Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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entlassen werden.«

      »Ich sollte mir überlegen, hierher zu ziehen«, sagte sie und hielt Pascals Blick fest.

      »Falls Sie das Landleben der Großstadt vorziehen.«

      »Worüber ich mir noch nicht im Klaren bin. Es kommt sicher darauf an, ob es hier etwas gibt, was mich stark genug anzieht.« Sie sah ihm noch einmal tief in die Augen, bevor sie das Gespräch auf das Thema lenkte, das ihr überaus wichtig war. »Haben Sie denn inzwischen einen Verdacht, was zu diesem Absturz geführt haben könnte?«, fragte sie ihn.

      »Vielleicht hatte sich ein Vogel im Schirm verwickelt.«

      »Gibt es denn Spuren, die darauf hinweisen?«

      »Ein paar feine Risse im Gewebe. Sie könnten von einem Schnabel stammen.«

      »Könnte es auch ein Strömungsabriss gewesen sein?«

      »Das fühlt sich anders an. Der Schirm sackt einfach nur zusammen und bläht sich dann wieder auf.«

      »Aber ganz ausschließen können Sie es nicht, dass es an der Strömung lag?«

      »Nein, aber die Variante mit dem Vogel erscheint mir überzeugender.«

      »Dann war es sicher auch ein Vogel. Ich gehe davon aus, dass Sie als Fluglehrer auch das Paragliding beherrschen und die Ursache eines Zwischenfalls einschätzen können.«

      »Danke, dass Sie mir das zutrauen«, antwortete Pascal lächelnd.

      »Ich traue Ihnen viel zu, Pascal«, entgegnete sie mit sanfter Stimme und hielt seinen Blick fest. Sie war froh, dass die Drohne nicht mehr Schaden an seinem Schirm angerichtet hatte, der dann vielleicht auf ein technisches Gerät hingedeutet hätte.

      »Sie sagten, Fenja würde sich bei mir melden, sobald sie Zeit hat?«, hakte Pascal nach und löste sich von ihrem Blick.

      »Das hat sie gesagt«, versicherte sie ihm. Aber sie wird es nicht tun, weil ich ihr auch das ausreden werden, dachte sie, während sie Pascal mit einem charmanten Lächeln betrachtete. Stattdessen würde sie Pascal gleich morgen wieder besuchen und ihm erzählen, dass Sie schon länger darüber nachdachte, Flugunterricht zu nehmen. Sie würde ihn bitten, ihr eine Probestunde zu geben, sobald er wieder einsatz­bereit war. Das Thema Fliegen würde für genug Gesprächsstoff sorgen, und währenddessen würde sie ihm schon klar machen, dass er sich gerade in sie verliebte. Nach ein paar Tagen, wenn niemand mehr nach der Ursache für den Absturz fragte, würde sie sich wieder von ihm verabschieden und in ihr Leben zurückkehren.

      »Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Besserung, Pascal«, verabschiedete sie sich wenig später, drückte sanft seine Hand und warf ihm noch einmal einen langen Blick zu, bevor sie das Zimmer verließ.

      Was soll das werden?, dachte Pascal und schüttelte amüsiert den Kopf. Kendra gehörte nicht zu den Frauen, für die er sich interessierte, dazu war sie zu selbstverliebt. Fenjas liebenswürdige Art gefiel ihm weitaus besser.

      Nachdem Kendra das Krankenhaus verlassen hatte, rief sie Fenja an, damit sie das Abendessen vorbereiten konnte. Sie war fest davon überzeugt, dass ihr Krankenbesuch erfolgreich war. Pascal und sie würden sich näherkommen. Fenja würde sie, ganz mitfühlende Freundin, erzählen, dass sie versucht hatte herauszufinden, welche Menschen Pascal interessant fand. Dabei wäre herausgekommen, dass er mit Stubenhockern überhaupt nichts anfangen konnte, dass er sich sogar recht abfällig über Menschen wie sie geäußert hätte. Menschen, die es nicht fertigbrachten, über ihren Schatten zu springen.

      *

      Fenja fühlte sich noch immer nicht ganz wohl dabei, dass sie Pascal nicht persönlich abgesagt hatte. Kendra hatte ihr zwar gerade am Telefon versichert, dass sie alles für sie geregelt hätte, aber das beruhigte sie nicht sonderlich. Es war schon so lange her, dass ihr ein Mann wirklich gefallen hatte, und nun war ihr Pascal in den Garten gefallen. Sie war noch immer erstaunt, wie schnell sie einander gestanden hatten, dass sie zur Zeit in keiner festen Beziehung lebten. Ich werde meinem Gefühl folgen, dachte sie. Dass ihr Herz schneller klopfte, als sie seine Nummer in ihrem Handy aufrief, war für sie ein weiterer Beweis, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

      »Hallo, Fenja«, meldete er sich.

