Im Sinne der Gerechtigkeit. Anne Gold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Gold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783724524465
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dass ihr gekommen seid.»

      Der Kommissär setzte sich zu ihr.

      «Kannst du mir etwas über den Tathergang erzählen?»

      «Es geschah im Büro von Fabian …»

      Erst jetzt fiel Ferrari ein, dass er rein gar nichts über den Fall wusste, nicht einmal den Namen des Opfers.

      «… aber das Opfer wurde beim Hammering Man am Aeschenplatz gefunden.»

      «Fabians Büro befindet sich in der Langen Gasse», ergänzte Hotz.

      «Das ist ein Stück weg vom Aeschenplatz. Nader gab zu Protokoll, dass das Opfer, ein Damian Schoch, ihn in der Kanzlei besuchte, wo es zum Streit kam. Als Schoch auf Nader losging, setzte er sich zur Wehr und schoss auf den Angreifer.»

      «Jetzt einmal von Anfang an. Was ist dein Mann von Beruf?»

      «Anwalt.»

      «Er arbeitet praktisch nur für uns.»

      «Und wer ist Schoch?»

      «Eine ganz fiese Sau. Er schuldet uns eine Million. Es war dumm von Fabian, ihn zu killen.»

      «Wie meinst du das, Chris?»

      «Der stand ganz oben auf meiner Liste und hundertpro nicht nur auf meiner. Frag deinen Freund Rakic. Dem schuldet er noch bedeutend mehr Kohle.»

      «Rakic? Ich kenne einen Rakic vom FCB her, der sitzt immer am Tisch nebenan. Ein biederes Männchen.»

      «Das ist er. Ein fanatischer Fan. Er wollte vor Jahren bei deinem Club einsteigen.»

      «Bevor ihr euch über den FC Basel unterhaltet, wieso schuldet er euch so viel Geld?»

      «Wir wollten in Allschwil ein grosses Areal übernehmen, doch der Inhaber stellte sich quer. Schoch war ein guter Freund des Besitzers und so schmierten wir ihn.»

      «Mit einer Million?»

      «Ja, Rakic gab ihm anderthalb. Dieses Arschloch linkte uns eiskalt. Er dachte keine Sekunde daran, uns das Areal zuzuhalten, sondern versuchte, es sich selbst unter den Nagel zu reissen. Ohne Erfolg.»

      «Mit eurem Geld.»

      «Extrem dumm und total naiv von uns. Fabian verklagte ihn sofort, aber es war nichts zu holen. Angeblich verspielte er das Geld. Vor Gericht kam heraus, dass er auch bei anderen abkassiert hatte. Darunter waren mehrere Stiftungen und eine Pensionskasse. Der Prozess wurde wegen Befangenheit vertagt, weil der zuständige Richter mit der Präsidentin einer der involvierten Stiftungen liiert ist.»

      «Ihr wart alle eine Spur zu gierig.»

      «Dein Partner ist ein Wonneproppen, Nadine.»

      «Deshalb bin ich so gerne mit ihm zusammen, Chris. Weshalb liegt Schoch nicht im Rechen von Kembs?»

      «Weil wir unsere Kohle zurückwollen, Tote bezahlen ihre Schulden nicht.»

      «Und wie wolltet ihr das anstellen?»

      «Fabian wies ihn auf die Konsequenzen hin, falls er unsere Million nicht rausrückt.»

      «Schön formuliert. Und dabei kam es zum Streit.»

      «Wie würdest du Schoch charakterisieren?»

      «Unberechenbar, ein Spieler und ein Kokser.»

      «Auf so einen lasst ihr euch ein?», fragte der Kommissär erstaunt.

      «Schoch wirkte überzeugend und wir sind beim Besitzer einfach nicht weitergekommen Wir hätten nicht im Traum daran gedacht, dass er sein eigenes Süppchen kocht. Er wusste schliesslich, mit wem er sich anlegt.»

      «Mit uns ist nicht zu spassen.»

      «Aber ihr wusstet nicht, dass Fabian eure Arbeit erledigt, Chris.»

      «Nein. Das war dumm von ihm. Was kriegt er?»

      «Einige Jahre.»

      «Könnt ihr etwas für ihn tun?»

