DIE AKTE NOSTRADAMUS (Project 6). Alex Lukeman. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alex Lukeman
Издательство: Bookwire
Серия: Project
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958355323
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SIG-Sauer am Kolben mit Daumen und Zeigefinger heraus und legte sie auf die Veranda. Selena folgte seinem Beispiel.

      »Sehr gut. Und jetzt hoch mit Ihnen. Die Hände bleiben hinter dem Kopf.«

      Langsam standen sie auf.

      »Treten Sie die Waffen von sich weg.«

      Sie gaben den Waffen einen Tritt, sodass diese von der Terrasse schlitterten. Die Putzfrau ließ den Lauf ihrer Maschinenpistole sinken und verschwand hinter den anderen. Die beiden Männer betraten die Terrasse. Der Untersetzte hielt Plastikfesseln in der einen Hand, seine Pistole in der anderen.

      »Umdrehen«, befahl der Große. »Die Hände hinter den Rücken.«

      Sie treten sich um. Der kleine Mann kam näher.

      Selena reagierte als Erste. Sie wirbelte herum und trat ihm die Pistole aus der Hand. Ein Schuss löste sich dabei und ließ kreischend einen erschrockenen Schwarm Vögel in den Himmel aufsteigen. Mit der Handkante hieb sie gegen seinen Hals, härter, als sie es beabsichtigte. Etwas gab unter dem Schlag nach.

      Der große Mann hatte nicht mit Gegenwehr gerechnet. Für einen Sekundenbruchteil war er wie erstarrte. Doch das genügte.

      Nick schob mit einer fließenden Handbewegung seinen Arm mit der Pistole beiseite und schob sich an ihn heran. Die Pistole feuerte in den Boden. Er trieb seine Faust tief in die Kehle des großen Mannes, ein tödlicher Treffer gegen den Kehlkopf. Die Putzfrau riss ihre Waffe nach oben. Der Mann krallte nach seiner Kehle und versuchte zu atmen. Sein Gesicht lief purpurn an. Nick stieß ihn von der Terrasse und gegen die Putzfrau, als diese auf ihn zu feuern begann, und benutzte ihn so als menschliches Schutzschild. Die Kugeln bohrten sich in seinen Rücken. Die Frau fiel nach hinten und beide Männer auf sie. Nick zielte an dem toten Mann vorbei und rammte der Frau seine Faust ins Gesicht. Dann hob er den Arm noch einmal und ließ die Faust gegen ihr Nasenbein krachen. Es brach. Sie beschimpfte ihn schreiend, versuchte mit ihrer Maschinenpistole auf ihn zu zielen und schoss in die Luft. Er traf sie erneut, mit einem schweren Schlag. Sie verstummte.

      Auf der Terrasse lag tot der zweite Mann. Nick rappelte sich auf.

      »Mali?«, fragte Selena.

      »Vielleicht nicht genauso. Aber du wusstest, was ich meine.«

      In Mali waren sie auf der Straße angegriffen worden. Selenas Kampfsportkünste hatten ihnen damals das Leben gerettet.

      »Ja, das habe ich.«

      »Hattest du vor, ihn zu töten?«, fragte er.

      »Nein. Aber er bettelte förmlich darum.«

      Sie hatte sich sehr verändert, seit Nick sie das erste Mal traf. Zwei Jahre im Dienste des PROJECTS hatten einen Großteil ihrer Bedenken ausgeräumt, anderen Menschen wehzutun, die das Gleiche mit ihr vorhatten. Es war eine Frage des Überlebens. Man durfte nicht zögern. Der zweite Mann hatte gezögert, und deshalb lag er jetzt tot vor ihnen.

      »Wir sollten besser verschwinden«, schlug Nick vor.

      »Sollten wir nicht weitersuchen?«

      »Wenn etwas hier war, haben sie es bereits gefunden.«

      »Und was ist mit ihr?«

      Die Putzfrau war bewusstlos, ihr Gesicht blutverschmiert.

      »Sie kann hier aufräumen.«

      Sie stiegen in ihren Wagen und fuhren davon.

      Kapitel 9

      Nick träumte.

       Er ist wieder in dem Dorf, wo ein Kind sterben wird. Auf der rechten Seite befinden sich die Häuser mit den flachen Dächern, die sich für seine Marines in Plattformen des Todes verwandeln würden. Auf der linken Seite noch mehr dieser Häuser und ein Flickenteppich aus wackligen Hütten und herunterhängenden Stofffetzen, die einen Markt darstellen sollen. Fliegen surren in Schwärmen um das Fleisch, das im Stand des Metzgers hängt.

