Im Sinne der Gerechtigkeit. Anne Gold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Gold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783724524465
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ist ihr nichts passiert.»

      Philipp öffnete sofort. Seine Augen waren gerötet, offenbar hatte er geweint. Sie setzten sich im Garten an einen Tisch.

      «Sie meldet sich nicht. Ich schicke ihr alle fünf Minuten eine Whatsapp. Es ist etwas Schreckliches passiert, Francesco. Ich spüre es.»

      «Jetzt mal ganz ruhig. Wann hast du zum letzten Mal mit ihr gesprochen?»

      «Gestern Nachmittag. Kurz, bevor ich abflog. Sie wollte mich am EuroAirport abholen.» Philipp reichte ihm sein Handy. «Es war genau um halb vier. Wir unterhielten uns zehn Minuten.»

      «Wann warst du zu Hause?»

      «Kurz nach acht. Ich dachte, Cloe ist bei einer Freundin. Als sie um zehn nicht da war, rief ich alle Freundinnen an, die ich kenne. Monika nahm nicht ab.»

      «Sie war an einem Konzert.»

      «Ich konnte kaum ein Auge zu tun und ging heute Morgen sofort zur Polizei. Die vertrösteten mich. Ich solle wiederkommen, falls Cloe bis am Abend nicht nach Hause kommt. Ich habe den ganzen Tag rumtelefoniert, bei allen Leuten, die wir gemeinsam kennen, und in allen Spitälern nachgefragt. Nichts. Ich ging in ihr Geschäft und unterhielt mich lange mit den Arbeitskollegen. Seit ich im Ausland war, also seit Donnerstag erschien sie nicht zur Arbeit.»

      «Meldete sie sich krank?»

      «Nein. Das ist auch komisch. Cloe ist ein pflichtbewusster Mensch und hat sich bisher immer abgemeldet. Sie ärgert sich grün und blau, wenn sich eine Arbeitskollegin oder ein Arbeitskollege nicht abmeldet oder zu spät zu einem Termin kommt. Francesco, es ist ihr etwas passiert. Ich bin ganz sicher.»

      «Wie war euer Verhältnis?»

      «In den letzten Monaten sehr angespannt. Das hängt mit meiner neuen Sprechstundenhilfe zusammen. Cloe ist extrem eifersüchtig und ich Idiot habe eine äusserst attraktive Frau eingestellt. Ich dachte mir nichts dabei, ehrlich nicht. Ein Kollege fragte, ob ich für seine Frau eine freie Stelle hätte, nur für ein halbes Jahr. Und das traf sich optimal, denn meine Assistentin wollte ihre Babypause verlängern. Natürlich wusste Cloe, dass ich Linda einstelle, aber seit der ersten Begegnung war der Teufel los … Sie würde genau in mein Beuteschema passen … Zuerst hielt ich dagegen, doch je mehr ich insistierte, desto mehr fühlte sie sich in ihrer Meinung bestätigt. Die letzten Monate waren ein einziger Horror. In zwei Monaten wechselt Linda in die Praxis ihres Mannes, das war von Anfang an so geplant. Ich schwöre dir, die nächste Sprechstundenhilfe ist mindestens sechzig und absolut hässlich.»

      «Steckt Cloe in finanziellen Schwierigkeiten?»

      «Ich bitte dich. Wir verdienen zusammen etwa dreissigtausend Franken im Monat und Cloe erbte insgesamt drei Häuser von ihren Eltern. Wenn eines in unserer Beziehung stimmt, dann die Finanzen. Wir führen ein sorgenfreies Leben.»

      «Wo könnte sie sein?»

      «Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Es ist etwas Schreckliches passiert oder … sie hat mich verlassen.»

      «Fehlt irgendetwas? Kleider, Schuhe, Taschen?»

      «Wie? … Ich weiss es nicht.»

      Philipp ging zum begehbaren Wandschrank und öffnete auf Cloes Seite eine Schublade nach der anderen.

      «Der grösste Teil ihrer Garderobe ist noch hier, es fehlen zwei Paar Schuhe. Aber welche, kann ich dir nicht mit Bestimmtheit sagen.»

