Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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war das schlechte Gewissen, das ihm keine Ruhe ließ.

      »Wyatt Earp!« flüsterte er. »Wyatt Earp kommt! Der Wolf aus Dodge City! Ich bin ihm in die Fänge gelaufen! Doc Holliday, das Pokergesicht, hat mich gestellt!«

      Der Verbrecher warf sich im Halbschlaf verzweifelt hin und her.

      Er sagte nichts mehr, und die Frau lauschte seinen Atemzügen. Sie wurden ruhiger, gleichmäßiger.

      Er schlief fest.

      Unendlich langsam erhob sich Brendy Gilbert aus der Sofaecke und trat neben den umgestürzten Tisch.

      »Ich muß fliehen! Mit dem Kind! Er wird mich nicht leben lassen! Zuviel weiß ich von ihm«, murmelte sie.

      Yard um Yard bewegte sie sich vorwärts auf die Tür zu.

      Da erschreckte sie ein Geräusch. Der Mann schien aufgewacht zu sein.

      Sofort bewegte sie sich von der Tür zurück in die dunkle Zimmerecke.

      Da schnellte der Desperado von dem Sofa hoch und brüllte:

      »Halt! He, wo bist du?«

      Er stürmte vorwärts, blieb an einem Tischbein hängen, stürzte zu Boden, stieß einen lästerlichen Fluch aus, erhob sich wieder und rannte vorwärts. Er prallte mit dem Schädel gegen das Fenster, das klirrend in Hunderte von Scherbenstücken zersprang, die in den Hof hinaus fielen.

      Schreckgelähmt stand Brendy Gilbert in der dunklen Zimmerecke und starrte auf die Silhouette des Mannes.

      Jake Lead wandte sich benommen um und stierte in die Dunkelheit. Durch die zusammengebissenen Zähne röhrte er: »Ich bringe dich um!«

      *

      Als der alte Albert Clanton das Sheriffs Office verlassen hatte, ging er zu seinem Pferd, zog sich in den Sattel und ritt aus der Stadt.

      Er kannte den Weg zur Ranch seines Neffen genau. Schneller und schneller ritt der alte Mann. Als er endlich hinter dem großen Kaktusfeld die Bauten der Ranch auftauchen sah, atmete er auf, da er feststellen konnte, daß aus dem Wohnhaus noch Licht über die Vorbauten in den Hof fiel.

      Als er sein Pferd zum Stehen gebracht hatte, wurde oben am Haus die Tür geöffnet. In ihrem Rahmen erschien ein großer breitschultriger wuchtiger Mann.

      Der Alte erkannte ihn sofort. Es war sein Neffe Ike, Isaac Joseph Clanton. Der einstige Bandenführer blickte mit schmalen Augen auf den Reiter, der da gekommen war.

      Der Alte hatte die Zügelleine um die Halfterstange geworfen und ging mit seinen säbelkrummen Beinen langsam auf die Vorbaukante zu, vor deren unterster Stufe er stehenblieb.

      »Hallo, Ike!« kam es rostig aus seiner Kehle.

      Verblüfft blickte der Rancher auf den Alten hinunter.

      »Onkel Al…«

      »Ja, Ike, ich bin’s.«

      Der Alte hob den linken Fuß, um auf die Treppe zu steigen, taumelte aber plötzlich zur Seite und brach in das rechte Knie ein.

      Ein sonderbar schmerzliches Gefühl fuhr bei diesem Anblick durch die mächtige Brust des sonst wirklich nicht empfindlichen Ike Clanton.

      Rasch überquerte er den Vorbau, sprang über die Treppenstufen in den Hof und kniete neben dem Alten nieder.

      »Onkel Al, komm, ich helfe dir.« Er richtete den Alten auf, führte ihn zur Treppe und half ihm hinauf ins Haus.

      Tief in sich zusammengesunken hockte der alte Mann in dem schäbigen grünen Polstersessel, in dem Ike sonst zu sitzen pflegte.

      Der Rancher stand vor ihm am Tisch und musterte ihn forschend.

