Im Sinne der Gerechtigkeit. Anne Gold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Gold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783724524465
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      «Das ist sogar für mich an der Grenze.»

      «Unser Alltag … Gute Arbeit, Paul. Wecken wir den Schlappi auf.»

      Strub klopfte dem Kommissär auf die Wangen.

      «Das könnte ich stundenlang wiederholen.»

      «Wo … Der Tote … ist er zugedeckt?»

      «Ja, ist er. Keine Sorge. Vorsichtig, sonst purzelst du noch runter und brichst dir das Genick.»

      Paul half dem zittrigen Kommissär auf die Beine.

      «Deine Theorie war richtig. Er wurde durch zwei verschiedene Kugeln umgebracht. Willst du sehen, wie wir es herausgefunden haben?»

      «Lass gut sein. Einmal pro Tag reicht mir.»

      «Als Schmerzensgeld steht in meinem Büro ein Kaffee für dich bereit.»

      Mit jedem Schluck spürte Ferrari, wie die Lebensgeister ein Stück mehr zurückkehrten. Wunderbar, dieser Kaffee.

      «Das bedeutet, Nader ist nicht unser Mörder. Sein Schuss war nicht tödlich.»

      «Der Steckschuss verletzte kein wichtiges Organ. Mit dieser Verletzung wäre er locker durch ganz Basel spaziert.»

      «Sehr schön», frohlockte Ferrari. «Komm, Nadine, wir fragen Nader, wer von dem Termin wusste.»

      «Aha, der Chef weilt wieder unter den Lebendigen.»

      «Beehrt uns jederzeit gerne wieder. Es war mir ein besonderes Vergnügen.»

      «Hm!»

      Also doch. Ich wusste, dass der Fall nicht so einfach ist. Zufrieden liess sich Ferrari auf den Recarositz fallen.

      «Hey! So ruinierst du mir den Sitz. Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, du sollst dich nicht wie ein Mehlsack in den Sitz plumpsen lassen. Beim letzten Porsche musste ich zweimal den Sitz reparieren lassen.»

      «Kauf dir ein anständiges Auto, in das ich ganz normal einsteigen kann.»

      «Mir gefällt mein Porsche.»

      «Nader ist kein Mörder, was zu beweisen war.»

      «Stellt sich die Frage, wer dann?»

      «Das wird uns hoffentlich Nader sagen.»

      «Wieso lachst du?»

      «Ich war nicht auf der Toilette.»

      «Sondern?»

      «Ich habe mir erlaubt, einige Änderungen in Peters Bericht anzubringen. Es ist nun der Report eines Mannes, der nicht mehr alle Knochen am Skelett hat.»

      «Was?!»

      «Der Empfänger wird unseren Gerichtsmediziner in die Psychiatrische einliefern lassen.»

      «Ihr zwei seid unmöglich. Man müsste euch in eine Gummizelle sperren.»

      «Hört, hört!»

      Fabian Nader war erstaunt, als sie ihn nochmals in Ferraris Büro brachten. Ein Funke Hoffnung blitzte in seinen Augen.

      «Wir haben noch ein paar Fragen, Herr Nader. Wann genau vereinbarten Sie den Termin mit Schoch?»

      «Gestern Nachmittag, sagte ich das nicht schon? Als er mich anrief, war ich ziemlich genervt, weil ich mitten in wichtigen Sitzungsvorbereitungen steckte.»

      «Um was ging es in dieser Sitzung?»

      «Es handelt sich um eine Stiftung … Sie heisst Nothilfe Kind und es geht darum, Kinder zu beschützen. Vor allem vor häuslicher Gewalt. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Elend es bei uns gibt.»

      «Wie sieht eure Hilfe konkret aus?», erkundigte sich Nadine.

      «Finanzielle Hilfe und psychologische Begleitung. Manchmal auch …»

      «Durch sanften Druck.»

      «Ja. Wenn ich mit legalen Mitteln nicht weiterkomme, greife ich manchmal auf das Beziehungsnetz von Mark und Chris zurück. Das ist zwar nicht die feine Art, doch ich hasse Menschen, die sich an den Schwachen und Wehrlosen vergreifen und deren Abhängigkeit ausnutzen.»

