Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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      Woodcock mochte wohl gefühlt haben, daß er zu weit gegangen war. Er wandte sich jetzt ab und stützte beide Ellbogen auf die Theke, legte seinen Kopf in die Hände und stierte vor sich hin.

      »Der Teufel soll’s holen. Mich ekelt das hier alles an, in dieser dreckigen Stadt. Ich möchte weg hier.«

      »Dann gehen Sie doch!« Es war zu Woodcocks Verwunderung der Wirt, der diese Worte gesprochen hatte.

      Er schoß einen wütenden Blick zu ihm hin und knurrte: »Ich gehe, wann ich will, verstehen Sie? Sie haben ja nur jetzt Mut, weil Doc Holliday hier steht.«

      »Mut?« fragte der Wirt. »Nein, ich habe keinen Mut. Überhaupt keinen Mut mehr, Mr. Shaddon. Zu nichts, zu gar nichts mehr. Ich bin krank! – Es wäre mir lieb, wenn Sie mir jetzt den Brandy bezahlen würden.«

      Woodcock griff in seine Tasche und nahm dreißig Dollar daraus hervor, die er auf die Theke legte.

      Im Geheimen schwor er sich, Rache an Doc Holliday zu nehmen. Der Keeper strich das Geld ein und hob bedauernd die Hände.

      »Tut mir leid, Doc. Es war die letzte Flasche.«

      Der Spieler winkte ab. »Macht nichts, Mr. Flegger. Bis auf ein anderes Mal.« Er tippte mit dem Zeigefinger der Rechten an den Hutrand und wandte sich um.

      Es waren vielleicht acht oder neun Yards bis zur Tür.

      Welch eine kurze Strecke doch – und wieviel konnte ein Mensch auf dieser Distanz denken!

      Der Desperado Henry Halman Wood­cock jedenfalls dachte eine ganze Menge, obgleich das Denken sonst gar nicht seine Sache war.

      Als Doc Holliday sich noch umwandte, starrte er ihm nur haßerfüllt nach. Doch dann erinnerte er sich plötzlich blitzartig an seinen Ring.

      Der Doc mußte ihn gesehen haben! blitzte es in seinem Hirn.

      Holliday hatte die Hälfte des Schankraums bereits durchmessen, da flog die Hand des Banditen plötzlich unter die Jacke, riß einen sechsschüssigen Smith and Wesson Revolver hervor, den er im Ziehen gespannt hatte, stieß ihn nach vorn und drückte ab!

      Wie ein Keulenschlag traf die Kugel den Spieler in den Rücken und warf ihn nach vorn.

      Aber, obgleich schwer getroffen, flog Doc Holliday im Fallwurf herum, hatte einen seiner beiden vernickelten Frontier-Revolver in der Faust und jagte dem Verbrecher einen fauchenden Schuß entgegen.

      Die Kugel traf Woodcocks rechte Hand!

      Weißgrauer Pulverrauch stand in einer dicken Wolke in der Mitte des Schankraumes und verdeckte für die beiden Gegner sekundenlang die Sicht. Sie sahen nur die Beine voneinander.

      Woodcocks Revolver war auf die schmutzigen Dielen des Bodens gefallen.

      Da geschah etwas so Ungeheuerliches, daß der Salooner den Atem anhielt.

      Die schwarzen Beine des Spielers sanken plötzlich nach vorn, der Oberkörper folgte durch die Pulverwolke nach und schlug hart der Länge nach auf die Dielen auf.

      Regungslos lag Doc Holliday am Boden.

      Der Galgenmann starrte gebannt auf ihn nieder. Obgleich ein Höllenschmerz in seiner rechten Hand brannte, schien er nicht den geringsten Schmerz zu spüren.

      Er war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen!

      Was war geschehen?

      Wenige Yards vor seinen Stiefelspitzen auf den staubbedeckten Schankhausdielen lag ein Mann.

      Langausgestreckt und bewegungslos.

      Doc Holliday!

