Nach 1599 gesellte Polen-Litauen sich Schweden und Dänemark zu im Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Die polnische Beteiligung verband das dortige Geschehen mit noch weiter östlich angesiedelten Entwicklungen, insbesondere der bürgerkriegsartigen „Zeit der Wirren“ im russischen Zarenreich sowie den Krisenherden entlang der polnischen Südgrenzen zu Siebenbürgen, der Walachei und Moldau. Alle drei Ostseerivalen waren durch Heirat und politische Allianzen mit Fürstenhäusern des römisch-deutschen Reiches verbunden, in den Fällen Dänemarks und Polens sogar mit den Habsburgern. Durch wirtschaftliche Interessen bestand zudem eine gewisse Verbundenheit mit westlichen Mächten wie etwa der Republik der Vereinigten Niederlande oder der englisch-schottischen Stuartmonarchie auf den Britischen Inseln. Letztere Verbindung war 1590 durch die Heirat Jakobs VI. von Schottland mit der Prinzessin Anna von Dänemark gefestigt worden.
Von den drei rivalisierenden Mächten war ursprünglich Dänemark die bedeutendste gewesen, hatte es doch seit deren Gründung im Jahr 1397 an der Spitze der Kalmarer Union gestanden, die den gesamten skandinavischen Raum beherrschte. Die Kalmarer Union war eine reine Personalunion gewesen, da Dänemark, Schweden und Norwegen ihre eigenen Reichsräte behalten hatten, in denen die führenden Adligen jedes Landes zusammentraten, um ihre Interessen und die überkommenen Gesetze zu verteidigen.132 Dänemark war außerdem besonders eng mit der römisch-deutschen Reichspolitik verbunden, weil seit 1448 ein Zweig des Hauses Oldenburg den dänischen Thron innehatte, weshalb am Kopenhagener Hof in der Folge Deutsch gesprochen wurde. Die jüngere Linie des Hauses Oldenburg herrschte weiterhin über die kleine norddeutsche Grafschaft Oldenburg (mit dem Fürstbistum Lübeck), während ein weiterer Familienzweig mit Stammsitz auf Schloss Gottorf in Schleswig sich die Herrschaft über die Herzogtümer Schleswig und Holstein mit dem dänischen König teilte. Dabei gehörte Schleswig zum Königreich Dänemark, während Holstein ein Territorium des Niedersächsischen Reichskreises war, was sowohl den dänischen König als auch seinen Gottorfer Vetter zu römisch-deutschen Reichsständen mit Sitz und Stimme im Reichstag machte.
Die Dominanz Dänemarks innerhalb der Kalmarer Union wurde ab 1387 durch die faktische Eingliederung Norwegens in den dänischen Herrschaftsbereich festgeschrieben. Um 1620 herrschten die Oldenburger auf dem dänischen Königsthron über 1,18 Millionen Untertanen, von denen zwei Drittel in Dänemark lebten, der Rest in Norwegen. In Holstein lebten noch einmal 185 000 Menschen unter dänischer Herrschaft, während die Gottorfer in ihrem Anteil des Herzogtums 50 000 Einwohner zählten, in Schleswig noch einmal doppelt so viele. Durch den Besitz der Färöer und Islands kamen noch einige Tausend Seelen dazu, aber im europäischen Vergleich war die Gesamtbevölkerung des dänischen Hoheitsgebiets vergleichsweise klein, entsprach sie doch gerade einmal der Bevölkerung des Königreichs Böhmen. Schweden und Finnland hatten 1620 zusammen 1,2 Millionen Einwohner, dazu noch 250 000 weitere in einigen verstreuten Besitzungen entlang der südlichen Ostsee (von denen gleich noch die Rede sein wird). Wie Dänen und Norweger lebten auch Schweden und Finnen ganz überwiegend in den südlichen Gebieten ihrer Länder; das riesige Landesinnere blieb jeweils so gut wie unbewohnt.
Der Machtkampf im Ostseeraum war nach dem Zerfall der Kalmarer Union in den Jahren 1520–23 ausgebrochen. Damals hatte der schwedische Adel den Herrschaftsanspruch des dänischen Königs zurückgewiesen und seinen eigenen Monarchen proklamiert. Die beiden „Bruchstücke“ der vormaligen Union, Dänemark-Norwegen und Schweden-Finnland, stritten nun untereinander über ihre bilateralen Beziehungen, während im Inneren jeweils Kämpfe um die künftige Regierungsform tobten.
