Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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jeder tun und lassen, was er will.«

      In Shaddons Augen war plötzlich ein harter Glanz getreten.

      »So, das also ist Ihre Ansicht. Tut mir leid, kann ich nicht teilen, Salooner. Wo kämen wir hin, wenn wir solche Leute so groß werden ließen. Die beherrschen uns nachher. Kommt nicht in Frage, wir sind freie Menschen. Da stehe ich auf der Seite von Ike Clanton…«

      »Ike Clanton?« Der Keeper hatte seine kränklichen Augen spalteneng geschlossen. »Wie soll ich das verstehen, Mr. Shaddon?«

      »Wie Sie das verstehen sollen?« Die Stimme Shaddons hatte einen dumpfen, heiseren Klang bekommen. »Das werde ich Ihnen sagen, Salooner. Ike Clanton, das heißt Rebellion! Ike Clanton, das heißt Widerstand! Ike Clanton – das ist ein Symbol für unsere Freiheit. Aber vielleicht verstehen Sie das nicht.«

      Der Keeper schüttelte den Kopf. »Nein, das verstehe ich auch nicht.«

      »Ist vielleicht auch nicht nötig. Leute, die nicht wissen, was sie wollen, brauchen sich ja auch für nichts zu entscheiden.«

      Der Salooner blickte seinen Gast scharf an.

      »Sie haben sich also für Ike Clanton entschieden?« Er hatte es sehr leise gesagt.

      Shaddons Kopf flog hoch. Wieder zog er den linken Mundwinkel dem Auge zu. Dann fiel das Lachen plötzlich aus seinem Gesicht und schien in einem gelben Gebiß hängenbleiben zu wollen.

      »Ich habe mich für die Freiheit entschieden, Salooner!«

      »Ike Clanton?« wiederholte der Salooner. »Ich weiß nicht, eine gefährliche Sache. Ich finde es am besten, wenn man sich aus allem heraushält.«

      Die Faust des Fremden spannte sich um den Lederbecher und quetschte ihn zusammen wie eine Tomate, die man auspreßt.

      »So, finden Sie! Tut mir leid, Salooner, daß ich anderer Ansicht bin. Ich finde, der Mensch muß sich zu etwas bekennen.«

      »Was soll das für einen Nutzen haben?«

      »Der Nutzen liegt auf der Hand. Leute wie Wyatt Earp sind wie Brandherde in unserem Land. Wir brauchen sie nicht. Wir können ohne sie leben. Wir haben vorher gelebt und werden auch nachher weiterleben.«

      Der Salooner wußte nicht recht, was er mit diesem Gerede anfangen sollte und worauf Shaddon hinauswollte.

      Aber John Flegger wollte es auch gar nicht wissen. Er war ein bequemer, gleichgültiger Typ, der sich mit diesen Dingen nicht abgeben wollte.

      Da ließ Shaddon plötzlich den Lederbecher los und legte seine linke Hand auf den Unterarm des Wirtes.

      »Hören Sie, Flegger, ich will Ihnen etwas sagen. Sie sitzen auf dem falschen Gaul!«

      »Ich sitze auf gar keinem Gaul«, empörte sich der Wirt.

      »Doch, Flegger. Sie sitzen auf einem Gaul –?und zwar auf dem falschen.«

      Der Wirt schüttelte den Kopf und nahm den Zigarrenstummel aus dem Aschenbecher, riß ein Zündholz an und hielt es an die schwarz verkohlte Brandstelle.

      Scharfer, beizender Qualm stieg Shaddon in die Nase.

      Er prustete und nahm eine Zigarette aus der Tasche, die er an der bereitwillig hingehaltenen Zigarre des Wirtes anzündete.

      »Ich sagte, Sie sitzen auf dem falschen Gaul, Flegger. Und das ist die Wahrheit. Die Zeit von Männern, wie Wyatt Earp einer ist, geht zu Ende. Sie können sich darauf verlassen. Das war eine ungute Zeit. Wir leben hier in einem großen, freien Land, in dem wir auch in Frieden und Ruhe leben wollen. Männer wie der Marshal Earp stoßen uns aus dieser Ruhe. Ist es Ihnen vielleicht schon aufgefallen, daß jedesmal, wenn der Marshal in der Stadt ist, irgend etwas los ist?«

      Flegger lachte dümmlich.

      »Das kann sein. Es ist doch nicht sehr verwunderlich. Irgendein Strolch fühlt sich entdeckt und schwingt den Revolver durch die Luft.«

      In Shaddons Augen trat wieder der harte, böse Glanz, den der Salooner nicht bemerkte.

