Das Reisebuch Europa. Jochen Müssig. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jochen Müssig
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783734321962
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Andrássy út führt.

       Im August wird eine Insel zur Partyzone

      Das Parlament am Donauufer von Pest wirkt in seinem Stil der englischen Neogotik wie eine zu groß geratene Kopie der Londoner Houses of Parliament ohne Big Ben, dafür mit einer 96 Meter hohen Neorenaissance-Kuppel sowie byzantinischen und venezianischen Einflüssen. Wo heute die ungarische Nationalversammlung tagt, kann man die Krönungsinsignien besichtigen. Weiter nördlich lädt die 2,5 Kilometer lange Margareteninsel inmitten der Donau zu Ausflügen ein, ob am Strandbad, im Thermalbad des Grand Hotels oder auf Landauer-Fahrrädern für bis zu vier Personen.

      Budapest zeigt sich den Besuchern als trendige Stadt, die sich immer wieder neu erfindet. Zu den Superlativen im Veranstaltungskalender zählt das einwöchige Sziget-Festival im August, wenn 400 000 Besucher auf der Insel Óbudai Sziget das größte Musikfestival Mitteleuropas feiern und Budapest in eine einzige Partyzone verwandeln.

       TOP image ERLEBNIS

      image BUDAPESTER BADEFREUDEN

      Kur und Wellness werden in der ungarischen Hauptstadt großgeschrieben, seit die ersten einfachen Bäder im 16. Jahrhundert durch türkischen Einfluss entstanden. Inzwischen zählt man gut 500 Mineral- und Thermalquellen in mehr als hundert Einrichtungen von historischen Hotels bis zu orientalischen Badeanstalten. Im Jugendstilbad des »Hotel Gellért« frönen morgens mehr Einheimische als Hotelgäste ihrem Baderitual.

      Das stilvolle Széchenyi-Bad im Stadtwäldchen östlich des Zentrums von Pest wartet mit 12 000 Quadratmetern auf. Das Thermalwasser kommt aus 1246 Metern Tiefe, die Badetemperatur beträgt etwa 38 Grad Celsius. Regelmäßig kann man Badegäste beim Schachspielen im Wasser beobachten. Sehenswert ist auch die neobarocke Schlossarchitektur der von außen völlig abgeschirmten Anlage.

       WEITERE INFORMATIONEN

      www.budapestinfo.hu Széchenyi-Bad: Állatkerti körút 9–11, www.szechenyibad.hu

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       Beliebt: das Széchenyi-Bad in Pest.

      image LJUBLJANA – DAS KLEINE PRACHTSTÜCK

       Ein echtes städtebauliches Juwel

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       Die Metropole in der Mitte Sloweniens zählt mit ihren 280 000 Einwohnern zu den kleinsten Hauptstädten Europas, aber sie hat es wahrlich in sich: ein bezauberndes Stadtbild kombiniert mit mediterraner Gelassenheit und überbordender Kreativität. 2016 trug Ljubljana stolz den Titel »Grüne Hauptstadt Europas«.

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       Die romantische Ljubljanica durchquert die Altstadt.

      Die früher auf Deutsch Laibach genannte Stadt an der Ljubljanica steht auf den Überresten der römischen Siedlung Emona, vor 2000 Jahren als militärische Festung erbaut. Die spätere Zugehörigkeit zu Böhmen und besonders zum Habsburger Reich ist in der architektonischen Entwicklung noch heute sichtbar: Neben vereinzelten gotischen Bauten prägen vor allem Barockfassaden mit verzierten Portalen die überschaubare Stadt. Die mediterrane Atmosphäre verdankt sie dem gemäßigten Klima und der ausgelassenen Stimmung am malerischen Ufer der Ljubljanica, die von mehreren Brücken überquert wird.

