Wendungen des Schicksals: Körper & Seele. Sloane Kennedy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sloane Kennedy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894254
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werfen. Doch als er wieder zu dem Sessel neben mir zurückkehrte und meinen Arm wieder umfasste, war seine Berührung nicht mehr zweckmäßig, sondern … mehr. Oder vielleicht wollte ich das auch nur glauben. Gott, hoffentlich bemerkte er nicht das Zittern, das sich in meinem Arm ausbreitete. Mehrere Herzschläge lang studierte ich ihn unauffällig, doch er schien komplett ahnungslos.

      Verdammt. Stockhetero.

      Da hatte ich wohl Pech gehabt. Endlich fühlte ich mal mehr als bedeutungslose Lust und hatte nicht die Chance, das Gefühl näher zu erkunden.

      Arbeit, Oz. Du bist hier, um zu arbeiten, weißt du noch?

      Ich schickte meine innere Stimme zum Teufel. Bevor ich etwas Dummes tun konnte, wie Jake zu fragen, ob er mal probeweise einen Mann geküsst hatte, sagte ich: »Du scheinst viel darüber zu wissen. Bist du Sanitäter oder so?«

      Wenn er Arzt wäre, hätte er es inzwischen sicher mal erwähnt. Außerdem wäre er dann wohl mehr unterwegs. Wenn er einen Job hatte, dann sicher nur in Teilzeit. Sein Auto stand oft in der Einfahrt, das passte nicht zum straffen Arbeitsplan eines Arztes.

      »Nein. Aber ich kenne mich mit erster Hilfe aus und ich bin Wildnisführer.«

      Es war merkwürdig, wie er diese zwei Dinge sagte. So, als würde es nicht zusammenhängen. Ich sah ihm dabei zu, wie er erneut meinen Arm abtastete, als ob er nach weiteren Verbrennungen suchte, die er beim ersten Mal übersehen hatte. Obwohl ich wusste, dass er nichts finden würde, ließ ich ihn gewähren. Vielleicht wollte ich einfach nur für eine Weile die Berührung eines anderen Menschen spüren.

      »Ein Wildnisführer? Im Winter?«

      Er sah auf und ich bemerkte, dass sich seine Augenfarbe erneut geändert hatte. Nun erinnerte sie eher an Nebel statt an glänzendes Silber. »Im Winter arbeite ich alles Mögliche.«

      Würde es ihn umbringen, mal etwas mehr zu sagen als das Allernotwendigste? Hatte er Angst, dass Wörter etwas kosteten und er sich sie nicht leisten konnte? »Was denn zum Beispiel?«, hakte ich nach.

      Er zuckte mit den Schultern. »Ich passe auf ein paar leer stehende Ferienhütten in den Bergen auf. Kümmere mich um Pfade, die zur Wetterbeobachtungsstation führen. Und sonst … Kleinkram eben. Ich hacke Holz für ein paar Leute. Und ich helfe Städtern, ihre Autos wieder aus dem Straßengraben zu ziehen.«

      Unmöglich zu sagen, ob er mich nur auf den Arm nahm oder nicht. »Hätte ich dafür etwas zahlen sollen?«, fragte ich so ernst wie möglich. Erst, als ich lächelte, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Ein strahlendes Grinsen, inklusive Grübchen in den Wangen. Heilige Scheiße, war dieser Mann sexy.

      »Ich würde dich ja fragen, ob du mir als Dankeschön ein paar Kekse backen willst. Aber ich befürchte, du würdest beim Backen deine Hütte in Brand setzen.«

      Ich starrte immer noch die Grübchen in seinen Wangen an. Mühsam riss ich mich aus meinen Tagträumen. »Ich kann kein bisschen kochen. Du musst dir also keine Sorgen machen, dass ich beim Kochen die Hütte niederbrenne. Wahrscheinlich werde ich den Backofen den ganzen Winter über nicht anrühren. Wenn ich etwas nicht in der Mikrowelle zubereiten kann, esse ich es einfach roh.«

      Peinliches Schweigen breitete sich aus. Obwohl er mich ansah und nicht meine Verletzung, betastete er immer noch meinen Unterarm. Wieder und wieder strich er mit den Fingern über meine Haut und hielt erst an meinem verbundenen Handgelenk inne. Von Mal zu Mal wurde mein Schwanz härter. So sehr ich seine Berührungen auch genoss: Wenn er nicht sofort aufhörte, würde ich meinen Ständer nicht mehr verbergen können. Nicht in dieser Jogginghose. Von Tom Ford übrigens. Gott, ich musste wirklich bald in die Stadt fahren und mir andere Klamotten zulegen. Klamotten, die besser für dieses Wetter geeignet waren und in der Gegenwart dieses Mannes meine Erregung verbargen. Ich hätte meinen Arm einfach aus seinem Griff ziehen sollen. Doch stattdessen legte ich meine Hand auf seine, um ihn zu stoppen. Großer Fehler. Die Funken begannen nämlich zu sprühen. Augenblicklich breitete sich ein Kribbeln in meinen Fingern aus, dort, wo ich seine Haut berührte. Jake senkte den Blick und starrte auf unsere Hände. Ich tat es ihm gleich. Meine Haut hob sich blass gegen seine ab. Während meine Finger lang und schlank waren, waren seine kräftig und die Haut war rau. Nur eine der Erinnerungen daran, wie unterschiedlich wir waren.

