Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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ermordet haben! Das kann doch nicht…«

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      Henry Woodcock hatte den Revolverhahn gespannt. Es war ein vierundvierziger Parker Colt, den er vor siebzehn Jahren von seinem Vater bekommen hatte, als er sich mit den Worten zum Sterben hingelegt hatte: »Henry, gebrauche ihn nur, wenn du in Not bist!«

      Auch der andere Revolver war vom Vater. Er hatte ihn ihm geschenkt, als er den ersten Job bei der Wells Fargo als Overlanddriver bekommen hatte. Der Vater hatte ihm damals die gleichen Worte mit auf den Weg gegeben, gebrauche ihn nur, Junge, wenn du wirklich in Not bist…

      Und jetzt hatte er ihn gebraucht. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er ihn gebraucht.

      Und mit der ersten Kugel, die er verschossen hatte, war auch ein Menschenleben ausgelöscht worden…

      In diesem Bewußtsein stand er jetzt da und war bereit, ein zweites Mal abzudrücken, um einen Menschen zu töten.

      Aber Bill Flegger war von anderem Schrot und Korn als sein Bruder John.

      Nicht, daß er mutiger gewesen wäre, daß er einen besseren Charakter gehabt hätte – ganz gewiß nicht. Aber er war härter, kälter, verbitterter. Vielleicht war es der Tod, sein schleichender Begleiter, der seit Jahren wie ein düsterer Schatten neben ihm herging, der ihn rücksichtsloser und weniger ängstlich gemacht hatte.

      »Drücken Sie nur ab, Mister. Sie haben Doc Holliday erschossen, was zeigt es dann noch, wenn Sie den wehrlosen, siechen Billy Flegger umfegen.«

      Der Bandit starrte ihn aus flackernden Augen an.

      »Faseln Sie nicht, Mensch!«

      »Ich fasele nicht, Mister. Drücken Sie nur ab. Mein Leben ist ohnehin keinen roten Cent mehr wert. Sie haben den Mut gehabt, den großen Doc Holliday zu erschießen – putzen Sie mich nur weg! Vielleicht ist es ganz gut so. Es hätte ohnehin nur noch kurze Zeit gedauert, und so nehmen Sie meinem Bruder eine große Last ab.«

      In diesem Augenblick erst kam John Flegger zu sich.

      »Was redest du da, Bill. Sei still! Sei still! Ich will nicht, daß er dich erschießt. Ich habe allein keine Lust, hier zu leben.«

      Bill legte die Hand auf die Schulter des Bruders, ohne den Blick von dem Verbrecher zu lassen.

      »Laß nur, John, es geht ohnehin mit mir zu Ende. Mein Leben ist nur eine Plage für dich. Allein wirst du es besser haben. Du wirst gesund und findest eine Frau.«

      »Sei still!« brüllte der Bruder.

      Aber Bill ließ sich nicht beirren. »Schieß nur, Bandit«, sagte er, während er Woodcock in die Augen blickte, »schieße nur. Du hast den Mut gehabt, den da auszupusten, der ein Großer, ein ganz Großer in diesem Lande war. Well, er war nicht mein Freund, auch nicht der Freund meines Bruders. Aber wir haben ihn doch geachtet. Er hat mit Wyatt Earp für das Recht, für das Gesetz gekämpft.«

      Es war entsetzlich, aber es geschah: Henry Woodcock zog den Stecher durch.

      Einmal, zweimal, und jedesmal bekam der schlaffe, ausgemergelte Körper des Todgeweihten einen Stoß und warf ihn zurück.

      John schrie auf, suchte den Bruder aufzufangen, stürzte aber mit ihm gegen die Tür und kniete dann neben ihm am Boden.

      Wie im Rausch sah sich der Mörder um, starrte noch einmal auf den schwarzen Körper des Spielers, dessen unbedeckter Haarschopf gerade von einem Sonnenstrahl, der durch das Fenster in die Schenke fiel, getroffen wurde.

      Dann torkelte er aus der Bar hinaus, blieb einen Augenblick auf dem Vorbau stehen, sog die frische, kühle Luft in die Lungen und ging dann zu seinem Pferd.

      Dort blieb er stehen. Erst nach und nach kam ihm die Besinnung.