      «Und wie oft war das bisher der Fall?»

      «Bis jetzt nur zweimal und dies ohne Wissen meiner Stiftungskollegen. Ich glaube nicht, dass sie mit meinem Vorgehen einverstanden wären. In unserem Vorstand sitzen Ökonomen, Ärzte, Lehrer, Anwälte und sogar ein Richter.»

      «Man weiss nie. Ich kenne sogar einen Kommissär, der deine kriminellen Aktionen absegnen würde.»

      «Hm! Wie erfahren Sie von den Missständen?»

      «Vor allem durch die Ärzte und die Lehrer. Es spricht sich herum, dass wir für die Kids da sind. Jetzt, wo Leonie schwanger ist, bedeutet mir die Stiftung noch mehr. Wir erbten ein ziemlich grosses Haus, ein Legat, das soll nun ein Zufluchtsort für Frauen und Kinder werden. Eine Art Frauenhaus mit Betreuung und einer Rund-um-die-Uhr-Bewachung, damit die Untergebrachten absolut sicher sind. Gestern ging es um den Kredit für den Umbau.»

      «Und?»

      «Wir bekommen das Geld von der Bank und das notwendige Eigenkapital steuern wir bei.»

      «Das klingt toll. Und während deinen Sitzungsvorbereitungen wurdest du von Schoch gestört, der nicht lockerliess?»

      «Korrekt.»

      «Wer wusste von eurem Treffen?»

      «Ich und Jake.»

      «Marks Geschäftsführer?»

      «Er ist mehr als das. Jake koordiniert den ganzen Sicherheitsdienst von Chris’ und Marks Lokalen. Der hat richtig was auf dem Kasten. Er ist einer meiner besten Freunde.»

      «Warum hast du ihn über das Treffen mit Schoch informiert?»

      «Ihr kennt Mark, wir nennen ihn ja alle nur den Boss. Er hasst nichts mehr als Alleingänge. Ich wollte mich wenigstens mit Jake absprechen, immerhin ist er sein Stellvertreter. Er fand die Idee gut und fragte mich, wo ich ihn treffe. Das verschwieg ich ihm, denn ich wollte nicht, dass er plötzlich auftaucht.»

      «Sonst jemand?»

      «Nein. Leonie wollte ich damit nicht belasten. Die Sitzung dauerte bedeutend länger als geplant. Schoch war ganz schön sauer, als ich ihn in einer kurzen Pause anrief. Vermutlich dachte er, dass ich ihn hinhalte. Aber der Bankberater war extrem kompliziert und stellte hartnäckig seine Fragen, bis Emil Schwander der Kragen platzte.»

      «Der Chefarzt?»

      «Sie kennen ihn, Herr Kommissär?»

      «Er ist ein guter Freund meiner Lebenspartnerin Monika Wenger. Nicht ganz pflegeleicht, würde ich sagen.»

      «Das unterschreibt der Bankmann sofort. Emil drohte ihm mit einer anderen Bank und dass er sich beim Bankpräsidenten über ihn beschweren werde.»

      «Das klingt nach Emil.»

      «Daraufhin einigten wir uns verhältnismässig schnell.»

      «Das heisst, Jake …»

      «Förster.»

      «Jake Förster wusste zwar von dem Termin, kannte aber weder die genaue Zeit noch den Ort.»

      «Ja. Warum interessiert Sie das?»

      «Wir haben eine vage Theorie, die noch nicht spruchreif ist. Mehr können wir leider nicht verraten.»

      «Wir tasten uns langsam heran.»

      «Glaubst du, Jake lag auf der Lauer und erledigte Schoch mit einem zweiten Schuss? Das wird Mark nicht gefallen.»

      «Er kann wählen, entweder sein Schwiegersohn oder sein Geschäftsführer. Für wen entscheidet er sich?»

      «Wie ich Mark kenne, für beide.»

      «Ah,