DIE SNUFF-KILLER. Robert Blake Whitehill. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Blake Whitehill
Издательство: Bookwire
Серия: Blackshaw
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958356191
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sind für Armleuchter. Marschieren wir doch mal in den Charlie-Sektor und sehen nach, was Sache ist.«

      Tahereh stellte ihr Funkgerät auf die gemeinsame Frequenz des Suchtrupps, um die anderen Teams über ihren Planwechsel zu informieren. Sie stapften zwanzig Minuten durch die nebligen Wälder, bis sie Sektor Charlie erreichten, wo Sanders patrouillieren sollte. Zwei Gestalten zeichneten sich im dunklen, nassen Nebel ab.

      Chalk hob seine Pistole und zielte damit auf die herannahenden Schatten, die ihre MagLite-Taschenlampen löschten. Tahereh nahm sie mit ihrer eigenen LED-Taschenlampe ins Visier.

      Chalk brüllte: »Wasser ist nass!«

      »Trink noch was!«, kam als Bestätigung von einer der Gestalten.

      Chalk holsterte seine Pistole. »Irgendwas gefunden?«

      Ein großer Soldat, Felix Harrower, an dessen Weste zwei Splittergranaten baumelten, hob eine Hand vor seine Augen und blinzelte in Taherehs Lichtstrahl. »Nein. Gar nichts. Er ist einfach weg.«

      Harrowers Teamkamerad, eine kleine, drahtige Frau mit einem ungepflegten Vokuhila, der unter ihrer Schirmmütze hervorschaute, trat mit einer laminierten Geländekarte in der Hand nach vorn. Earline Byrd fuhr mit ihrem Finger entlang eines dunkelgrünen Abschnitts. »Wir sind da überall durch. Wollten gerade in die kleine Schlucht.«

      »Wir übernehmen das«, sagte Chalk. »Ihr zwei dampft zurück und springt für uns im Echo-Sektor ein.« Er zeigte auf eine andere Stelle der Karte. »Wir sind bis dahin gekommen, immer in nördlicher Richtung.«

      »Sanders? Nichts gefunden?«, fragte Harrower.

      »Würde ich sonst hier stehen und mit dir quatschen? Zieh Leine. Im Laufschritt!«, bellte Chalk.

      Harrower und Byrd knipsten ihre MagLites an und eilten in die Nacht, begleitet vom unprofessionellen Klappern ihrer Ausrüstung. Chalk fragte sich, wer sie auf diese hirnverbrannte Idee gebracht hatte, für diesen Einsatz Granaten anzuschaffen. Zugegebenermaßen marschierte er selbst von Zeit zu Zeit gern schwer bepackt. Vorsicht war besser als Nachsicht.

      »Beschissene Amateure«, murmelte er. »Schauen wir uns die Schlucht an.«

      Sie duckten und wanden sich in westlicher Richtung zwischen ein paar niedrigen Kiefern hindurch, während der Regen von den Ästen tropfte und in ihre Kragen lief. Chalk war außer sich vor Wut. Es war ihm egal, ob er Sanders oder die entlaufene Ware zuerst fand. Das dicke Ende sollte noch kommen.

      Zehn Minuten später leuchtete Chalk mit seiner Taschenlampe über den Rand der Schlucht. Der Boden bestand aus einem plätschernden Strom, der einen halben bis einen Meter breit war, je nachdem, wie das Gelände es zuließ. Chalk hockte sich hin und rutschte den steilen Abhang hinunter, wobei Kiefernnadeln auf dem Gras und lehmiger Boden seinen Abstieg weiter beschleunigten. Als er am Boden ankam, stand ihm das Wasser bis übers Knie. Anfangs konnte Tahereh ihren Abstieg besser kontrollieren als Chalk, aber mit einer unnützen Hand, mit der sie sich nicht festhalten konnte, landete sie schließlich brusttief im Wasser sitzend.

      Sie stieß einen Fluch in Farsi aus. Mit Chalks Hilfe kam sie wieder auf die Beine. Sie war nass bis auf die Haut, durchfroren bis auf die Knochen und wütend bis in die Tiefen ihrer Seele, war aber schlau genug, sich nicht zu beschweren. »Flussaufwärts oder abwärts?«

      Chalk grübelte für einen Moment. Der Bachlauf war schlammig und turbulent und bot keine Hinweise darauf, in welche Richtung die Abtrünnige geflohen war. »Flussabwärts, sie wird sich die Strömung zunutze gemacht haben. Glaubst du, Sanders steckt mit drin?«

      Tahereh spürte, wie das rauschende Wasser den Schlamm unter ihren Stiefeln fortspülte. »Sie wurde gemäß der Tradition ihres Volkes beschnitten und vernäht. Was hätte sie ihm zu bieten?«

      »Gottverdammte Barbaren. Aber nach meiner Rechnung bleiben ihr noch zwei Öffnungen und zwei gesunde Hände dazu.«

      »Deine Leute werden gut genug bezahlt«, merkte Tahereh an. »Sanders müsste sich nicht mit mangelhafter Ware abgeben, es sei denn, er wollte sie bei Laune halten, bis er sie getötet hat.«

