Uriel. Tanya Carpenter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tanya Carpenter
Издательство: Bookwire
Серия: L. A. Vampires
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9789925331727
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düsteres Funkeln in den Augen mit einem schiefen Grinsen. »Ist ein kleines Hobby von mir«, fuhr er ungerührt fort, ehe er eine möglichst ernste Miene aufsetzte. »Wussten Sie eigentlich, dass Sie ein ernstes Problem mit unerklärlichen Frauenverlusten in Ihrem Sanatorium haben. Die sind auf einmal nicht mehr da. Von heut auf morgen. Keine Entlassung, keine Todesursache, nicht mal eine Leiche, einfach weg.« Zur Bekräftigung seiner Umschreibung schnippte er mit den Fingern.

      Whigfield schien ebenfalls nicht in der Stimmung für Spielchen, daher gab er sich weder betroffen noch ahnungslos, sondern baute sich nur noch drohender vor Proud auf. Hatte der Kerl eigentlich eine Ahnung, wer ihm hier gegenübersaß? Oder verspürte er Todessehnsucht, dass er ausgerechnet einen Todesengel einzuschüchtern versuchte. Vermutlich hatte er einfach schon zu lange mit Gefallenen zu tun, um sich so was wie Angst noch leisten zu können.

      »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich habe so eine Ahnung. Wie dem auch sei, es spielt keine Rolle. Verschwinden Sie und vergessen Sie ganz schnell wieder, was Sie meinen in diesem Computer gefunden zu haben. Verstanden?«

      Das versprach ja richtig amüsant zu werden. Proud hatte so was schon viel zu lange vermisst, und ihm war nach ein wenig alter Bosheit.

      Langsam erhob er sich und trat einen Schritt auf Whigfield zu. Er überragte den Doktor um mehr als Haupteslänge, was diesen jedoch nicht zurückweichen ließ. Proud beugte sich vor und senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern.

      »Wissen Sie, ich hab’s nicht so mit Autoritäten. Ist wohl genetisch bedingt bei mir. Also lassen wir doch diese ganze »ich-weiß-was-das-du-nicht-weiß« und »steck-deine-Nase-nicht-in-meine-Angelegenheiten« Scheiße und reden Klartext.« Für Sekunden ließ er sein Azrae-Ich hervortreten, was bedauerlicherweise ohne Effekt blieb. Vielleicht war der Kerl einfach kurzsichtig. Oder reaktionsverzögert.

      Whigfield schwieg, bedeutete Proud jedoch mit einer Geste, fortzufahren.

      »Ich habe Sie gesehen, Whigfield. Im St. Johns. Und ich weiß, dass Landon inzwischen vermutlich nur noch zum Blumendüngen taugt. Worüber zur Hölle haben Sie geredet? Was hat ihn zu so einem Sicherheitsrisiko gemacht, dass Sie ihn gleich in den Ofen werfen mussten?«

      Auch der Klinikleiter bediente sich eines schiefen Grinsens.

      »Ich denke nicht, dass Sie das etwas angeht. Auch für Sie wäre es gesünder, sich hier rauszuhalten.«

      Falsche Antwort. Aber Proud hatte heute seinen guten Tag. Er war bereit, dem Doktor eine zweite Chance zu geben. »Na gut, dann sagen Sie mir, vor wem Landon solch eine Angst hatte. Ging es um Greco? Um Magnus? Oder um Lazarus?«

      Er hoffte, dass einer dieser Namen dem Mediziner eine Reaktion abverlangte. Der besaß jedoch ein perfektes Pokerface. Noch immer wich das Lächeln nicht von Whigfields Gesicht. So kalt, dass es Jack the Ripper Ehre gemacht hätte. Absolut nicht zu durchschauen. Was zur Hölle fand dieser Kerl nur so komisch?

      »Sie haben rein gar nichts verstanden. McLean, nehme ich an? Mir ist es egal, welcher von den beiden. Der einzige Grund, warum ich nicht schon längst den Sicherheitsdienst gerufen habe – und der hat Erfahrung mit Leuten wie Ihnen – ist, dass Sie sich bedauerlicherweise unantastbar gemacht haben. Das schützt Sie hier, wird Ihnen an anderer Stelle aber wenig nutzen. Sie wollen wissen, wer dahintersteckt? Niemand und jeder, Mr. McLean. Alles ist miteinander verbunden. Das werden Sie auch noch lernen.«

      Selten jemanden gehört, der mit so vielen Worten so wenig sagte. Und diesem Arsch machte das offenbar auch noch Spaß.

