Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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hoffentlich noch nicht ahnen, was ihn getroffen hat, dachte sie und fühlte ihr Herz schneller schlagen.

      »Ich habe es nicht lange genug gehört, um es beschreiben zu können. Möglicherweise habe ich mich auch getäuscht. Vielleicht hat auch ein Flugzeug etwas verloren, was mich dann getroffen hat.«

      »Bergmoosbach wird doch gar nicht von Flugzeugen überflogen«, entgegnete Kendra.

      »Doch, es gibt eine Flugroute über dem Tal, allerdings auf einer Höhe von zwölf Kilometern. In dieser Höhe nimmt man sie fast nie wahr. Es könnte sich ein Eisklumpen gelöst haben, der sich am Fahrwerkschacht gebildet hatte, zu Boden fiel und meinen Schirm streifte.«

      »Sie kennen sich nicht nur mit Namen aus, sondern auch mit Flugzeugen?«, fragte Fenja lächelnd.

      »Flugzeuge sind mein Hobby und mein Beruf. Ich gebe Flugstunden in Garmisch.«

      »Welche Maschinen?«, wollte Kendra wissen.

      »Sportmaschinen und Segelflugzeuge.«

      »Interessant.« Kendra war sicher, dass ein junger Fluglehrer sich auch mit Drohnen auskannte. Sobald er den Schock über den Absturz überwunden hatte, würde er das Brummen, das er gehört hatte, richtig deuten. Sie musste sich etwas einfallen lassen, um diesen Verdacht von vornherein zu zerstreuen.

      Als kurz darauf der Krankenwagen eintraf, kamen zwei Sanitäter mit einer Trage in den Garten, und Sebastian half ihnen, Pascal auf die Trage zu legen. »Und bitte, erst aufstehen, wenn ein Arzt es Ihnen ausdrücklich erlaubt. Das heißt, Sie müssen das Untersuchungsergebnis abwarten«, erklärte Sebastian seinem Patienten.

      »Ich werde mich daran halten, Doktor Seefeld«, versprach Pascal.

      »Rufen Sie mich an, wenn Sie mehr wissen?«, fragte Fenja.

      »Das mache ich. Schicken Sie mir eine SMS, damit ich Ihre Nummer habe. Mein Handy ist irgendwo in einer Tasche meiner Jacke vergraben.«

      »Wie ist Ihre Nummer?« Fenja lief neben der Trage her, die die Sanitäter inzwischen angehoben hatten. Sie tippte die Nummer, die Pascal ihr ansagte, gleich in ihr Telefon und speicherte sie unter ›Pascal‹ ab. Bevor die Sanitäter die hintere Tür des Krankenwagens schlossen, versprach ihr Pascal, dass er im Laufe des Tages jemanden vorbeischicken würde, der den Gleitschirm abholte.

      »Ich bin zu Hause«, sagte sie und wünschte ihm gute Besserung. Danach bedankte sie sich noch einmal bei Sebastian Seefeld für seine Hilfe.

      »Falls wieder jemand in Ihrem Garten landet, Sie haben ja meine Nummer«, entgegnete Sebastian lächelnd und verabschiedete sich von Fenja.

      Erst als der Krankenwagen losgefahren war und Sebastian in seinen Wagen stieg, wurde Fenja klar, dass sie außerhalb ihres Grundstückes auf der Straße stand.

      Im selben Moment begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und brachte sich hinter dem Gartentor in Sicherheit.

      *

      Kendra war über die Hecke gebeugt und zerrte an dem Gleitschirm, als Fenja kurz darauf wieder in den Garten kam. »Was hast du vor?«, fragte sie die Freundin, als sie sich aufrichtete und sie anschaute.

      »Ich dachte, ich lege das Ding zusammen.«

      »Das können wir auch demjenigen überlassen, der den Schirm abholt.«

      »Er wird abgeholt?«

      »Ja, Pascal will jemanden vorbeischicken.«

      »Gut, aber ich kann ihn trotzdem vorher aus der Hecke befreien.«

      »Wenn du meinst, dann holen wir ihn da raus«, sagte Fenja und wollte mitanpacken.

      »Nein, Schätzchen, das mache ich allein. Du solltest dich jetzt unbedingt ein wenig ausruhen. Du musst diese Aufregung erst einmal verarbeiten.«

      »Du denkst, ich könnte im Nachhinein noch darauf reagieren?«

      »Ich hoffe es nicht. Aber manchmal wirkt so ein Schock nach. Wir sollten kein Risiko eingehen. Das Beste ist, du machst dir einen Baldriantee, legst dich hin und hörst ein paar Stücke deiner Entspannungsmusik über Kopfhörer. Dann wird sicher nichts passieren.«

      »Ich fühle mich im Moment zwar ganz gut, aber vielleicht hast du recht, ich sollte kein Risiko eingehen«, stimmte Fenja dem Vorschlag der Freundin zu.