      Gerne wird Ljubljana mit Prag verglichen, wenngleich in kleinerem Maßstab. Das mag an der hoch oberhalb des Zentrums thronenden Burg liegen, romantisch erreichbar per Standseilbahn. Mehrere Ausstellungen berichten in der Ljubljanski Grad über die Geschichte des Landes bis zur Unabhängigkeitserklärung, ein virtueller Spaziergang führt durch die Entwicklungsetappen der Burg. Zu den älteren Teilen der Festung gehört die spätgotische St.-Georgs-Kapelle. Ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes stellt der Uhrturm dar: Früher diente er als Brandmeldeposten, heute können Besucher bei klarem Wetter von dort aus ein Drittel des Staates Slowenien überblicken.

      Das aktuelle Erscheinungsbild der schmucken Stadt geht auf zwei schicksalsschwere Ereignisse zurück. Das Rathaus und andere Renaissancegebäude sowie die Vielzahl der Barockbauten wie Brunnen, Herrenhäuser und Kirchen entstanden nach dem Erdbeben von 1511. Als Höhepunkt der Barockkunst gilt der besonders im Inneren prächtig verzierte St.-Nikolaus-Dom aus dem 18. Jahrhundert. Nach einem weiteren Erdbeben 1895 setzte sich der Jugendstil als stilprägende Richtung durch, etwa zwischen Altstadt und Bahnhof entlang der Miklošičeva cesta mit ihrem prächtigen Grand Hotel Union oder bei der Drachenbrücke über der Ljubljanica.

       Geballte Attraktionen

      Die slowenische Hauptstadt entwickelt sich immer mehr zu einem lebendigen Kunst- und Kulturzentrum mit einer Vielzahl von Kunsthandwerkboutiquen, Museen und Galerien; die meisten davon befinden sich in der Neustadt westlich des Flusses. Als Trendsetter gilt das kunterbunt gestaltete alternative Zentrum Metelkova Mesto nordöstlich der Altstadt. Gastronomisch dominieren in Ljubljana italienische Einflüsse ebenso wie Balkan-Traditionen. So stehen meist deftige Gerichte mit Fleisch oder Fisch auf den Speisekarten. Anders als etwa in Serbien sind die Lokale Nichtraucherzonen. Einen natürlichen Standortvorteil haben da schon immer der große Markt und die Marktkolonnaden geboten.

      Ljubljana gilt heute als fröhliche Stadt, die zu guter Laune anregt; die vielen Radfahrer und Fußgänger erzeugen ein Bild von Leichtigkeit fernab von jedem hauptstädtischen Pomp. Dass Ljubljana zu drei Vierteln aus Grünflächen besteht, unterstützt diesen Eindruck. Beliebt sind vor allem der Tivolipark um das gleichnamige Schloss oder der Botanische Garten mit seinen über 4500 Pflanzenarten. Beide Parks bestehen seit gut 200 Jahren. Dank der Pionierrolle in der nachhaltigen Entwicklung seiner Umweltressourcen trug Ljubljana 2016 den Titel »Umwelthauptstadt Europas«.

      Die geringe Landesgröße bringt es mit sich, dass das zentrale Ljubljana ein geeigneter Ausgangspunkt für Erkundungen ist. So liegen etwa die berühmten Höhlen von Postojna nur 55 Kilometer entfernt, und sogar das pittoreske Hafenstädtchen Piran am schmalen adriatischen Küstenstreifen ist zügig erreichbar. Und mal ehrlich: Wo sonst in Europa kann man alpine und mediterrane Atmosphäre innerhalb eines Tages erleben?

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       Die »Tromostovje« genannten drei Brücken führen bis zur Franziskanerkirche am Prešerenplatz.

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      image MEISTERARCHITEKT JOŽE PLEČNIK

      Der in Ljubljana als Tischlersohn geborene Architekt Jože Plečnik (1872–1957) wirkte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunächst in Wien und später in Prag, wo er für den Umbau der Prager Burg für den Präsidenten Masaryk sorgte. Wieder zurück in seiner Heimatstadt begann er mit der urbanen Umgestaltung von Ljubljana zur modernen Stadt nach dem Vorbild des alten Athens – und setzte Stilakzente mit Balken, Säulen und Balustraden fernab von Jugendstil oder Art déco. Am Ljubljanica-Ufer ergänzte er eine bestehende Steinbogenbrücke geschickt um zwei weitere, spitz