      »Sie irren, Flegger. Es sind nicht die anderen – es ist der Marshal. Sonderbarerweise fühlen sich die Menschen sonst nicht bedroht und verhalten sich friedlich und ruhig.«

      »Das stimmt zwar nicht ganz, aber ich will nicht mit Ihnen streiten«, entgegnete der Wirt.

      Da spannte Shaddon die Unterlippe über die Oberlippe und ließ den Würfelbecher los. Seine Lippen sprangen auseinander. »Sie sehen die Zeichen der Zeit nicht, Salooner. Schade um Sie, Sie werden in dem großen Run unter die Räder kommen.«

      Der Salooner nahm die Zigarre aus dem Mund und stieß sie wütend im Aschenbecher aus. »Ach was, Mann, lassen Sie mich doch zufrieden mit Ihrem Gerede. Es gibt keinen Run und auch keine Räder, und mich kümmert der ganze Kram nicht. Was habe ich damit zu tun? Ich habe Sorgen genug. Darauf können Sie sich verlassen. Mein Bruder ist krank…«

      Sie waren beide krank, die Fleggers. Der große Treck, den sie von dem fernen Tirol bis hierher an den Fuß der Blauen Berge im fernen Arizona gemacht hatten, hatte sie krank gemacht. Mitten im Winter waren sie drüben in Boston angekommen, und da sie dort nirgends Hilfe fanden, waren sie weitergezogen; mittellos durch den Westen getrampt.

      In Lexington brach Billy Flegger zusammen und mußte drei Monate in einem Hospital liegen.

      John arbeitete währenddessen an einer Baustelle und verdiente wenigstens so viel, daß er sich am Leben halten und die Behandlung des Bruders bezahlen konnte. Als der Winter zu Ende ging und Billy entlassen worden war, zogen sie weiter. Aber sie kamen in ein schlechtes, naßkaltes Frühjahr, und an der Grenze von Oklahoma wurde Billy wieder krank. Aber sie hatten kein Geld, ein Hospital aufzusuchen.

      In einer Baumwollpflückerei fanden sie Arbeit und Unterschlupf. John arbeitete wieder für beide, und als es dem Bruder besserging, war es Mai geworden. Dann zogen sie weiter durch das nördliche Texas hinüber nach New Mexico. Den Weg hinauf nach Santa Fé sparten sie sich, da sie unterwegs gehört hatten, wie schwer es war, dort Fuß zu fassen.

      Sie waren auf den Gedanken gekommen, eine Bar aufzumachen. Aber auch dazu brauchte man Geld.

      Billy war kein schlechter Spieler. In einer Schenke in Roswell verdiente er an einem Abend am grünen Tisch vierzehnhundert Dollar.

      Das war der Grundstock zu der heute im ganzen Cochise County bekannten Bar am Südostrand Tombstones.

      Die beiden hatten mehr als drei Jahre geschuftet, um das Haus und alles, was zu der Kneipe gehörte, bezahlen zu können. Sie hatten es mit Geld – und auch mit ihrer Gesundheit bezahlt.

      Billy lag fast dauernd oben in seinem Zimmer und quälte sich mit einer Lungenkrankheit herum, und auch sein Bruder John kränkelte ständig.

      Aber die Schenke ging.

      Die alte Frau, die den beiden Junggesellen den Haushalt führte, half zuweilen zusammen mit ihrem Sohn auch in der Schenke aus.

      Obwohl erst vierunddreißig Jahre alt, hatte Johann Flegger seine Lebens­erwartungen auf ein Mindestmaß reduziert. Politische Fragen interessierten ihn so wenig wie Fragen, die die Stadt angingen. Er nahm an den Dingen der anderen nicht teil, da ihn sein eigenes Leben, seine schwache Gesundheit und die Krankheit seines Bruders über Gebühr beschäftigten.

      Außerdem war dieser Tiroler in keiner Weise fanatisch.

      Ganz im Gegenteil war der Mann, der jetzt bei ihm an der Theke lehnte.

      »Wir müssen uns nur zusammentun. Dann sind wir stark. Und brauchen niemanden zu fürchten.«

      »Aber ich weiß nicht, was Sie wollen, Mr. Shaddon. Ich fürchte niemanden. Ich fürchte nur den Husten, den großen Husten, den beispielsweise oben mein Bruder hat.«

      Shaddon winkte ab. »Ja, ja, ich habe schon davon gehört. Eine traurige Geschichte.« Er sagte es ohne jede Anteilnahme, um sofort wieder auf sein Thema zurückzukommen. »Wir dürfen sie nicht groß und mächtig werden lassen. Es hätte längst einer kommen müssen,