      »Er würde es nicht wagen, die Ware anzurühren«, schäumte Chalk. »Sie war Güteklasse A, vor allem mit ihren Modifikationen. Die Perversen lieben so was Schräges. Er würde sie keinesfalls anfassen, zumindest falls er vorhatte, sie zurückbringen.«

      »Dann glaube ich, dass sie flussaufwärts gegangen ist«, sagte Tahereh. »Sie schien mir nicht dumm zu sein.«

      Chalk drückte wieder die Sprechtaste seines Funkgeräts. »Sanders, du gottverdammter Tagelöhner! Lass mir ja deinen Fleischspieß aus meinem Eigentum oder ich lass dich deine eigenen Klöten fressen! Sanders!« Seine Warnung erntete nur Stille aus dem Funkgerät.

      Für die nächsten fünfzehn Minuten wateten sie im Regen gegen den rauschenden Strom und leuchteten mit ihren Lampen die Böschung der Schlucht ab. Chalk wühlte sich durch die Mitte des Grabens, während er Tahereh half, sich entlang der flacheren Ränder des vom Regen angeschwollenen Bachs auf den Beinen zu halten. Die Wände der sonst trockenen, kleinen Schlucht waren häufig zu steil, um auf dem Trockenen bleiben zu können.

      Es war Taherehs Lichtstrahl, der das Hindernis, das vor ihnen lag, zuerst entdeckte. Es schien ein toter Baum zu sein, der heruntergerissen worden war, als die Schlammmasse unter ihm sich vom Hang gelöst hatte.

      Sie stapften näher.

      »Sanders!«, brüllte Chalk.

      Die Beine des Wachmanns trieben leblos im Wasser und hatten bereits ein paar kleine Zweige zusammen mit Laub und Kiefernnadeln eingefangen. Eine halbe Stunde später und er wäre komplett unter der Masse von Treibgut verschwunden, die flussabwärts gespült wurde.

      »Bitte sag mir, dass er einen verdammten Herzinfarkt hatte«, rief Chalk, als sich Tahereh einen Weg zu dem gefallenen Mann auf der rechten Uferseite bahnte.

      Tahereh rief Chalk, der hinterherhinkte, über ihre Schulter zu: »Drei in die Brust. Seine AK ist hier. Kann seine Pistole nicht sehen. Sein Messer ist auch noch hier.« Tahereh ignorierte die offenen, starrenden, regennassen Augen der Leiche. Sie hatte schon immer eine Schwäche für ein schönes, scharfes Stück Stahl gehabt, also beugte sie sich herab, um Sanders begehrtes Gerber-Kampfmesser aufzuheben.

      Chalk war immer noch ein Stück von Tahereh und dem Leichnam entfernt, als er rief: »Was ist mit seinen Granaten?«

      Wie als Antwort auf seine Frage hörte Chalk ein blechernes Scheppern – wie ein Teelöffel in der Besteckschublade. Plötzlich wühlte Tahereh blind im schmutzigen Wasser um die Leiche herum, als suchte sie nach einem verlorenen Diamantohrring. Ihr panischer Schrei kam zu spät. »Granate!«

      Das Wasser neben Tahereh schoss in einer Fontäne empor, begleitet von einem dumpfen Knall. Tahereh flog rückwärts in die Böschung und rutschte im Schlamm wieder zurück ins Wasser. Chalk spürte, dass etwas an seinem Kopf vorbeiflog. Noch ein dumpfes Geräusch. Er drehte sich um und sah Sanders Messer, das sich mit der Spitze voran in einen Baumstumpf ein paar Meter hinter ihm gebohrt hatte. Ein Schnürsenkel baumelte vom Knauf, der Ring eines Sicherungsstifts an dessen Ende. Eine simple Sprengfalle.

      Chalk watete den Strom hinauf und kniete sich an Taherehs Seite. Beide Arme fehlten ab den Ellbogen. Obwohl sie auch nördlich der Knie schlimm zerkratzt und zerschrammt war, hatte die volle Wucht der Druckwelle sie zwischen Bauch und Gesicht erwischt. Ihr zerfledderter, blutiger Kampfanzug war zusammen mit ihrer Haut weggerissen worden und enthüllte zerfetzte Muskelfasern und durchlöcherte Organe. Ihre dicke, schwarze Mähne an ihrem Skalp lag nach hinten weggeklappt wie eine Perücke, die im Wind verrutscht war. Taherehs Mandelaugen waren nun kleine Auflaufförmchen gefüllt mit Himbeermarmelade.

      Er versuchte sie zu trösten. »Schatz, diesmal hast du wirklich in die Scheiße gelangt.«

      Zu Chalks Entsetzen entwich der klaffenden Wunde, die Taherehs Mund gewesen war, ein blubberndes, keuchendes Pfeifen. Dann folgte ein Satz, aber weil ihre Lippen, Zähne und Zunge nur noch Brei waren, konnte er sie nicht verstehen. Erstaunt darüber, dass sie noch am Leben war, lehnte er sich über sie, um zu hören,