HOTEL MEGALODON. Rick Chesler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rick Chesler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354135
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Ist doch ziemlich traumhaft, findest du nicht?« Er streckte einen Arm nach dem Fenster aus, sodass ein Schwarm Fische erschrocken davonschwamm.

      »Willst du wissen, was ich denke? Die sind immer noch dabei, kleine Mängel an dieser Anlage zu beheben, Stan. Ich weiß nicht, warum wir unbedingt zu den ersten Gästen zählen mussten. Du hättest besser jemand anderen das Versuchskaninchen spielenlassen. Allein die ganzen Verzichtserklärungen für Schadensfälle, die wir unterschreiben mussten …«

      Stanley gab seine Suche nach einem Thermostat jetzt auf und griff stattdessen zum Zimmertelefon. »Schon gut, schon gut, ich werde die Rezeption anrufen.« Priscilla stieß einen tiefen Seufzer aus, während er den Hörer an sein Ohr hielt. Während des Gesprächs lauschte sie seinen Worten und wedelte immer schneller mit der Karte vor ihrem Gesicht herum.

      »Ja, hallo, hier spricht Stanley Doherty. Meine Frau und ich wohnen in der Manta-Rochen-Suite, und hier ist es furchtbar warm. Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht so freundlich sein könnten, mir zu sagen, wo der Temperaturregler ist. Oder steuern Sie das von Ihrer Seite aus?«

      »Du bist viel zu höflich, Stan«, zeterte seine Gattin vom Bett aus. Er schlug mit seiner freien Hand in der Luft nach ihr und zog die Augenbrauen zusammen.

      Dann nickte er, sagte mehrmals »Aha«, »Verstehe« oder »In Ordnung« und legte schließlich auf.

      »Und was haben sie gesagt?« Priscilla schaute ihn über den Rand ihres behelfsmäßigen Fächers hinweg an.

      Er atmete langsam ein und aus, bevor er antwortete: »Die Frau hat mir erklärt, dass es gerade Schwierigkeiten mit der Klimaanlage des Hotels gäbe – im ganzen Komplex, nicht nur in unserer Suite – doch dass diese bald behoben seien.«

      Priscilla ließ die Speisekarte auf ihre nackten Brüste fallen. »Na großartig! Bald! Wann ist denn bald

      »Das habe ich nicht gefragt. Man arbeite daran, sagte sie.«

      »Du hättest aber fragen sollen, Stanley.«

      »Sie hat behauptet, dass es in den Gemeinschaftsräumen des Hotels etwas kühler sei. Warum gehen wir nicht raus und probieren das Restaurant aus?«

      »Bist du denn überhaupt hungrig?«

      »Ich könnte durchaus was zu beißen vertragen, ja.«

      Sie schaute hinab auf einen Teil der Karte, mit der sie sich abgekühlt hatte, und machte dabei einen alles andere als erbauten Eindruck. Er schob hinterher: »Falls es im Restaurant immer noch zu warm ist, fahren wir einfach mit der Bahn an den Strand zurück und holen uns dort etwas zu essen, wie wäre das? Die Rezeptionistin meinte, man könne uns auch in bures an Land unterbringen, wenn wir nicht hierbleiben wollen, solange sie mit der Reparatur beschäftigt sind.«

      Nun schaute Priscilla ruckartig auf. »Du hast doch gesagt, dass sie versprochen hat, dass das Ganze bald erledigt sei.«

      »Das hat sie auch.«

      »Na ja, wenn sie schon Ausweichunterkünfte anbietet … wie sicher kann sie sich dann sein, dass die Klimaanlage in absehbarer Zeit wieder funktioniert?«

      »Das weiß ich wirklich nicht, Schatz. Ich gebe doch nur weiter, was sie gesagt hat. Willst du nun essen gehen oder nicht?«

      Kapitel 11

      Al Johnson verzog sein Gesicht äußerst missbilligend, als ihm White die Aufnahmen vom Ansaugrohr des Kühlsystems zeigte. Dabei wiegte er seinen Kopf langsam hin und her.

      »Das ist ungut, James, absolut ungut.«

      Die anderen Meerestechniker im Raum waren still, eine Gruppe trockener Experten, die mit ihren Stiften spielten, auf Tablet-PCs herumtippten und sich sicher waren, dass sie mehr als nur qualifiziert für ihre Arbeit waren.

      »Können Sie mir das bitte genauer erklären?« White schaute zu, wie Johnson das Video zu einer Einstellung zurückspulte, die sein Interesse geweckt hatte, und es dann einfror. Mit der Spitze eines Kugelschreibers umkreiste er einen Bereich am Monitor.

