Wendungen des Schicksals: Körper & Seele. Sloane Kennedy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sloane Kennedy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894254
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zur Hölle? Warum hatte ich ihn das gefragt? Es war mir völlig egal, ob es ihm gefiel oder nicht.

      »Nein«, sagte Jake und schüttelte den Kopf. »Ich meine ja, es gefällt mir. Es ist … Ich mag es«, murmelte er. Ich erstarrte, als er die Hand hob. Es wirkte, als würde er mein Haar berühren wollen.

      Genau in diesem Moment begann mein Hund, verrückt zu spielen. Noch bevor Jake mich erneut berühren konnte, begann Boo wie wild zu bellen und zu knurren. Dann machte sie einen Satz, direkt auf seinen Schritt zu. Zum Glück ließ Jake mich nicht los. Nur sein Arm um meine Hüften hielt mich einigermaßen aufrecht. Ich hob mahnend einen Finger. »Boo! Nein! Böses Mädchen!«, schimpfte ich. »Wir gehen dem netten Mann nicht an die Kronjuwelen!« Als ich zu ihm aufsah, spürte ich, wie ich rot anlief. »Also … außer, er will das?«

      Scheiße, hatte ich das gerade laut gesagt?

      Ich hatte es laut gesagt. Das wurde mir klar, als ich seinen Gesichtsausdruck erblickte. Man hätte meinen können, ich hätte ihm vorgeschlagen, sich für die Königin von England zu prostituieren. Er nahm seine Hände von mir und murmelte irgendetwas darüber, dass mir ein Eisbeutel und eine Schmerztablette sicher helfen würden.

      Ich klammerte mich ans Treppengeländer, um nicht wieder hinzufallen, während er eilig zu seiner Hütte stürmte. Er verschwand nach drinnen, ließ das Feuerholz einfach in einem unordentlichen Stapel auf seiner Veranda liegen und würdigte mich keines Blickes mehr.

      Ich starrte ihm nach und fragte mich, was zur Hölle sein Problem war. War das so ein typisches, verkrampftes Hetero-Getue? Hoffentlich nicht. Wir waren hier draußen so isoliert, es wäre wirklich scheiße, wenn er homophob wäre.

      Ich funkelte Boo wütend an, immerhin hatte sie den sexy Mann vertrieben. Dann stakste ich nach drinnen. Laut meines Laptops hatte ich einen Anruf meiner besten Freundin Zoey verpasst. Ich schrieb ihr eine Nachricht, dass ich in ein paar Minuten zurückrufen würde. Dann humpelte ich in die Küche, um einen Eisbeutel, Schmerztabletten und eine Flasche Wasser zu holen. Als ich endlich bereit war, sie zurückzurufen, bahnte ich mir meinen Weg an den zwei Klapptischen vorbei, wo ich mir eine provisorische Nähstation aufgebaut hatte. Die Hütte war zwar mit einigen Möbelstücken eingerichtet, doch ich musste mir noch stabilere Tische besorgen, bevor ich richtig mit der Arbeit loslegen konnte.

      Ich machte es mir auf dem großen Sofa gemütlich und wickelte mich in meine Lieblingsdecke. Dann platzierte ich den Laptop auf meinen Knien und startete den Videoanruf.

      Zoey nahm ihn sofort an. Allein bei dem Anblick ihrer wilden, dunklen Locken schossen mir Tränen in die Augen. Ich vermisste sie schon jetzt. Zoey war der Mensch, der mir am nächsten stand. Die einzige Person, der ich mein Leben anvertrauen würde. Wir hatten uns im Büro meines ersten Agenten kennengelernt. Auch wenn ihre Karriere nicht so gut gelaufen war wie meine, waren wir seitdem unzertrennlich. Zumindest waren wir das bis vor Kurzem gewesen. »Hey, Hübscher«, sagte sie mit einem breiten Grinsen. Trotz ihres Lächelns wirkte sie müde. Ich hatte meine beste Freundin viel zu lange nicht mehr persönlich getroffen. Vor meinem Umzug war ich so viel beruflich unterwegs gewesen. Zoey war ebenfalls auf Reisen, um die Familie ihres Freundes kennenzulernen. Zum Glück wollte sie über Weihnachten zu Besuch kommen.

      »Hey, Zo-Zo-Käfer«, sagte ich. »Erzähl mir alles. Es ist, als hätte ich seit Jahren keine Zivilisation mehr gesehen.«

      »Ernsthaft, Schätzchen? Du bist doch erst seit drei Tagen weg, du hast nichts verpasst. Außer, dass ich mir die Zehennägel geschnitten habe. Oh Gott, deine Haare! Sie sind so …«

      »Ich weiß«, sagte ich und fuhr mir durch die kurzen Strähnen.