      «Wir werden sehen. Er soll uns zuerst einmal erklären, wie es dazu kam.»

      Mark begleitete den Kommissär und Nadine nach draussen.

      «Verdammte Scheisse. Meine Kleine ist vollkommen durch den Wind. Hoffentlich kommt es zu keiner Fehlgeburt.»

      «Mark, gibt es noch etwas, das wir wissen müssen?»

      «Du kannst wohl Gedanken lesen. Genau deshalb wollte ich euch noch kurz unter sechs Augen sprechen. Ihr wisst, dass ich vier Töchter habe, oder?»

      «Klar, sie sind dein ganzer Stolz.»

      «Drei von ihnen. Michele tanzt aus der Reihe, sie befindet sich momentan in einer Entziehungskur in Davos. Vermutlich kommt sie ganz nach mir. Verdammt noch mal, ich wollte meine Familie immer aus dem Dreck raushalten. Das ist mir auch gelungen, bis auf Michele. Sie sollte mal meine Geschäfte übernehmen, doch sie ist zu weich. Leider ist mir dies zu spät klar geworden.»

      «Warum erzählst du uns das?»

      «Michele war kurz mit Schoch zusammen, sie koksten beide masslos. Als ich es bemerkte, schob ich dem Ganzen einen Riegel vor. Die Familie weiss nichts von der Affäre.»

      «Und Fabian?»

      «Der schon gar nicht. Er ist vollkommen seriös, leidet unter meinen Geschäften und versucht, sich so gut wie möglich aus allem rauszuhalten. Leonie liebt ihn wirklich. Glaubt ihr, dass er freikommt?»

      «Das sagen wir dir, wenn wir uns näher mit dem Fall befasst haben.»

      «Ich rechne mit einer Verurteilung. Vielleicht gibt es mildernde Umstände. Wenn er zwei, drei Jahre kriegt, lässt sich das verkraften. Nur nicht lebenslänglich.»

      «Wir strengen uns an, Mark. Aber versprechen können wir nichts.»

      «Dass ihr euch meinem Schwiegersohn annehmt, ist mehr, als ich erwarten durfte. Jetzt weiss ich, dass sein Schicksal in den richtigen Händen liegt. Noch etwas: Sollte er lebenslänglich bekommen, hat das keinen Einfluss auf unsere Freundschaft. Damit das klar ist.»

      «Danke. Wir melden uns morgen.»

      «Kommt am besten in meinen Schuppen. Ein Hotz Spezial wartet auf dich, Francesco, und ein Cappuccino auf dich, meine Schöne.»

      Nadine fuhr langsam auf die Strasse.

      «Ein guter Anwalt plädiert auf Notwehr. Schoch greift Nader an, der zum eigenen Schutz eine Pistole zückt. Es kommt zu einem Gerangel und dabei geht ein Schuss los. Wann ist es eigentlich passiert?»

      «Wenn du nicht so hirnlos davongestürmt wärst, müsstest du keine solchen Fragen stellen.»

      «Ja, ja. Also, wann?»

      «Gestern Abend.»

      «Ach so. Ich dachte, heute Morgen.»

      «Um elf.»

      «Was? Nachts um elf?»

      «Genau.»

      «Um diese Zeit ist ein Ehemann doch bei seiner Frau. Vor allem, wenn sie hochschwanger ist. Was weisst du sonst noch?»

      «Schwer verletzt schleppte sich Schoch zum Aeschenplatz.»

      «Er musste durch die St. Jakobs-Strasse. Ist ihm dort niemand begegnet?»

      «Anscheinend nicht. Um elf sind auch dort nicht viele Leute unterwegs, höchstens mit dem Tram. Er brach vor dem Hammering Man zusammen, wo ihn eine Frau schliesslich fand. Sie rief sofort die Notrufzentrale an.»

      «Wie kamen die Kollegen darauf, dass Fabian Nader der Täter ist?»

      «Schoch lebte noch und stammelte kurz vor der OP seinen Namen. Die Kollegen reagierten postwendend und fuhren mit einem Grossaufgebot zu Marks Burg.»

      «Das sieht tatsächlich wie eine Burg aus. Von allen Seiten abgeriegelt, man kommt nur durch die Einfahrt rein. Erlag