      »Sehen Sie das hier?«

      White nickte.

      »Das lässt sich nicht einfach wieder ausbessern. Viel zu viele Löcher; das ganze Stück ist irreparabel beschädigt. Der gesamte untere Teil der Leitung – mindestens zwanzig Fuß davon – muss abgenommen und ein komplett neues Teil angeschweißt werden. Das wird ein erheblicher Aufwand.«

      »Sind Sie sicher, dass es keine andere Lösung gibt?«

      Al schaute den Hotelier nun so an wie ein Kind mit einer Lernschwäche. »Ja, das bin ich, James.« Dann sah er sich am Tisch um und sprach seinen Stab an: »Ist jemand unter euch anderer Meinung?«

      Niemand erwiderte etwas.

      »Alles klar!«, brauste White auf. »Ich glaube Ihnen ja. Nun schildern Sie mir bitte den Ablauf. Wie lange wird das Ganze dauern?«

      Erneut herrschte Schweigen im Zimmer. White warf einen Blick auf seine Rolex.

      »Eher Tage bis Wochen als mehrere Stunden bis zu einem Tag«, antwortete Al lapidar.

      White wurde daraufhin rot im Gesicht. »Wochen? Habe ich das gerade richtig verstanden?«

      Johnson nickte. »Leider ja, James. Ich verstehe ja, wie sehr die Zeit drängt, und würde Ihnen deshalb liebend gern etwas Erfreulicheres sagen, aber ich bin lediglich realistisch, was diese Angelegenheit betrifft.«

      Der Baulöwe atmete mehrmals ein und aus, während er versuchte zu begreifen, dass sein Angestellter recht hatte. »Welche Kosten muss ich für die Reparatur veranschlagen?«

      Al sah seinen Boss streng an. »Warum beginnen wir nicht erst einmal mit der Ursache dafür, dass es überhaupt so weit kommen konnte?« Er blickte kurz auf seinen Bildschirm, ehe er fortfuhr: »Wir wollen doch schließlich nicht, dass das Ganze noch einmal geschieht, also können wir vielleicht schon während der Instandsetzung etwas unternehmen, um dem Ganzen vorzubeugen.«

      White, der bisher gestanden hatte, nahm nun am Tisch Platz und faltete seine Hände.

      »Unsere Biologin macht ein großes Meerestier unbestimmter Art dafür verantwortlich.«

      »Unbestimmter Art?«

      »Sie hat nicht gesehen, wie es passiert ist. Laut ihrer Spekulation ist es irgendein Riesenhai. Ich halte das allerdings für eine Wunschvorstellung. Sie wissen ja, wie Meeresbiologen sind. Sie alle haben zu oft Der Weiße Hai gesehen, also kann es gut sein, dass sie sich hier ihren großen Kinofilm-Moment erhofft. Man sieht nun mal, was man sehen möchte.«

      Daraufhin lachte die Runde kurz auf. Al hingegen blieb ungerührt. »Sollte es wirklich irgendein Tier gewesen sein, war es womöglich nur ein Zufall und wird nicht wieder geschehen. Jedenfalls wüsste ich nicht, wie wir dem entgegenwirken könnten.«

      »Indem wir einen Käfig um die Leitung herumbauen?«, schlug einer der Ingenieure daraufhin vor.

      White stand wieder auf. »Das ist eine gute Idee. Finden Sie heraus, ob sich das machen lässt, sobald alles wiederhergerichtet ist. Bis dahin jedoch, Al, sagen Sie mir, wie weit Sie mit der Beschaffung der portablen Klimageräte sind.«

      Der Ingenieur nahm sein Smartphone heraus. »Dem neuesten Stand zufolge waren meine Leute vor ein paar Minuten noch in der Luft auf dem Weg nach Suva. Sobald sie dort sind, fahren sie zu unserem Lieferanten und werden sich dann wieder bei mir melden.«

      »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie von ihnen gehört haben. Ich bin unten im Hotel.«

      ***

      In Micks U-Boot-Schuppen, wie er seine Werkstatt nannte, in der sein Handwerkszeug untergebracht war, stand Coco vor einem Arbeitstisch, auf den sie ihren Laptop gestellt hatte. Sie hielt den überlangen Zahn, den die beiden aus dem Rohr geborgen hatten, an den Monitor, der ein lebensgroßes und maßstabgetreues Foto eines Megalodon-Zahns zeigte. Dieser