Stalingrad - Die stillen Helden. Reinhold Busch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Reinhold Busch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783990810422
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ein tapferer Seelsorger. Wenn er einen Soldaten getroffen stürzen sah, war er alsbald bei ihm. Unser General Hube, hervorragend begabt, war zwar kein besonderer Freund der Kirche, hatte aber vor solcher Tapferkeit höchsten Respekt. Sein warmer Händedruck bezeugte es. Wie konnten wir diesen Krieg noch verantworten? Peter Mohr sprach es einmal so aus: Immer sind es unsere tapferen Landser, die für die Sünden ihrer Politiker büßen müssen! Deshalb war Mohr ein besonderer Freund der Landser, wie sie auch ihn überaus schätzten.

      Selten, daß General Hube an einem Verbandplatz vorbeifuhr. ‚Bei der Rotkreuzflagge halten,‘ lautete sein Befehl. Auch Ärzte und vor allem Verwundete brauchten ein ermutigendes Wort des Kommandeurs in kritischer Lage! Unser einarmiger General wußte aus eigenem Leid, was ein Verbandplatz und ein gutes Wort für einen Verwundeten bedeuten konnten. Daher sein kameradschaftlicher Handschlag für Dr. Weber, einen Gefreiten oder einen Verwundeten, sobald es seine Zeit als Kommandeur erlaubte. Sein Blick streifte auch über die vielen Gräber neben dem Verbandplatz. Ob er an seinen gefallenen Sohn dachte und daran, daß der Krieg bald ein Ende nehmen würde? Überaus dankbar war Dr. Weber auch für die Besuche von Divisionsarzt Dr. Gerlach.

      Nicht immer konnten Pfarrer Mohr und ich bei unseren beiden Sanitätskompanien bleiben, denn wir durften ja auch die Truppe nicht vergessen. Welche Freude, wenn wir auch in den vorderen Gräben auftauchten oder in einem Erdbunker! Jedes Mal aber gab uns Dr. Paal ein Handzeichen, und das besagte: Der Verwundete dort braucht ein seelsorgerisches Wort! So arbeiteten Seelsorge und Medizin im Krieg eng zusammen, ein gutes Beispiel auch für die heutige Zeit. Pfarrer Mohr stand Dr. Weber und seinen Mannen in Stalingrad und während der ganzen Gefangenschaft von 5 ½ Jahren mit glaubender Zuversicht zur Seite.“

       Schwere Mängel bei der Versorgung der 6. Armee

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       Dr. Günther Diez (links)

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       Die 1. San.Kp. 305 bei der Durchquerung eines Baches

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       Die 1. San.Kp. 305 in der Donsteppe

      Die Winterbekleidung war im Kessel oder in der Nähe des späteren Kessels von Stalingrad angekommen, und Mitte November waren unsere Lastwagen hingefahren und wollten die Winterbekleidung in Empfang nehmen. Die wurde ihnen nicht ausgehändigt – es fehlte der Verteilerschlüssel, d. h., sie wußten nicht, wie viel. Merkwürdigerweise fuhren unsere Lastwagen zurück, und vier Tage später wurde das Bekleidungslager angezündet und verbrannt, damit es nicht der Roten Armee in die Hände fiel! Das bedeutete, daß wir auch im zweiten Winter nur sehr wenig Winterbekleidung hatten.

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       Dr. Hans Dibold, der Autor von „Arzt in Stalingrad“