      »Hören Sie, ich bin nicht so der Rätselknacker, also noch mal: Lassen Sie uns Klartext reden. Was heißt, es ist alles miteinander verbunden?«

      »Sie stellen zu viele Fragen. Lassen Sie es und verschwinden Sie. Sie werden früh genug erfahren, was Sie wissen müssen, der Rest geht Sie einen feuchten Dreck an.«

      Auf die nette Tour kam man bei dem Kerl offenbar nicht weiter. Immerhin hatte er es versucht. Selbst Beth konnte Proud also keinen Vorwurf machen, wenn er die Sache anders regelte. Denn ja, er hatte Fragen. Und er wollte Antworten. Punkt!

      Whigfield hatte keine Chance zu reagieren, als Proud ihn packte und so hart auf den Schreibtisch knallte, dass es vernehmlich knirschte, was nicht allein mit der zerbrochenen Tastatur zusammenhing, wie das schmerzhafte Keuchen des Mediziners bewies. Erneut ließ er den Azrae nach außen treten, diesmal nicht nur für einen Wimpernschlag und siehe da, so ganz furchtlos war Whigfield offenbar doch nicht.

      »Sie hatten Ihre Chance, diesen Abend gemütlich ausklingen zu lassen«, knurrte Proud. »Zu schade, dass Sie die nicht genutzt haben. Ich weiß nicht, wie gut sie über uns Bescheid wissen, aber ich hätte gerade nichts gegen einen kleinen Mitternachtssnack einzuwenden, und wenn Sie diese Rolle nicht einnehmen wollen, sollten Sie mir dringend ein paar Antworten auf meine ach so lästigen Fragen geben.«

      Proud spürte das Aufbegehren unter seinen Händen, das völlig sinnlos war. Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er Whigfield hinterher töten sollte, aber vorher wollte er auf jeden Fall ein paar Informationen.

      Es war fast zu einfach, in den Verstand des Mannes einzudringen, nachdem die Fronten einmal geklärt waren. Egal, mit wem er im Bunde stand, es wäre zu erwarten gewesen, dass derjenige seine Untergebenen besser schützte. Vielleicht waren Uriel aber auch einfach zu arrogant und konnten sich nicht vorstellen, dass ihnen jemand ans Bein pinkelte.

      »Was ist mit den Frauen passiert?«

      Die Antwort kam zögernd. Zumindest kämpfte Whigfield gegen die Manipulation an. »Sie wurden … gebraucht …«

      »Wofür?«

      »… Forschung … Zucht…programm.«

      »Ja, das wissen wir schon. Danach hat man sie hierhergebracht. Aber warum sind sie verschwunden?«

      »Zucht…programm«, wiederholte Whigfield nur.

      Ein weiteres Zuchtprogramm? Mit Beth’ Mutter? Hieß das etwa …?

      »Wo ist Deborah Lornham?«

      Whigfield kämpfte stärker. Er schwieg. Okay, nur ein kleiner Vorgeschmack. Ein Schlückchen in Ehren sozusagen, um dem Kerl klarzumachen, wie ernst seine Lage war.

      Proud unterdrückte Whigfields Aufschrei, als er ihm seine Fänge in die Kehle schlug, indem er ihm die Hand auf den Mund presste. Das Herz des Mannes raste. Mochte er sich nach außen hin cool geben, innerlich war er nicht minder in Panik wie Landon und Proud war nicht so arrogant zu glauben, dass allein er das bewirkte. Er beließ es bei wenigen Schlucken und hoffte, dass das Blut auf seinen Lippen seine düstere Wirkung noch verstärken und sein Opfer gesprächiger machen würde. Er erhöhte die Gedankenkontrolle und presste den Doktor fester auf die Tischplatte. »Wo ist sie? Wo ist Deborah Lornham?«

      Der Mediziner würgte, als wollten die Worte nicht durch seine Kehle.

      »Wo?«, schrie Proud.

      »Tot.«

      In der Stille, die auf dieses Wort folgte, konnte man die Plastiksplitter der zerborstenen Tastatur hören, die sich Millimeter für Millimeter in Whigfields Rücken bohrten. Sagte er die Wahrheit? Auf jeden Fall war sie garantiert nicht hier gestorben.

      Er konnte keine Lüge in der geweiteten Iris des Arztes erkennen. Auch nicht, als er nach dem Ort ihres Todes fragte. Whigfield wusste nichts darüber. Er hatte zugelassen, dass sie geholt wurde, wie viele andere auch, und nie wieder danach gefragt, was mit ihnen geschehen war.

      »Was ist mit den Frauen aus dem Klub? Diesem neuen Zuchtprogramm. Welchem Zweck diente es?«

      »Eine neue Rasse. Wenn die Nephilim versagen. Oder wenn sie siegreich sind.«

      Drehte der Kerl durch? Das ergab keinen Sinn. Oder vielleicht doch. Es traf Proud wie ein Blitz.

      Talos.

      Die Riesen der Apokalypse.

      Aber das konnte nicht sein. Diese Wesen waren reine Fiktion. Allerdings hatten sie das über den Rest der Prophezeiung auch einmal gedacht.

      »Wie