      Zoey musste wohl zwischen den Zeilen gelesen haben, denn sie lehnte sich näher zur Kamera und flüsterte: »Ich liebe es, Oz. Es passt so gut zu dir.«

      Ich seufzte und nickte. Dann sah ich mich in der Hütte um. »Es ist so still hier«, murmelte ich. »Ich glaube, die Zeit vergeht langsamer. So merkwürdig. Und es ist auch dunkler. Ich wusste nicht, dass Dunkelheit wirklich so … dunkel sein kann. Sehr, sehr dunkel. Du solltest nachts die Sterne sehen.«

      »Oz, pass gut auf Boo auf, ja? Ich habe gehört, dass es da draußen Wölfe und Kojoten und so einen Scheiß gibt. Nicht, dass Boo gefressen wird.«

      Ich sah zu Boo. Sie war auf einen Sessel gehüpft, sah aus dem Fenster und knurrte in Richtung Jakes Hütte. Ihr weißes Fell um den Kopf stand ihr zu Berge wie die Mähne eines sehr kleinen Löwen. Ihr leises Knurren ließ ihren ganzen Körper vibrieren. Sie mochte diesen Jake eindeutig nicht. »Irgendwie habe ich das Gefühl, sie könnte sich schon verteidigen«, meinte ich und lachte. »Sie ist echt knallhart. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie meinem sexy Nachbarn die Kehle durchgebissen. Oder etwas anderes, ein bisschen weiter unten.«

      »Oooh! Ein sexy Nachbar! Erzähl mir alles!«

      Ich konnte im Hintergrund Zoeys blau gestrichene Wände sehen, die ich so gut kannte. Auch die Froschlampe, die ich ihr vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte, konnte ich erkennen. »Total heiß, aber eindeutig hetero«, sagte ich und setzte eine übertrieben düstere Miene auf. »Was allerdings gut ist, denn ich bin schließlich zum Arbeiten hier«, fügte ich hinzu. Wahrscheinlich versuchte ich eher, mich zu überzeugen als Zoey.

      »Es wäre doch kein Problem, tagsüber zu arbeiten und sich nachts mit ihm zu vergnügen, Ozias«, zog sie mich auf.

      »Nein. Diesmal nicht. Ich habe nur ein paar Monate, um meine erste eigene Kollektion von Grund auf zu entwerfen. Wenn ich sie auf der New York Fashion Week vorstellen will, muss ich spätestens Ende Januar fertig sein. Gott, es ist hier drinnen so kalt. Ich habe noch immer nicht kapiert, wie man die Heizung richtig einstellt«, murmelte ich und griff nach einer weiteren Decke. »Ich verstehe ja, dass du arbeiten musst. Aber du solltest dir auch ein bisschen Spaß gönnen. Erzähl mir doch etwas über die Stadt. Wie ist Haven so?«

      Ich verdrehte die Augen. »Weiß ich noch nicht. Ich hatte einen kleinen Unfall mit meinem Auto, bevor ich die Stadt erkunden konnte. Jetzt habe ich Angst davor, nach Haven zu fahren. Wenn ich nicht bald meine Eier wiederfinde, wird mir das Essen ausgehen. Man kann sich hier draußen nichts liefern lassen.« Mir war klar, dass jammern unattraktiv war. Aber Zoey kannte mich. Sie wusste, dass es mir nicht behagte, aus meiner Komfortzone gerissen zu werden. Fremden gegenüber konnte ich eine überzeugende Show abliefern, aber eigentlich verunsicherte es mich, wenn ich mich in neuen Situationen zurechtfinden musste. Ich hatte allerdings schnell gemerkt, dass man das nie jemanden merken lassen durfte. Sonst fielen einem die Leute in den Rücken. Das hatte ich auf die harte Tour gelernt.

      Sie setzte sich auf und lehnte sich näher an die Webcam. »Okay. Wir machen das so. Ich werde dir dabei helfen, Ziele zu stecken. Du hast jetzt lange genug hilflos herumgesessen.«

      Ich konnte nicht anders, als sie zu unterbrechen. »Ich bin verdammt noch mal nicht hilflos! Nimm das zurück!«

      »Ich weiß, dass du nicht hilflos sein willst, deswegen stecken wir ja auch Ziele. Bevor wir morgen telefonieren, musst du drei Dinge erledigen. Erstens findest du heraus, wie die Heizung funktioniert, damit du nicht erfrierst. Das meine ich ernst. Zweitens wirst du mit deinem neuen Auto in die Stadt fahren und Lebensmittel einkaufen. Drittens wirst du in der Stadt einen hübschen Typen finden und ihn mit deinem hinreißenden Lächeln bezaubern. Das Lächeln, mit dem du zig Millionen Dollar verdienst.«

      »Aber Zo, wenn ich mein Laird-Gesicht aufsetze, könnte mich jemand erkennen.« Sogar jetzt krümmte ich mich, als ich meinen bescheuerten Bühnennamen aussprach. Der war damals auf dem Mist des Agenten gewachsen. Gott, wie zur Hölle hatte ich nur jemals denken können, dass dieser Name mysteriös und sexy war? »Ich bin inkognito unterwegs, weißt du noch? Keine Fotos auf Social Media, damit niemand mich nervt. Oder mich zwingen will, wieder vor eine Kamera zu treten.«

      Nun verdrehte Zoey die Augen. »Niemand wird dich mit diesem Haar erkennen, Oz. Vertrau mir. Aber okay. Dann setzen wir dir ein anderes drittes Ziel. Schließe eine neue Freundschaft. Mit jemandem, der nicht weiß, dass du ein berühmtes Supermodel bist. Hier gibt es doch sicher alte Leute, die nicht die Vogue lesen und noch nie eine Armani-Werbung gesehen haben. Fang