Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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Sie mitnehmen.«

      »Gut, danke.« Pascal wusste nicht, wie er dieses Angebot ablehnen sollte, ohne unhöflich zu wirken. Kendra war ihm nicht unbedingt sympathisch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Fenja das Ereignis vom Vortag tatsächlich so sehr belastete, wie sie ihm das weismachen wollte.

      Andererseits, was wusste er denn schon von dieser hübschen jungen Frau, die sich so liebevoll um ihn gekümmert hatte? Und welchen Grund sollte Kendra haben, ihm eine solche Geschichte zu erzählen? Mal sehen, was ich morgen davon halte, dachte er und verschob seine Entscheidung, ob er Fenja trotz Kendras Warnung anrufen würde, auf den nächsten Tag.

      *

      Kendra empfand es als wunderbaren Zufall, dass Pascal in der Nähe der Fußgängerzone in Garmisch wohnte. Dieser Zufall würde ihr helfen, Fenja davon zu überzeugen, dass dieser Mann absolut nichts für sie war. Nachdem sie Pascal vor seiner Haustür abgesetzt hatte, suchte sie sich einen Parkplatz und spazierte durch die Fußgängerzone, die an Häusern mit Lüftlmalereien und üppig bepflanzten Balkonkästen vorbeiführte. Sie fragte sich, wie Menschen diese auf Idylle getrimmte Umgebung auf Dauer aushalten konnten. Sie war sicher, dass sie dazu nicht in der Lage wäre.

      Zwei Stunden später kehrte sie mit zwei Kleidern, die sie in einem kleinen exklusiven Modeladen erstanden hatte, und einem Seidentuch für Fenja wieder nach Bergmoosbach zurück. Bevor sie Fenja von ihrem Ausflug erzählte, bereitete sie einen beruhigenden Kräutertee für sie zu. Sie würde die Geschichte, die sie gleich von ihr zu hören bekam, ertragen müssen, und sie hatte keine Lust darauf, dass sie einen Panikanfall bekam und sie sich dann um sie kümmern musste.

      »Tee? Du trinkst doch nachmittags immer Kaffee«, wunderte sich Fenja, die aus ihrem Arbeitszimmer gekommen war und in der Tür zur Küche stand.

      »Ich hatte schon einen Kaffee. Komm, setz dich zu mir, wir müssen reden«, sagte Kendra und stellte zwei Tassen mit dem noch heißen Tee auf den Tisch.

      »Über was müssen wir reden?«, wunderte sich Fenja, weil Kendra auf einmal so ernst wirkte.

      »Wie gesagt, ich hatte schon einen Kaffee.« Kendra setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Fenja und sah sie einen Moment lang schweigend an.

      »Was ist? Mach es nicht so spannend«, bat Fenja.

      »Ich habe Pascal getroffen.«

      »Warst du wieder im Krankenhaus?«

      »Nein, er ist bereits entlassen. Ich habe ihn in Garmisch getroffen. Er wohnt in der Nähe der Fußgängerzone. Er hat mich auf einen Kaffee eingeladen, und wir haben ein wenig geplaudert.«

      »Wie geht es ihm?« Fenja atmete innerlich auf. Es ging wohl doch nicht um etwas Unangenehmes. Kendra wollte ihr nur von ihrer Begegnung mit Pascal erzählen.

      »Es geht ihm gut, deshalb wurde er auch heute schon entlassen.«

      »Was ist?«, fragte Fenja, als Kendra innehielt und sie mit einem bedauernden Blick betrachtete.

      »Ich muss dir etwas sagen, aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll«, gab sich Kendra zerknirscht.

      »Um was geht es denn?«

      »Um Pascal, wir haben uns recht gut unterhalten, so richtig vertraut, weißt du.«

      »Und?« Fenja spürte ihr Herz schneller schlagen, als Kendra zuerst einen Schluck Tee trank, bevor sie weitersprach.

      »Wir haben uns auch über Freunde unterhalten, was wir so an ihnen schätzen, und er meinte dann …«

      »Was meinte er?«, hakte Fenja nach, als Kendra sich räusperte.

