DIE AKTE NOSTRADAMUS (Project 6). Alex Lukeman. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alex Lukeman
Издательство: Bookwire
Серия: Project
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958355323
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Wo Wasser mit Gold aufgewogen

       Birgt eine kleine Burg unbezahlbare Schätze

       Ein Kreuz und eine Kuppel weisen den Weg

       Doch hüte dich vor dem roten Reiter

      

      »Das ist alles?«, fragte Harker.

      Selena nickte. »Manches davon ist eindeutig. Die goldenen Cherubim entsprechen der biblischen Beschreibung der Bundeslade. Ich weiß jedoch nicht, was er mit die Himmel erzittern lassen meint. Der fahle Ritter bezieht sich natürlich auf den ersten der vier Reiter der Apokalypse.«

      »Ah, wie in Pale Rider mit Clint Eastwood«, sagte Lamont. »Den hab ich gesehen. Guter Film.«

      Alle sahen ihn an.

      »Was ist?«

      Harker seufzte. »Fahren Sie fort, Selena.«

      »Der rote Reiter steht für Krieg. Er ist der zweite der vier apokalyptischen Reiter.«

      »Nostradamus war eine echte Frohnatur, oder?«, scherzte Lamont.

      Selena ignorierte ihn. »Das Land Moab liegt im heutigen Jordanien. Moses stand dort auf dem Berg Nebo, als Gott ihm das Gelobte Land zeigte. Ich weiß jedoch nicht, von welchen fünf Zeichen er spricht, oder wer mit dem Hirten gemeint ist. Nostradamus spricht jedoch von schlimmen Dingen, die passieren werden, wenn man das Rätsel nicht löst. Vielleicht sind wir damit gemeint.«

      »Dann befindet sich die Bundeslade auf dem Berg Nebo?«, fragte Stephanie.

      Ihre Stimme klang sanft. Sie trug einen dunkelblauen Rock und eine Bluse. Große goldene Ringe hingen an ihren Ohren. Ihre braunen Augen erinnerten Nick immer an ein Reh. Anders als ein Reh trug Steph jedoch eine Pistole in einem Holster an ihrer Taille, und wusste auch, sie zu benutzen. Sie hatte eine schnelle Auffassungsgabe und war ein Genie im Umgang mit Computern.

      »Ich glaube nicht, dass sie immer noch auf dem Berg Nebo ist, wenn sie es je war«, sagte Selena.

      »In den falschen Händen könnte die Bundeslade ernsthafte Probleme verursachen«, sagte Harker. »Die echte Bundeslade könnte einen Flächenbrand im Mittleren Osten auslösen. Wenn sie wirklich existiert, müssen wir sie finden.«

      »Glauben Sie wirklich, dass sie von so großer Bedeutung ist?«, fragte Lamont.

      »Die Bundeslade gilt in den drei größten westlichen Religionen als heilig. Natürlich ist sie von Bedeutung. Sie könnte einen Krieg auslösen. Der Mittlere Osten steht bereits jetzt kurz davor, zu explodieren. Da ist die Wahl in Israel, die Probleme in Syrien, die Kriegsrhetorik aus dem Iran. Die Entdeckung der Bundeslade könnte dann der letzte Funken sein. Das muss der Grund sein, weshalb man diese Leute wegen des Manuskripts ermordete.«

      Sie tippte mit ihrem Stift auf und dachte nach. »Wenn wir eine Ahnung hätten, wo wir suchen müssen, würde ich das Team losschicken.«

      »Sie wollen uns auf die Jagd nach der Bundeslade schicken?«, fragte Nick. »Sehe ich für Sie wie Harrison Ford aus?«

      »Mit dem richtigen Hut …«

      Alle lachten.

      »Bekomme ich auch eine Peitsche?«

      »Nein. Sie bekommen eine Sig .40. Ich will, dass Sie alle das Modell wechseln. Die Waffen liegen bereits in der Waffenkammer bereit. Ich weiß, dass Sie Ihre .45er lieben, Nick, aber ich will, dass wir alle die gleichen Waffen tragen. Wir müssen das vereinheitlichen.«

      »Ich würde lieber bei meiner H&K bleiben.«

      »Darüber wird nicht weiter diskutiert. Wenn Sie Ihre .45 behalten wollen, dann nehmen Sie sie als Zweitwaffe.« Sie fixierte ihn mit einem ihrer Legen-Sie sich-bloß-nicht-mit-mir-an-Blicken. Er beschloss, es vorerst dabei bewenden zu lassen.

