»Finden wir’s raus.« Mick trat gerade vor die Kabine des U-Boots, um das Triebwerk auszuprobieren, als sie Schritte auf dem Holz-Pier knarren hörten. Mick schlug die Hand vor den Mund und drehte sich zu Coco um. »Shit, der Big Boss marschiert bereits an, dabei ist es noch keinen ganzen Tag her.«
»Er muss offenbar großes Vertrauen in dich setzen. Wenigstens sieht er, dass wir daran arbeiten – oder besser gesagt du. Ich sitze ja nur herum und drehe Däumchen, nachdem ich das U-Boot überhaupt erst kaputtgemacht habe.«
»Du erteilst mir wichtige Ratschläge. Keine Angst, ich kann es so drehen, dass du nicht die ganze Schuld für den Schaden auf dich nehmen musst.«
Sie ließ ihren Blick auf ihm ruhen, bis White sie fast erreicht hatte. »Schönen Nachmittag. Wie kommen Sie voran?« Er schaute Mick geradeheraus an.
»Gut, Mr. White. Ich habe eine baugleiche Aufhängung für den Propeller per Luftpost und Eilzustellung aus China angefordert. Sie ist voraussichtlich in zwei Tagen hier.«
Der Boss schüttelte frustriert den Kopf.
»Allerdings«, lenkte Mick hastig ein, »habe ich mich währenddessen um einen zeitweiligen Ersatz bemüht. Schauen Sie.« Er zeigte auf das farblich unpassende Triebwerk.
»Das sieht anders aus. Sind Sie sicher, dass es auch funktioniert?«
»Wir haben es noch nicht auf Seetüchtigkeit überprüft, aber Sie können jetzt live dabei sein.« Mick stieg ein und drückte auf den Schubknopf. Ein leises, gleichmäßiges Brummen ertönte, als das neue Teil in seinem Käfig beschleunigte. Mick ließ die Taste wieder los, woraufhin man die schwirrenden Blätter wieder einzeln sehen konnte, als die Rotation nachließ.
»Gut, dann steht jetzt die Generalprobe an.«
Coco und Mick wechselten nervöse Blicke. Er versuchte, noch etwas Zeit herauszuschlagen.
»Ich wollte eigentlich zuerst noch einige weitere Tests durchführen, denn falls …«
White hielt eine Hand in die Höhe. »Wir haben leider unerwartete Schwierigkeiten bekommen, die den schnellstmöglichen Einsatz des Fahrzeugs unabdingbar machen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und zeigte auf Coco. »Sie müssen sich jetzt hinter das Steuer setzen und es sofort ausprobieren.«
Sie schaute skeptisch auf den reparierten Propeller, dann zu Mick und schließlich in die Lagune. »Ich schätze mal, ich kann hier im Seichten eine Runde damit drehen, dann wissen wir, ob …«
White schüttelte erneut den Kopf und würgte sie ab: »Nein, ich will, dass Sie zum Ansaugrohr des Kühlwassers hinuntertauchen und nachsehen, ob es beschädigt ist.«
Coco starrte ihn mit offenem Mund an und bekam ihn eine Zeit lang nicht mehr zu. Mick erholte sich zuerst von dem Schrecken.
»Das Rohr verläuft in einer Tiefe von zweihundertfünfzig Fuß, Sir, oder?«
»Genau. Die Klimaanlage im Hotel bereitet uns Kummer, denn sie läuft nicht mehr. Al meinte, er müsse sich unbedingt Gewissheit über das Ansaugrohr verschaffen, weil es verstopft, aufgerissen oder was auch immer sein könnte.«
Coco warf ein: »Was ist mit dem …«
»Das U-Boot der Ölgesellschaft steht uns gerade leider nicht zur Verfügung. Sie müssen das jetzt tun, Coco. Tauchen Sie einfach in den Canyon hinein, bis sie die Leitung erreichen, schauen Sie genau nach und machen Sie Aufnahmen für die Techniker. Sie werden eventuell auch gezwungen sein, Ablagerungen mit dem Greifer herauszuziehen, falls etwas das Rohr blockiert.«
Sie starrte abwesend auf das U-Boot, während sie an ihren bisher tiefsten Tauchgang damit dachte … waren es hundert Fuß gewesen? Fünfundsiebzig? Jetzt verlangte er von ihr, zweihundertfünfzig Fuß weit hinunterzugehen. Möglicherweise bemerkte er ihre Befangenheit, denn seine nächsten Worte lauteten: »Sie können Mick gern mitnehmen, denn vier Augen sehen immer mehr als zwei.«
Nun strahlte der Mechaniker, denn ironischerweise kam er nie dazu, die Fahrzeuge selbst zu benutzen, die er wartete. »Okay, das machen wir!«
»Sehen Sie zu, dass Sie die Kiste unter Wasser kriegen! Sobald Sie zurück sind, will ich sofort erfahren, was Sie entdeckt haben.« White schaute noch einmal argwöhnisch auf das vorläufige Triebwerk, schüttelte den Kopf und eilte dann zügig davon.