      »Es ist mit Sicherheit besser so«, beteuerte Kendra mit besorgter Miene.

      »Aber sei bitte vorsichtig mit dem Schirm. Wir sollten ihm nicht noch mehr Schaden zufügen.«

      »Keine Sorge, ich passe auf.« Kaum war Fenja ins Haus gegangen, zerrte Kendra wieder mit beiden Händen an dem Schirm. Es war ihr völlig egal, welchen Schaden dieses Stück Stoff davontrug. Sie musste den Schirm von der Hecke herunterbekommen, um nachsehen zu können, ob sich die Drohne vielleicht irgendwo darunter in den Zweigen des Taxus‘ verhakt hatte.

      Als sie den Schirm endlich von der Hecke gelöst hatte, breitete sie ihn auf dem Rasen aus und suchte nach Spuren der Drohne. Wie es aussah, hatte sie keine hinterlassen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Vermutlich war sie gegen den Schirm geprallt, hatte sich in dem Stoff verwickelt und war während des Absturzes wieder herausgefallen. Die Frage war, wo sie gelandet war?

      Kendra suchte zuerst die Seite der Hecke ab, auf die Pascal gestürzt war, danach nahm sie sich die gesamte Hecke vor, untersuchte die Blumenbeete und Büsche, aber die Drohne blieb verschwunden. Nachdem sie den Garten zweimal abgesucht hatte, ging sie davon aus, dass die Drohne nicht hier heruntergekommen war. Sie musste ihren Suchradius erweitern.

      Bevor sie sich einen Plan zurechtlegte, welche Richtung sie einschlagen sollte, ging sie ins Haus, um etwas zu trinken. Sie fühlte sich von der anstrengenden Suche ganz ausgelaugt. Sie setzte sich an den Tisch in der Küche und schaute auf die mintfarbenen Lackmöbel der Einbauschränke, die wirklich gut zu dem Tisch und den Stühlen aus dunklem Holz passten. Geschmack haben sie, die Kirchners, dachte sie, während sie eine halbe Flasche Wasser trank und zwei Schokoladenkekse mit Cremefüllung aß, die sie im Kühlschrank gefunden hatte.

      »Du siehst erschöpft aus. Hast du zwei Stunden lang mit dem Gleitschirm gekämpft?«, wunderte sich Fenja, die aus ihrem Arbeitszimmer kam und auf ihre Armbanduhr schaute.

      »Er hatte sich in den Ästen der Hecke verheddert. Ich habe aber zwischendrin immer mal Pause gemacht. Hast du ein bisschen geschlafen?«, wollte Kendra wissen. Sie hoffte, dass es so war. Sollte Fenja sie beobachtet haben, würde sie sich mit Sicherheit fragen, wonach sie im Garten gesucht hatte.

      »Ich bin tatsächlich eingeschlafen. Ich denke, du hattest recht, es hat mir gutgetan, mich ein wenig auszuruhen.«

      »Ich weiß eben, was du brauchst, deshalb bin ich auch hier und leiste dir Gesellschaft. Ich nehme an, du setzt dich jetzt an deinen Schreibtisch?«

      »Das hatte ich vor.«

      »Darf ich mir dein Fahrrad ausleihen?«

      »Hattest du noch nicht genug Bewegung?«

      »Doch, aber ich würde einfach mal gern die Gegend erkunden. Ich könnte uns dann etwas zum Abendessen mitbringen, dann müssten wir nichts kochen. Oder wäre es dir lieber, wenn ich da bliebe?«

      »Nein, schon in Ordnung, sieh dir nur die Gegend an. Ich bin leider nicht in der Lage, sie dir zu zeigen«, seufzte Fenja.

      »Noch nicht, Schätzchen, aber das wird schon wieder«, entgegnete Kendra und setzte ein zuversichtliches Lächeln auf.

      »Ich arbeite daran. Wie wäre es mit einem Sandwich? Oder sind die Kekse dein Mittagessen?«

      »Ich habe im Moment keinen großen Hunger. Wir essen heute Abend zusammen. Ich muss ein bisschen raus.«

      »Schon klar, viel Spaß«, sagte Fenja, als Kendra sich von ihrem Platz erhob.

      »Danke, bis später.«

      »Bis später«, murmelte Fenja, als Kendra die Küche verließ und gleich darauf die Haustür