      Es dauerte sicher nur ein paar Sekunden, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ich fühlte mich, als würde ich gleich durch den Sauerstoffmangel ohnmächtig werden, denn ich hielt den Atem an und fragte mich, was er tun würde.

      Was er tat, war, meine Hand fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel. Ich schaffte es, den stechenden Schmerz zu ignorieren, der durch meinen Arm schoss. Jake sprang förmlich auf. »Ah, also, ich gehe dann mal zu dir rüber und schaue, ob ich die Heizung in Gang kriege. Und ob der Rauch sich verzogen hat. Nimm dir einfach was zu trinken, wenn du magst. Kaffeemaschine steht in der Küche, Wasser im Kühlschrank.«

      Bevor ich danke sagen konnte, raste er aus seiner Hütte, als hätte er vergessen, eine Bombe im Garten zu entschärfen. Für einen Moment starrte ich ihm hinterher. Ich fühlte mich, als würde ich in einer kaputten Dusche stehen, die mich abwechselnd mit heißem und kaltem Wasser übergoss. Oh ja, er war definitiv hetero. Das erkannte man schon an der Art, wie er lief. Aber seine Abwesenheit gab mir die Gelegenheit, mich etwas umzusehen. Obwohl ich seine Privatsphäre nicht missachten wollte, war die Neugierde stärker. Außerdem musste es hier doch irgendetwas Buntes geben, das den Raum ein wenig freundlicher machte. Wie konnte er überhaupt hier leben, ohne selbstmordgefährdet zu sein?

      Als Erstes schaltete ich das grelle Deckenlicht aus und stattdessen eine der Stehlampen beim Tisch an. Sie war auch nicht besonders hübsch, spendete aber immerhin sanfteres, gemütlicheres Licht. Nun sah es hier nicht mehr aus wie in einem Supermarkt oder so. Als ich die zweite Stehlampe anknipste, fiel mir ein großer Korb auf, der in der Ecke des Raumes stand. Mehrere alte Wolldecken lagen einsam am Boden des Korbs, gemeinsam mit etwas, das aussah wie Kissen, gefertigt aus demselben Leder wie das Sofa. Ich griff nach der hübschesten der drei Patchwork-Decken und faltete sie sorgfältig. Dann drapierte ich sie auf dem Sofa. Nun hatte der Raum ein paar Farbkleckse: in Rot, Marineblau und Gelbgrün.

      Ich sah zu Boo hinunter. »Besser, findest du nicht?«

      Sie schnaubte, hüpfte aufs Sofa und rollte sich probehalber auf der Decke ein. Wir waren ein gutes Team. Wenn ich ein Stück dieses gemusterten Fleece-Stoffes gehabt hätte, den ich fast für eines meiner Designs gekauft hätte, hätte er perfekt zur Wolldecke gepasst. Ich hätte nur zehn Sekunden gebraucht, um einen einfachen Kissenüberzug daraus zu nähen. Diese uralten Lederkissen hatten wirklich dringend Abhilfe nötig. Zur Hölle, die ganze Hütte brauchte eine Rundumerneuerung.

      Ich ließ Boo im Wohnzimmer zurück und wanderte ins Schlafzimmer. Auch dort war die Einrichtung stinklangweilig und farblos. Die Bettdecke war beige, darüber lag eine cremeweiße Wolldecke. Ich schüttelte mich. Wie konnte man den privatesten Raum nur so unpersönlich gestalten? Die Tür zu Jakes begehbarem Kleiderschrank stand offen und ich konnte nicht anders, als hineinzuspähen. Wem machte ich eigentlich etwas vor? Ich wollte an seinen Klamotten riechen. Jake selbst roch nach Piniennadeln, Feuerholz und Seife. Ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob seine Kleidung auch so roch. Ich trat einen Schritt in den kleinen Raum hinein. Sofort fiel mein Blick auf einen dicken Kaschmirschal, der neben einem formellen Wollmantel hing. Der Schal war von einem wunderschönen, dunklen Blau, ähnlich der marineblauen Stellen der Decke, die nun auf dem Sofa lag. Ich durchsuchte den Kleiderschrank nach etwas in dem dazu passenden Grün und wurde mit einem Cordhemd fündig. Dann trug ich beides zurück zum Sofa und überzog die alten Lederkissen neu. Ich band dekorative Knoten in den Stoff und bewunderte meine Arbeit. Die Decke über dem Sofa, das blaue Schalkissen auf der einen und das grüne Hemdkissen auf der anderen Seite. Schon hatte Jakes Hütte ein wenig Farbe. Viel besser.

      Nachdem seine Hütte durch das sanfte Licht und die Farbkleckse ein wenig einladender war, fühlte ich mich schon mehr wie zu Hause. Ich wanderte in die Küche und fand dort tatsächlich die Kaffeemaschine. Als die Kanne voll war, hörte ich, wie Jake an der Eingangstür die Stiefel auszog.

      »Hattest du Glück?«, rief ich und trug den Kaffee zum Tisch im Wohnzimmer. Ich hatte auch