Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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allerdings. Wurde der Schirm schon abgeholt?«

      »Vor ein paar Minuten.«

      »Gut. Was Ihre Hecke betrifft, ich komme natürlich für den Schaden auf.«

      »Der Schaden lässt sich noch nicht beziffern. Vielleicht reicht es, wenn wir die Bäumchen zurückschneiden.«

      »Wir? Sagten Sie nicht, Ihre Freundin wohnt im Gästezimmer? Ich dachte, sie sei nur zu Besuch bei Ihnen«, wunderte sich Pascal.

      »Das stimmt auch. Wir bezieht meine Eltern mit ein. Ihnen gehört das Haus. Sie sind im Moment verreist. Eigentlich sind sie die meiste Zeit des Jahres verreist. Sie arbeiten als Reiseleiter für ein Tourismusunternehmen.«

      »Das heißt, Sie haben sicher auch schon viel von der Welt gesehen.«

      »Ich habe sie hin und wieder begleitet.« Was ich auch irgendwann wieder tun werde, dachte sie.

      »Sie könnten mir von diesen Reisen erzählen. Was ich damit sagen will, ich würde mich freuen, wenn Sie mich besuchen würden«, sagte Pascal.

      »Sie besuchen?«

      »Tut mir leid, das war wohl keine gute Idee«, entschuldigte er sich, weil er Fenjas überraschte Nachfrage als Ablehnung verstand.

      »Doch, natürlich, das ist eine gute Idee. Ich würde Sie sehr gern besuchen. Ich war nur überrascht.«

      »Weil ich Sie gern wiedersehen möchte?«

      »Wir kennen uns ja kaum.«

      »Das würde ich gern ändern. Wie wäre es mit morgen Vormittag?«

      »Einverstanden, ich werde Sie besuchen.«

      »Also dann, bis morgen.«

      »Bis morgen«, sagte Fenja und beendete das Gespräch. Ich werde es schaffen. Ich will ihn unbedingt wiedersehen, und er will mich offensichtlich auch wiedersehen, dachte sie. Sie würde ihm einfach von Anfang an die Wahrheit über sich sagen, dann konnte er selbst entscheiden, ob er sich noch ein weiteres Mal mit ihr treffen wollte.

      Als Kendra eine Stunde später von ihrer Fahrradtour zurückkam, stand Fenja vor ihrem Kleiderschrank und dachte darüber nach, was sie für ihren Besuch im Krankenhaus anziehen sollte. Sie besaß so viele Kleider, die sie schon lange nicht mehr getragen hatte.

      »Hallo, Süße, was hast du denn vor? Willst du dich für unser Abendessen hübsch machen?«, fragte Kendra lächelnd, als sie auf der Suche nach Fenja in ihr Schlafzimmer kam.

      »Pascal hat vorhin angerufen.«

      »Wie geht es ihm?«, fragte Kendra und sah Fenja skeptisch an. Sie würde doch nicht etwa planen, Pascal zu besuchen?

      »Doktor Seefelds Diagnose hat sich bestätigt. Er hat nur eine leichte Rippenprellung.«

      »Dann hatte er wohl einen Schutzengel.«

      »Könnte man so sagen. Er muss zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Ich werde ihn morgen besuchen.« Fenja zog ein langärmeliges Kleid aus brombeerfarbener Viskose aus dem Schrank. »Was denkst du, kann ich das anziehen? Oder wirkt es zu übertrieben für einen Vormittag im Krankenhaus?«

      »Für einen Krankenbesuch musst du dich nicht so in Schale werfen.« Zumal du ohnehin nicht dorthin gehen wirst, dachte Kendra. Das würde den Plan, den sie sich zurechtgelegt hatte, zerstören. Da sie die Drohne bisher nicht gefunden hatte, musste sie unbedingt in Kontakt mit Pascal bleiben, um herauszufinden, was er tatsächlich über die Ursache seines Absturzes wusste.

      »Was ist mit dir? Warum bist du auf einmal so nachdenklich?«, riss Fenja sie aus ihren Gedanken.

      »Ich mache mir Sorgen um dich, Schätzchen, und zwar ernsthaft.«

      »Warum?«, fragte Fenja und sah auf das Kleid, das sie an die Tür des Kleiderschrankes gehängt hatte.

      »Wenn ich das richtig sehe, gefällt dir dieser Mann.«

      »Schon«, gab Fenja mit einem schüchternen Lächeln zu.