       Er hört ein Baby weinen. Er hört immer ein Baby weinen, irgendwo in einem dieser Häuser. Ein leises, angsterfülltes Jammern. Die Straße ist verlassen.

       Dann tauchen die Feinde auf den Dächern auf und eröffnen das Feuer, so wie immer. Die Marktbuden verwandeln sich in einen Feuersturm aus Holzsplittern, und Putz und Mauerwerk explodieren aus den Wänden der Gebäude, so wie immer.

       Ein Kind stürmt aus einem der Häuser und schreit, dass Allah groß sei. Der Junge kann nicht älter als zehn oder elf Jahre sein. Er reißt seinen Arm zurück und wirft eine Granate. Nicks Gewehr zuckt gegen seine Schulter, feuert eine 3-Schuss-Salve ab, und das Gesicht des Jungen verschwindet in einer Wolke aus Blut. Die Granate fliegt wie in Zeitlupe durch die Luft … und dann wird alles weiß …

      »Nick!«

      Selenas Stimme weckte ihn auf. Sie befanden sich in ihrem Hotelzimmer in Paris. Er setzte sich auf. Sein Herz klopfte so stark, als wollte es durch seinen Brustkorb brechen. Er wischte sich mit der Hand über sein Gesicht, rieb sich die Augen. Die Träume kehrten seit der Attacke auf das alte PROJECT-Hauptquartier nun häufiger zurück. Immer wieder eine Variation jenes Tages, an dem er beinahe ums Leben gekommen wäre. Jener Tag, an dem er ein Kind erschoss.

      Selena stand nackt neben dem Bett. Sie sah nicht besonders glücklich aus.

      »Wieso liegst du nicht im Bett?«

      »Du hast im Schlaf um dich geschlagen und mich getroffen. Ich bin dir ausgewichen.«

      »Oh verdammt. Tut mir leid.«

      »Du musst etwas dagegen unternehmen. Es wird immer schlimmer. Darüber haben wir schon gesprochen. Du musst dir helfen lassen.«

      Nick schwieg.

      »Ich weiß, dass du nicht mit einem Therapeuten sprechen willst. Aber du musst es tun. Für uns beide. Du musst jemanden aufsuchen.«

      »In Ordnung. Ich denke darüber nach.«

      Sie setzte sich auf die Bettkante. »Versprich es mir, Nick. Versprich mir, dass du dir helfen lässt.«

      »Ich sagte, ich werde darüber nachdenken.«

      »Versprich es mir.«

      In ihrer Stimme lag eine unausgesprochene Warnung.

      »Okay«, versicherte er ihr. »Ich mach’s. Wenn wir wieder zurück sind.« Er sah auf die Uhr. »Es ist noch zu früh, um aufzustehen.«

      Sie rückte an ihn heran. »Wir müssen noch nicht aufstehen.«

      Sie berührte sein Gesicht, strich mit den Fingern über seine Bartstoppeln.

      »Ich glaube nicht, dass ich wieder einschlafen kann.«

      »Wir brauchen ja nicht zu schlafen.«

      Selena ließ ihre Hand an seiner Seite hinuntergleiten und spürte die alten Narben, die Vermächtnisse der Kriege, die seinen Körper bedeckten.

      »Außerdem muss ich nicht mehr in Deckung gehen, wenn du nicht schläfst.«

      Er sah in ihre Augen, spürte die weichen Rundungen ihrer Hüften.

      Später schliefen sie noch einmal ein.

      Kapitel 10

      Nick und Selena nahmen eine Maschine der Air France von Paris nach Amman in Jordanien, mieteten sich am Flughafen einen Landrover und fuhren zur amerikanischen Botschaft. Harker hatte dafür gesorgt, dass die Botschaft in Paris sie mit Waffen ausstattete. Einer jener Fälle, in denen sich Diplomatengepäck als nützlich erwies.

      Sie nahmen die Waffen an sich und fuhren zu ihrem Hotel. Es befand sich auf dem höchsten Berg in Amman und bot einen spektakulären Ausblick über die Stadt. Hohe romanische Säulen stützten die Fassade. Eine Reihe von Palmen säumte die Straße vor dem Hotel. Die