      Eine volle Minute kroch durch Fleggers Bar – verrann in der Ewigkeit…

      *

      Vor der Theke stand der Desperado mit der blutenden Hand. Sein Revolver lag neben ihm am Boden.

      Es dauerte lange, ehe er zu sich kam.

      Er wandte den Kopf und sah den Salooner hinter der Theke stehen. Mit wachsbleichem Gesicht und weit aufgerissenen Augen.

      »Er ist tot!« Fast lautlos kam es von den Lippen des Verbrechers.

      Flegger war unfähig, etwas zu erwidern.

      Da warf sich der Bandit herum und hieb mit beiden Fäusten auf das Thekenblech, daß die Gläser tanzten und klirrend aneinander schlugen.

      »Was wollen Sie? Er hat mich doch bedroht. Er hat doch meinen R…« Jäh brach er ab und wandte sich um, um wieder auf den Mann am Boden zu starren.

      Der Niedergeschossene regte sich nicht mehr.

      Wie lange die beiden Männer so dagestanden hatten, wußten sie selbst nicht.

      Ein Geräusch an der Flurtür schreckte sie auf.

      Das totenkopfähnliche Gesicht eines Mannes blickte in den Schankraum.

      Er hatte einen kahlen Schädel und eingefallene Wangen. Die Augen saßen tief in den Höhlen.

      Billy Flegger.

      Er kam herein, trat neben seinen Bruder und folgte dem Blick der beiden. Entsetzt starrte er auf den Mann am Boden.

      »Um Gottes willen, John. Was ist da passiert?«

      John war immer noch nicht in der Lage, etwas zu sagen.

      Bill beugte sich weiter vor.

      »Ist er tot?« stammelte er.

      Woodcock stand mit dem Rücken gegen die Theke und hatte mit der Linken die blutende Rechte gegen die Brust gepreßt.

      »Ich weiß es nicht«, keuchte er, »wahrscheinlich ist er tot. Ja, er wird wohl tot sein.«

      »Aber, wer hat ihn niedergeschossen?« stotterte Billy Flegger, den die Schüsse herbeigelockt hatten.

      »Ich«, brach es heiser von den Lippen des Verbrechers.

      »Sie? Weshalb denn?«

      »Weil er Doc…«

      Woodcock brach ab und drehte sich langsam um. Aus glimmenden Augen blickte er den Kranken an.

      »Er hat mich bedroht. Ihr Bruder ist Zeuge.« Er hatte den Unterkiefer vorgeschoben und die Zähne aufeinander gepreßt. Die Worte zischelten durch das lückenhafte Gebiß. »Nicht wahr, John Flegger, Sie sind Zeuge. Er hat mich bedroht!«

      John Flegger rührte sich nicht. Unfähig, auch nur ein Glied zu bewegen oder einen Laut hervorzubringen, stand er da.

      Sein Bruder Bill stieß ihn an.

      »Wer ist der Mann?«

      »Mein Name ist Shaddon.«

      »Der Tote, wie heißt der?«

      »Das kann ich Ihnen genau sagen. Sein Name ist Holliday, Doktor Holliday.«

      Wie von einem Faustschlag getroffen, taumelte Billy Flegger zurück, stieß gegen das Flaschenbord.

      Drei Flaschen stürzten herunter und zerschellten neben ihm am Boden.

      Er blickte nicht hinunter, sondern starrte über Woodcock hinweg in den Schankraum auf die dunkle Gestalt des Niedergeschossenen.

      Und jetzt sah er auch hinten im Rücken in der schwarzen Jacke ein Loch, durch das es hell schimmerte.

      »Doc Holliday!« brach es rostig aus seiner Kehle. Dann preßte er beide Hände gegen die Schädelseiten, riß die Augen weit auf und schrie: »Nein!«

      Woodcock zuckte zusammen und flog herum, riß mit der Linken den zweiten Revolver aus dem Hosenbund und richtete ihn auf Billy Flegger.

      »Schweigen Sie!«

      »Doc Holliday«, kam es wieder keuchend.

      Billy wich zurück und torkelte gegen die angelehnte Tür.

      »Doc Holliday«, kam es wieder keuchend über