      «Und Koffer?»

      «Sind vollzählig da. Francesco, was soll ich tun? Du musst sie finden, bitte!»

      «Schick mir ein Foto von Cloe per Whatsapp.»

      Mit zittrigen Händen führte Philipp Ferraris Anweisung aus.

      «Gut, danke. Ich gebe eine Vermisstenanzeige auf. Wir werden alles tun, um sie dir heil zurückzubringen.»

      Philipp liess sich aufs Sofa fallen und begann hemmungslos zu weinen. Unbeholfen versuchte ihn der Kommissär zu beruhigen. Das ist eigentlich Nadines Stärke. Nach zehn Minuten, Philipp hatte sich einigermassen gefangen, informierte Ferrari seine Kollegen und liess sich kurz darauf von einem Dienstfahrzeug nach Hause fahren, wo er bereits ungeduldig erwartet wurde.

      «Philipp ist vollkommen von der Rolle, Cloe und er hatten in den letzten Monaten grosse Auseinandersetzungen. Ich habe bei den Kollegen nun eine Vermisstenanzeige aufgegeben.»

      «Wegen diesem Marilyn-Monroe-Verschnitt. Blond, grosser Busen und Beine wie eine Gazelle.»

      «Woher weisst du das, Sandra?»

      «Ich war zur Kontrolle bei Phil. Die sog ihn mit den Augen förmlich auf.»

      «Er wollte nichts von ihr. Sie ist die Frau eines Kollegen.»

      «Dein Mann ist süss, Monika. Ein wenig naiv.»

      «Das bin ich nicht, Li. Aber ich sehe das Gute im Menschen und stelle keine Vermutungen an.»

      «Wenn du wütend wirst, bist du noch süsser. Leihst du ihn mir für eine Nacht, Moni?»

      «Also wenn ihr noch etwas Konstruktives zu Cloes Verschwinden beitragen könnt, dann bitte jetzt. Ich bin nämlich müde … Niemand? Gut, dann hätte ich noch eine letzte Frage: Wie viel hat jede von euch Cloe geliehen?»

      «Francesco!»

      «Raus damit. Du beginnst, Sandra.»

      «Fünfzigtausend.»

      «Li?»

      «Dreissigtausend.»

      «Stefanie?»

      «Hunderttausend.»

      «Mit den zwanzig von Monika ergibt das zweihunderttausend Franken. Kann sich jemand vorstellen, was Cloe mit dem Geld wollte?»

      Es herrschte betretenes Schweigen.

      «Woher weisst du, dass wir Cloe Geld liehen?»

      «Du vergisst, ich bin Kommissär. Vor mir gibt es keine Geheimnisse, Sandra. So, jetzt gehe ich schlafen, ihr werdet sicher auch ohne mich auskommen.»

      «Francesco, wir lieben Cloe und wir bitten dich inständig, alles zu unternehmen, um sie zu finden. Selbstverständlich unterstützen wir dich, du musst uns nur aufbieten.»

      Ferrari küsste Stefanie auf die Wangen.

      «Ich kann euch nicht versprechen, dass wir erfolgreich sind. Aber wir werden ganz Basel umkrempeln. Wenn Cloe in der Stadt ist, werden wir sie finden. Gute Nacht.»

      Ferrari wälzte sich unruhig im Bett hin und her. Im Halbschlaf dachte er an das Gespräch mit Philipp. Verlor Cloe wegen den ewigen Streitereien die Nerven und zog sich an einen unbekannten Ort zurück, um sich über die Beziehung zu Philipp klarzuwerden? Wofür benötigte sie das viele Geld auf die Schnelle? Wurde sie erpresst? Möglich. Fragen, Fragen, nichts als Fragen und keine Antworten. Oder will ich es mir nicht eingestehen? Denn keine Frau verlässt freiwillig das Haus, ohne die wichtigsten persönlichen Sachen einzupacken. Daraus lässt sich nur eines schliessen: Cloe verliess nicht freiwillig das Haus, sondern wurde entführt, ermordet oder setzte ihrem Leben ein Ende!

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