      »Wenn das so ist, dann solltest du ihn auf keinen Fall im Krankenhaus besuchen. Ich meine, ein Krankenhaus, hältst du das wirklich für den geeigneten Ort, um deine Belastbarkeit zu testen?«

      »Zumindest bekäme ich gleich Hilfe, sollte ich ohnmächtig werden oder mich sonst irgendwie unwohl fühlen.«

      »Mag sein, aber wie würde das auf Pascal wirken? Du weißt, wie es dir geht, wenn du einen Panikanfall bekommst, dass du dann nicht mehr klar denken kannst.«

      »Ich werde ihm von meiner Krankheit erzählen.«

      »Falls du es noch vor dem Panikanfall schaffst. Ich meine, wenn er dich unvorbereitet so erlebt, dann wird er sich so seine Gedanken um deinen Zustand machen.«

      »Sollte mir so etwas passieren, dann kann ich es ihm doch später erklären.«

      »Ja, sicher, das kannst du. Aber dann hat er schon diese Bilder im Kopf. Er kennt dich doch noch gar nicht und dann sieht er dich, vor Angst schwitzend und mit weit aufgeris­senen panischen Augen. Was würdest du denn umgekehrt denken, wenn er dir so begegnen würde und du hättest keine Ahnung, was das zu bedeuten hat?« Kendra gab sich äußerst besorgt.­

      »Ich weiß nicht«, entgegnete Fenja verunsichert.

      »Willst du wirklich riskieren, dass er dich so sieht? Ich meine, du kannst dich doch auch in ein paar Tagen mit ihm treffen. Du lädst ihn zum Kaffee zu dir ein und erzählst ihm in aller Ruhe, was mit dir los ist. Wäre das nicht der bessere Weg, wenn du darauf aus bist, ihn näher kennenzulernen?«

      »Auf jeden Fall wäre es der leichtere Weg. Andererseits habe ich mich bereits auf diesen Besuch im Krankenhaus eingestellt. Ich denke, ich werde das schaffen.«

      »Fenja, denk nach, wenn du wirklich mehr von ihm willst, dann sollte er dich als selbstbewusste junge Frau sehen und nicht als Nervenbündel, das heulend neben seinem Bett auf den Boden sinkt.«

      »Das ist ein gruseliges Bild, das du da gerade von mir zeichnest.«

      »Aber genauso würde es auf ihn wirken – gruselig. Stellt sich die Frage, ob es dir am Ende nicht auch schrecklich peinlich wäre, wenn er Zeuge einer deiner Panikanfälle wäre. Vielleicht würdest du ihn dann gar nicht mehr treffen wollen.«

      »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Vermutlich wäre es mir peinlich, äußerst peinlich sogar. Du hast recht, ich sollte nicht riskieren, dass so etwas passiert«, lenkte Fenja ein.

      »Gute Entscheidung«, antwortete Kendra sichtlich erleichtert.

      »Und was sage ich ihm jetzt?«

      »Du sagst ihm gar nichts. Ich werde jetzt gleich zu ihm in die Klinik fahren, ihm einen Strauß Blumen von uns bringen und ihm erklären, dass du einen unerwarteten Auftrag bekommen hast, den du schnellstmöglich erledigen musst, und dass du dich bei ihm melden wirst, sobald du damit durch bist.«

      »Klingt das nicht nach einer Ausrede? So, als wollte ich ihn gar nicht sehen?«

      »Ich werde das schon so formulieren, dass er es richtig versteht.«

      »Du wirst ihm aber bitte nichts von meiner Krankheit erzählen, das möchte ich selbst tun.«

      »Versprochen.«

      »Danke, dass du mich nicht einfach hast losrennen lassen«, sagte Fenja und streichelte Kendra über den Arm.

      »Dafür sind Freundinnen da, dass sie aufeinander aufpassen.«

      »Ehrlich gesagt, ich dachte schon, dass dir an unserer Freundschaft nicht mehr so viel liegt. Wir hatten in den letzten Monaten nicht besonders viel Kontakt.«

      »Ich hatte einfach viel zu tun. Aber zeichnet das nicht auch eine gute Freundschaft aus, dass man sich auch nach einer längeren Ruhepause immer noch gut versteht und genau da weitermachen kann, wo man aufgehört hat?«

      »Du hast recht. Es liegt wohl an meiner selbst gewählten