      »Er hat gesagt, dass er mit Stubenhockern absolut nichts anfangen kann. Er liebt das Abenteuer und will ständig unterwegs sein. Ich denke, du solltest dir genau überlegen, ob du ihn wirklich wiedersehen willst. Wäre es nicht schrecklich für dich, wenn er für dich nicht mehr als Mitleid übrig hätte oder vielleicht nur Verachtung empfinden würde?«

      »Du denkst also, ich sollte ihn vergessen?«

      »Das wäre für dich sicher besser. Es tut mir echt leid, Schätzchen, aber eigentlich hätte uns beiden bewusst sein müssen, dass ein Mann wie Pascal sich nicht mit Kaffeetrinken im Garten zufrieden gibt.«

      »Hat er nach mir gefragt, als du ihn heute getroffen hast?«

      »Er wollte wissen, wie du mit deiner Arbeit zurechtkommst.«

      »Vielleicht würde er anders auf meine Krankheit reagieren, als du annimmst.«

      »Ehrlich gesagt, ich bin nicht sicher, ob er deinen Zustand überhaupt als Krankheit einordnen könnte. Er ist Fluglehrer, und seine Schüler sind alle mutige selbstbewusste Menschen, sonst würden sie es nicht wagen, Flugunterricht zu nehmen, selbst sein Hobby ist pures Abenteuer. Denkst du wirklich, er kann sich vorstellen, dass sich jemand zu Hause einsperrt, aus einer diffusen Angst heraus, die mit nichts zu erklären ist?«

      »Ich weiß nicht, ich fühle mich gerade wie eine Ausgestoßene«, sagte Fenja und kämpfte mit den Tränen.

      »Tut mir leid, dass ich das so drastisch formuliert habe. Aber ich möchte dir gern eine schlimme Enttäuschung ersparen. Verzeih, vielleicht irre ich mich auch, und er ist ganz anders.« Sie ging um den Tisch herum, setzte sich auf den Stuhl neben Fenja und nahm sie in den Arm. »Ich bin die letzte, die dir wehtun will«, beteuerte sie.

      »Ja, ich weiß«, entgegnete Fenja leise.

      »Stell dir vor, er lehnt dich wegen deiner Ängste ab. Du würdest dich noch viel schlechter fühlen als jetzt. Im Moment bist du doch auf einem guten Weg. Du fühlst dich in diesem Dorf wohl, und es wird nicht mehr lange dauern, bis du dich auch nach draußen wagst. Diesen Fortschritt darfst du nicht riskieren. Arbeite weiter an dir, und in ein paar Wochen besuchst du Pascal auf dem Flugplatz. Das wäre doch ein weitaus besserer Start für eine Beziehung. Ein Start auf dem Flugplatz, das klingt nach etwas, was Erfolg verspricht«, fügte sie lächelnd hinzu.

      »Wenn ich ihm sage, dass ich ihn erst einmal nicht treffen kann, dann wird er davon ausgehen, dass ich kein Interesse daran habe, ihn wiederzusehen.«

      »Du könntest ihm sagen, dass du für länger verreisen musst.«

      »Oder ich vergesse das Ganze. Wenn er so wenig Verständnis für Leute aufbringt, die nicht ebenso abenteuerlustig sind wie er, dann ist er ohnehin nicht der Richtige für mich«, erklärte Fenja mit einem tiefen Seufzer.

      »Das ist eine kluge Entscheidung. Ich wusste, dass du vernünftig sein würdest. Danke, dass ich mir keine Sorgen um dich machen muss.« Kendra küsste Fenja auf die Wange und stand auf. »Darf ich noch mal dein Fahrrad ausleihen?«, fragte sie.

      »Du kannst es so oft haben, wie du willst.«

      »Danke, ich möchte nur ein paar Runden drehen. Mir fehlt das Fitnesscenter.«

      »Fahrradfahren draußen in der Natur ist ebenso effektiv.«

      »Auf jeden Fall«, stimmte Kendra ihr zu. Sie wollte noch einmal oben im Wald nach der Drohne suchen, irgendwo musste sie doch sein.

      *

      »Hallo, Harald, wie geht es Ihnen?«, fragte Emilia, als sie mit Nolan von einem Spaziergang nach Hause zurückkam.

      Harald Baumann saß auf der Bank unter der alten Ulme und blätterte in der aktuellen Ausgabe des Bergmoosbacher Tagblatts.

      »Danke, mir geht es gut. Ich warte auf Miriam. Sie ist bei deinem Vater. Sie hat sich vorhin an einem Holzsplitter verletzt, der im Hof herumlag«, erzählte er, während er Nolan streichelte, der ihn freudig begrüßte.

      »Holzsplitterunfall im Sägewerk«, entgegnete Emilia schmunzelnd.

      »Kann schon mal passieren«, antwortete Harald lächelnd. »Da du gerade hier bist, Emilia, deine Freundin Doro wohnt doch in der Neubausiedlung.«

      »Richtig.«

      »Dann sieh dir bitte mal dieses Foto an.«

      »Ein