      »Wo sollen wir Ihrer Meinung nach mit der Suche beginnen?«

      »Jordanien. Begeben Sie sich zum Berg Nebo und finden Sie die fünf Zeichen.«

      »Ich sollte die Übersetzung des Manuskripts vollenden, bevor wir irgendwohin gehen«, sagte Selena.

      »Wie lange wird das dauern?«

      »Ich weiß nicht. Steph und ich werden sofort daran arbeiten, wenn wir hier fertig sind.«

      Harker sah sie an. »Sie erwähnten, dass einige der Quatrains fehlen.«

      »Das ist richtig.«

      »Könnte Bertrand sie besessen haben?«

      »Wenn er sie hatte, wieso hat er sie mir dann nicht zusammen mit dem Rest geschickt?« Selena strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

      »Du hast mir erzählt, dass er paranoid gewesen ist«, sagte Nick. »Er könnte das Manuskript aufgeteilt haben und einen Teil an dich und einen anderen an jemand anderes geschickt haben.«

      »Vielleicht befindet er sich auch noch in seinem Laden.«

      »Die Polizei hat den gesamten Laden durchsucht«, sagte Harker. »Sie haben nichts dergleichen gefunden.«

      »An wen hätte er den Teil sonst noch schicken können?«, fragte Ronnie. »Familie vielleicht? Oder ein Anwalt?«

      »Er besaß einen Anwalt. Aber keine Familie.«

      Harker notierte sich etwas. »Wie heißt der Anwalt?«

      »Ich habe ihn nur einmal getroffen.« Selena runzelte die Stirn und versuchte sich an den Namen zu erinnern. »Durand, so hieß er. Jacques Durand. Er lebt ebenfalls in Paris.«

      »Mal sehen, ob wir ihn finden können«, sagte Harker. Sie zog eine verborgene Tastatur aus ihrem Schreibtisch und tippte auf eine Taste. Der Wandmonitor erwachte zum Leben. Sie tippte die Worte Jacques Durand, Anwalt und Paris in das Google-Suchfenster ein.

      Der erste Treffer war eine Schlagzeile. Französischer Mafia-Anwalt tot aufgefunden.

      Harker klickte auf den Link. Es war ein Zeitungsartikel vom gestrigen Tag. Durand war bis spät in seinem Büro gewesen und dort von jemandem umgebracht worden. Sein Büro hatte man verwüstet. Die Polizei untersuchte den Fall. Durand hatte in der Vergangenheit immer wieder Mitglieder der Unione Corse vertreten. In dem Artikel wurde über eine mögliche Verbindung zu Marcel Sartis Tod spekuliert und die Vermutung geäußert, dass nun ein Bandenkrieg begonnen haben könnte.

      »Da denkt noch jemand so wie wir«, sagte Nick. »Das kann kein Zufall sein. Sie suchten nach dem Manuskript.«

      »Ich frage mich, ob der Anwalt den anderen Teil besaß«, sagte Elizabeth. »Sofern es diesen gibt.«

      Nick zog an seinem linken Ohr, wo eine chinesische Kugel ihm den größten Teil seines Ohrläppchens abgerissen hatte. Sein Ohr war seitdem zu seinem eingebauten genetischen Frühwarnsystem geworden. Es juckte und brannte, wenn es brenzlig zu werden begann. Die anderen wussten das. Er bemerkte die Blicke, die sie ihm zuwarfen.

      »Juckt nur«, sagte er.

      »Ich wünschte, du würdest das lassen, wenn es nicht gerade zählt«, sagte Lamont.

      »Ich soll es einfach jucken lassen?«

      »Immer noch besser, als alle anderen zu beunruhigen.«

      »Das reicht, Lamont.« Harker griff nach ihrem Stift. »Selena, wo könnten sich die fehlenden Teile noch befinden, wenn sie der Anwalt nicht besaß?«

      »Jean-Paul gehörte ein Landhaus in der Provence, im Süden Frankreichs. Ich glaube, es gab eine Haushälterin, die sich darum kümmerte, wenn er nicht da war.«

      »Er könnte es an seine eigene Adresse geschickt haben«, sagte Ronnie. »Das wäre den Cops nicht aufgefallen, als sie seine Kurierdienste überprüften.«

      Harkers Intuition schlug Alarm. Selten hatte sie diese getrogen. Niemand außerhalb des PROJECTS wusste, dass sie manchmal wichtige Entscheidungen