Kapitel 8
»Was für ein Arsch.« Coco legte mehrere Kippschalter am Armaturenbrett des U-Boots um und schaute zu Mick hinüber, der gerade den Einstieg der Kuppel zuklappte und sich auf dem Sitz des Co-Piloten niederließ.
»Mach dir mal nicht ins Hemd, auf dem Weg können wir in Ruhe das Ersatztriebwerk testen. Falls es auch nur ansatzweise Mucken macht, bevor wir abtauchen, werden wir nicht runtergehen. Da ist es mir vollkommen egal, was der Big Boss sagt.«
Coco nickte zustimmend, während sie mit dem Fahrzeug vom Dock abdrehte wie mit einem ganz normalen Boot. »Beim kleinsten Problem blasen wir den Tauchgang ab.«
Als sie die Anlegestelle hinter sich gelassen hatte, ließ sie die Luft aus den Schwimmkammern entweichen, sodass das U-Boot langsam sank. Die beiden beobachteten daraufhin, wie das Wasser über der Kuppel zusammenschlug … dann waren sie umgeben von Meer … ein Gefühl, das Coco wahrscheinlich nie kaltlassen würde.
Als sie etwa zwanzig Fuß tief getaucht waren und nur wenige Fuß über dem Korallenriff schwebten, erblickte Coco ihre Marksteine, die sie mittlerweile schon so gut kannte. Eine Ansammlung von Hirnkorallen auf der linken Seite, eine Formation von Geweihkorallen auf der rechten. Anhand dieser auffälligen Orientierungspunkte fand sie sich hier unten immer zurecht, bevor sie beide Triebwerke startete.
Brummend bewegte sich das U-Boot vorwärts und glitt wie erwartet über das Riff. »So weit, so gut.« Sie tätschelte die Instrumentenkonsole. »Komm schon, kleiner Racker, du schaffst das.«
Mick musste unwillkürlich lachen. »Du bist lustig, weißt du das?«
»Klappt doch bisher alles!«
»Hast du etwa eine Sekunde daran gezweifelt? Wir sprechen hier immerhin von meinen nahezu übernatürlichen Reparaturfähigkeiten.«
Das bewog wiederum Coco zum Lachen, und ehe sie sich versahen, fuhren sie auch schon links am Hotel vorbei. »Da ist es.« Einer der zylindrischen Türme glitzerte im gedämpften Sonnenlicht.
»Das Glashaus.«
Beide prusteten erneut los. »Eine halbe Million Kröten aber keine Klimaanlage, das ist Luxus, was?«
Coco machte daraufhin große Augen. »So viel hat das Ding gekostet?«
»Soweit ich gehört habe, ja. Ursprünglich sollte es allerdings nur halb so teuer werden.«
»Nur eine Viertelmillion?« Coco grinste, während sie einlenkte und um den Zylinder herum manövrierte. Drinnen standen ein paar Gäste mit Getränken in den Händen und unterhielten sich. Einer bemerkte das U-Boot und winkte, was Coco und Mick freundlich erwiderten. Nachdem sie das Hotel passiert hatten, steuerten sie den Rand des Riffs an. Coco fuhr nun vorsichtig unter dem Überhang hindurch, der bekanntermaßen den Weg zum Abgrund markierte.
»Wie lässt es sich manövrieren?« Mick drehte sich zu ihr um.
»Gut. Ehrlich gesagt bemerke ich kaum einen Unterschied.«
»Also traust du dir zu, da runterzufahren?« Sie näherten sich jetzt der Kante des Unterwassergrabens, weshalb Coco das Tempo drosselte, um darüber zu schweben und hinab in das sandige Gefälle zu schauen. Es war die gleiche Stelle, an der sie gestern dieses Ding gesehen hatte.
»Die Triebwerke funktionieren.«
Mick riss sich vom Anblick des Abgrunds los und schaute wieder auf die Fahrerin. »Das meinte ich damit nicht und das weißt du.«
Nun starrte Coco mit ihren braunen Augen in seine hellblauen. »Schon klar, und ja,