      »Hallo, Pascal. Kendra hat Ihnen ja gesagt, dass ich morgen nicht kommen kann.«

      »Was ich sehr schade finde. Sie hat mir aber auch gesagt, dass Sie mich anrufen werden, sobald Sie mehr Zeit haben. Kommen Sie mich morgen doch besuchen?«

      »Nein, das wird nicht gehen«, sagte sie, und vermutlich war das sogar die Wahrheit, weil sie vielleicht im letzten Moment wieder der Mut verlassen hätte.

      »Ich habe doch größeren Schaden in Ihrem Garten angerichtet, und Sie denken, eine Begegnung mit mir reicht Ihnen?«

      »Aber nein«, sagte sie und musste lachen, weil sie an seinem Tonfall erkannte, dass er das nicht wirklich ernst meinte. »Sie können sich gern selbst davon überzeugen, dass es meiner Hecke gutgeht. Kommen Sie auf einen Kaffee zu mir, sobald es Ihnen besser geht.« Sie war ihm dankbar, dass er es ihr, wenn auch unbeabsichtigt, so leicht gemacht hatte, ihn zu sich nach Hause einzuladen.

      »Diese Einladung nehme ich gern an. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich wieder zu Hause bin.«

      »Dann auf bald.«

      »Auf bald, Fenja.«

      Es war richtig, ihn anzurufen, dachte Fenja, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. Gut gelaunt stellte sie den Braten aus dem Biergarten zum Aufwärmen in den Backofen und deckte den Tisch.

      Als Kendra eine Viertelstunde später eintraf, wartete sie, bis sie beide in der Küche am Tisch saßen, bevor sie ihr von ihrem Telefonat mit Pascal erzählte. Sie hoffte, dass sie daraus nicht den Schluss zog, dass sie ihr nicht vertraute.

      »Aber wir hatten doch ausgemacht, dass du dich nicht bei ihm meldest«, entgegnete Kendra verwundert.

      »Mir geht es jetzt aber besser.«

      »Schön für dich. Wenn ich gewusst hätte, dass du ihn sowieso anrufst, hätte ich mir die Fahrt in die Kreisstadt ersparen können.«

      »Du hast ihm Blumen gebracht und dich nach seinem Befinden erkundigt, darüber hat er sich bestimmt gefreut.«

      »Mag sein. Bleibt es denn dabei, dass du ihn nicht im Krankenhaus besuchst? Oder muss er auch noch glauben, ich hätte ihm Unsinn erzählt, weil ich ihm erklärt habe, dass du keine Zeit für einen Besuch hast, weil du so viel Arbeit hast?«

      »Es bleibt dabei, er kommt zu mir. Es ist die beste Lösung, ihm hier meine Probleme zu gestehen. Damit hast du völlig recht. Bitte, sei nicht böse mit mir.«

      »Schon gut, ich verstehe dich. Du willst ihn wiedersehen und willst sicher sein, dass er dir das auch glaubt.« Dass Fenja mit ihm telefoniert hatte, machte ihr ursprüngliches Vorhaben, die beiden voneinander fernzuhalten, erst einmal zunichte. Fenja würde ihr nicht glauben, dass Pascal sich abfällig über sie geäußert hatte, da er doch offensichtlich höchst interessiert daran war, sie wiederzusehen. Sie musste sich etwas einfallen lassen, was ihn dazu brachte, freiwillig auf ein Wiedersehen mit Fenja zu verzichten.

      »Schmeckt es dir nicht?«, fragte Fenja, als Kendra mit ihrer Gabel den Kartoffelsalat von einer Seite ihres Tellers auf die andere schob.

      »Verzeih, ich war ganz in Gedanken, wir haben heute recht viel erlebt«, sagte Kendra und versuchte von dem Kartoffelsalat und dem Braten. »Köstlich«, stellte sie fest und ließ sich das Essen schmecken, weil sie sich beruhigt hatte und davon ausging, dass ihr noch genügend Zeit blieb, Pascal für sich zu erobern. »Habe ich dir schon gesagt, dass ich morgen zum Shoppen nach Garmisch fahren möchte?«, fragte sie Fenja, um ihren nächsten Besuch bei Pascal vorzubereiten. »Willst du versuchen, mitzukommen?«, hakte sie mit gespielter Anteilnahme nach, als sie Fenjas traurigen Blick bemerkte.

      »Es wird nicht funktionieren, noch nicht.« Fenja wurde allein bei dem Gedanken, durch die Fußgängerzone in Garmisch spazieren zu müssen, ganz flau im Magen.

      »Ich freue mich