      Ich habe Doc Holliday erschossen!

      Doc Holliday und Billy Flegger!

      Billy Flegger wiegt nichts, überlegte er. Aber Doc Holliday wiegt blei­schwer!

      Und John Flegger ist Zeuge gewesen. Das wiegt noch schwerer.

      Ich darf ihn nicht zurücklassen!

      Sofort machte er kehrt und betrat die Schenke wieder.

      Aber der Salooner war nirgends zu sehen.

      Woodcock rannte um die Theke herum, stieß die Tür zum Flur auf – und erhielt in diesem Augenblick einen fürchterlichen Hieb über den Schädel, der ihn sofort niederstreckte.

      Es war der sterbende Bill Flegger, der seinen Bruder gewarnt hatte.

      »Schnell! John! Schnell, weg hier. Hinter die Tür! Laß mich liegen. Er kommt zurück! Er muß zurückkommen – er kann dich doch nicht am Leben lassen! Du bist Zeuge, daß er Doc – Holliday ermordet hat!«

      Da packte der Bruder mit plötzlich erwachenden Kräften den Sterbenden, schleppte ihn in den Küchenraum hinüber, packte den erstbesten Gegenstand, den er fand – einen schweren Feuerhaken – und sprang zur Tür.

      Keinen Augenblick zu früh, denn vorn in der Schenke flog die Tür wieder auf, und mit stampfenden Schritten kam der Mörder zurück, hastete um die Theke herum, stürmte in den Flur – und da schlug John Flegger zu.

      Er hatte den Haken über den Kopf genommen und riß ihn mit aller Kraft nach unten. Aber er traf den Schädel des Banditen nicht genau. Der Schlag rutschte am Hut ab, hatte aber noch Wucht genug, den Verbrecher schwer zu betäuben und zu Boden zu strecken.

      John Flegger starrte sekundenlang auf den Körper des Niedergeschlagenen, dann hörte er die Stimme des Bruders aus der Küche: »John! Schnell! Du mußt den Marshal – den Marshal holen!«

      Flegger nickte und stürmte hinaus.

      Es dauerte sieben Minuten, bis er die Allenstreet erreichte. Als er ins Sheriffs Office kam, sah er sich dem riesigen Texaner Luke Short gegenüber.

      »Sheriff«, keuchte er. »Schnell, Doc Holliday!«

      »Was ist mit ihm?«

      »Er ist erschossen worden.«

      Ein dunkler Schatten huschte über das Gesicht des Goliaths.

      »Was faselst du da, Mensch?«

      »Kommen Sie schnell. Bei uns in der Bar.«

      Da packte ihn der Hüne am Arm und schüttelte ihn wild hin und her. »Bist du betrunken, Flegger?«

      »Nein«, flehte der Mann, »es ist die Wahrheit. Er hat auch meinen Bruder niedergeschossen.«

      Während der Texaner mit ihm hinausstürmte, rief er ihm zu: »Wer war es denn?«

      »Shaddon!«

      »Wer ist das?«

      »Ich kenne ihn nicht.«

      Der Tex hatte den Wirt schon mehrere Yards hinter sich gelassen und sprintete mit Riesenschritten der Gasse entgegen, in der Fleggers Bar lag.

      Mit einem einzigen Satz sprang er über den Vorbau, stieß die Tür auf und sah wenige Schritte vor sich Doc Holliday am Boden liegen.

      Der Riese schluckte. »Nein!« kam es nun lautlos über seine Lippen. »Das kann doch nicht sein!«

      Dann rannte er an dem Körper des Spielers vorbei auf die Theke zu, stieß die Tür zum Flur auf und sah rechts hinter der halboffenen Küchentür einen Mann am Boden liegen.

      Bill Flegger. Er war tot.

      Luke wandte sich um, lief in die Schenke zurück und beugte sich über den Spieler.

      Er wandte ihn auf den Rücken und blickte in ein totenbleiches Gesicht.

      »Doc!« keuchte er. »Doc!« Verzweifelt spannte er seine riesigen Hände um die Schultern des Spielers. »Doc!«

      Er schlug sich gegen die Stirn. »Allmächtiger! Was soll ich bloß tun? Der Marshal.« Er stand auf. »Wo ist der Marshal?«

      In