Beide Könige, der dänische wie der schwedische, beanspruchten das Vermächtnis aller drei Kronen (Schweden, Dänemark, Norwegen). Dänemark weigerte sich überdies, den schwedischen Austritt aus der Kalmarer Union zu akzeptieren; noch hatte man in Kopenhagen die Hoffnung nicht aufgegeben, Norwegen wieder unter die dänische Knute zwingen zu können – oder doch zumindest die eigene Stellung als dominierende Macht im Ostseeraum zu behaupten. Der Machtkampf konzentrierte sich auf die westliche Ostsee, insbesondere auf den Öresund – zeitgenössisch schlicht als „der Sund“ bezeichnet –, der den einzigen Ausgang zur Nordsee bot. Auf symbolischer Ebene verlieh man solchen durchaus handfesten Interessen dadurch Ausdruck, dass man um das Recht stritt, das alte Wappen mit den drei Kronen führen zu dürfen. Die anhaltende Rivalität schloss zwar Phasen relativer Ruhe, ja sogar Kooperation nicht aus, führte über die Jahre aber dennoch zu den sechs sogenannten Nordischen Kriegen (1563–70, 1611–13, 1643–45, 1657/58, 1658–60 und 1675–79), bevor sie schließlich in dem letzten, dem Großen Nordischen Krieg der Jahre 1700–21 vollends eskalierte und beide Rivalen so sehr schwächte, dass Russland den östlichen Teil des umstrittenen Gebiets unter seine Kontrolle bringen konnte.133
In der Frühphase des Konflikts hielt Dänemark die südschwedische Provinz Schonen fest in seiner Hand, was den Zugang der Schweden zum Sund auf einen schmalen Streifen Land entlang des Flusses Göta Älv beschränkte, der vom Vänersee in die Nordsee fließt. Diesen Korridor von höchster strategischer Bedeutung sicherte die Festung Älvsborg nahe der heutigen Stadt Göteborg; er sollte ein Zankapfel bleiben, bis die Schweden 1658 die gesamte westliche und südliche Küste des Sundes erobert hatten. Schweden wollte zunächst seine Unabhängigkeit sichern und dann Dänemark von der Spitze vertreiben. Um beide Ziele zu erreichen, mussten die Dänen auch noch von der Nordküste des Sundes vertrieben und das schwedische Königshaus zu europäischer Prominenz gebracht werden.
Reichtum und Macht Dänemarks Weder der schwedische noch der dänische König konnte in den Kriegen, die ihre beiden Länder gegeneinander führten, auf die uneingeschränkte Unterstützung seiner Bevölkerung hoffen. Eine solche Rivalität auf internationalem Niveau erforderte Ressourcen, die der dünn besiedelte Ostseeraum nur mit Mühe aufbringen konnte. Das erzeugte Spannungen zwischen den Monarchen und ihren Untertanen, die sich im Mittelalter, zu Zeiten der eher dezentral organisierten Kalmarer Union, einer weitgehenden Autonomie erfreut hatten. In Dänemark ging Christian III. siegreich aus der „Grafenfehde“ hervor, einem Bürgerkrieg, der von 1534 bis 1536 andauerte und dem König in der Folge eine beträchtliche Autoritätssteigerung gestattete.134 Norwegen und Island verloren ihre Autonomie und wurden unmittelbar dem König unterstellt. Zur Stärkung des Luthertums wurde eine Staatskirche nach dem Vorbild der deutschen lutherischen Landeskirchen eingerichtet. Die katholischen Bischöfe Dänemarks setzte man gefangen, wodurch der einst so mächtige Reichsrat unversehens zu einem Rumpfgremium von etwa 20 weltlichen Ratgebern schrumpfte. Diese wurden gezwungen, den Treueeid auf ein abstraktes Konzept von „Krone“ zu schwören, deren Bedeutung das Leben des einzelnen Königs weit überstieg. Den kirchlichen Grundbesitz, der sich auf etwa ein Drittel des bebauten Landes belief, zog Christian ein. Damit regierte der König nun über gut die Hälfte seines Reiches unmittelbar. Die etwa 2000 Adligen besaßen zusammen rund 44 Prozent des bebauten Landes und blieben somit durchaus einflussreich. Die neue Regierungsform machte Christian ihnen schmackhaft, indem er sie mit größerer Autorität über ihre Pachtbauern ausstattete, die dadurch faktisch zu Leibeigenen wurden. Der Wahlcharakter der dänischen Monarchie blieb – zumindest der Form nach – erhalten, und um Steuern zu erheben oder Kriege zu erklären, musste noch immer die Zustimmung des Reichsrates eingeholt werden.
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