      »Warte, Onkel Al, ich hole dir einen Whisky.«

      »Nein, nein.« Der Alte schüttelte den Kopf. »Ich habe schon in der Stadt einen Whisky getrunken.«

      »Doch, doch, du wirst einen Whisky trinken. Der tut dir bestimmt gut. Wo kommst du um Himmels willen überhaupt her? Jetzt mitten in der Nacht? Kein Mensch wußte, daß du unterwegs bist. Ich hätte dir doch entgegenkommen können. Oder ein paar von den Boys auf den Weg schicken können…«

      Der sonst so eisenharte Ike Clanton hatte ein ausgeprägtes Familiengefühl. Hier saß ihm der Bruder seines Vaters gegenüber, der Onkel, der früher, als der Vater noch gelebt hatte, zuweilen mit dem kleinen Jerry zu Besuch auf die Ranch gekommen war.

      Aber seit dem letzten Besuch des Alten waren Jahre vergangen.

      Ike, der selten etwas trank, holte aus dem Winkel des Schrankes eine verstaubte Flasche hervor, die Phin noch dahingestellt hatte, und hielt sie gegen das Licht. Sie war noch fast bis zur Hälfte gefüllt. Er goß ein Glas halbvoll und stellte es vor den Alten hin.

      »Trink, Onkel Al, das wird dir guttun«, kam es rauh über seine Lippen.

      Der Alte griff mit einer müden Bewegung nach dem Glas und führte es zitternd an die Lippen. Nachdem er zwei Schlucke getrunken hatte, krächzte er: »Thanks, Ike.«

      Der Rancher setzte sich auf die Tischkante und betrachtete den Alten.

      »Weshalb hast du denn nicht geschrieben, daß du kommst? Wie geht es Jerry?«

      Ein Schatten flog über das Gesicht des Alten.

      »Jerry? Ich weiß nicht…«

      »Weshalb ist er denn nicht mitgekommen?«

      »Er ist mitgekommen – bis Tombstone.«

      »Bis Tombstone? Was soll das heißen? Ist er noch in der Stadt?«

      »Ja.«

      »Ich verstehe nicht. Sprich doch endlich!«

      »Er ist mit Wyatt Earp zusammengeraten.«

      »Was!« Ike rutschte von der Tischkante und stand breitbeinig da. »Was sagst du da? Erzähl doch schon!«

      »Was soll ich erzählen? Irgendwie muß es in einer Schenke zu einer Schlägerei und dann zu einer Schießerei gekommen sein. Ein Mann wurde verletzt.«

      »Jerry…!« Ike griff sich an die Stirn. »Das kann doch nicht wahr sein! Onkel Al, was hat er angestellt?«

      »Ich weiß es nicht, Ike«, krächzte der Alte. »Frag mich nicht. Es war eben irgendeine Schießerei, bei der er beteiligt gewesen sein soll.«

      »Was heißt: gewesen sein soll? War er daran beteiligt oder nicht? Das mußt du doch wissen.«

      »Nein, ich war doch nicht dabei. Ein Bursche in seiner Gesellschaft hat einen Mann niedergeschossen.«

      »Tot?«

      »Nein – das heißt, ich weiß es nicht. Wyatt Earp hat Jerry und den anderen ins Office gebracht, und anschließend hat er dann in der Schenke Nachforschungen angestellt. Irgend jemand hat ausgesagt, daß der andere zuerst gezogen hat. Ich kann es nicht genau sagen. Jerry hat es mir erzählt. Jedenfalls wurden die beiden wieder freigelassen, und kurz darauf muß der Marshal festgestellt haben, daß der andere ein steckbrieflich gesuchter Mörder ist.«

      Ike hob den Kopf und starrte durch das Fenster in den dunklen Hof. »Es ist nicht zu fassen. Kaum sind die Dodger wieder in Tombstone, passiert etwas.«

      Er nahm seinen Hut vom Wandhaken, zog die dicke braune Lederjacke an und stampfte zur Tür.

      »Wo willst du hin?«

      »Nach Tombstone.«

      *

      Wyatt Earp und Doc Holliday waren oben in der Fremontstreet. Langsam gingen sie in Richtung Westen vorwärts.

      Als sie den Eingang des O.K. Corrals erreicht hatten, blieben die beiden stehen.

      Der Marshal blickte in die düstere Enge des Wagenabstellplatzes, und plötzlich stiegen die Geister der Vergangenheit in ihm auf.

      Er sah sich selbst