW zu wechseln, um dort Medizin zu studieren.« Er hatte die Stirn gerunzelt. »Ich weiß nicht, ob ich das jetzt noch hinkriege. Eine der Sachen, die mein Vater gesagt hat, war, dass er nicht für das Studium aufkommen wird, wenn ich mit diesem schwulen Scheiß weitermache, wie er es nennt. Ich weiß nicht mal, ob er es überhaupt könnte.« Miles hatte erneut mit den Schultern gezuckt.

      Für eine Weile hatte Karl nichts dazu gesagt und Jeannie hatte ihnen dicke Burger, einen riesigen Berg Pommes und eine Flasche Ketchup gebracht. »Darf ich noch etwas bringen?«

      »Nein, danke«, hatte Karl lächelnd erwidert.

      Sie hatte Miles zugezwinkert und war wieder hinter den Tresen zurückgegangen. Miles hatte sich damit