Harmless - Arglos. Nicole Edwards. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nicole Edwards
Издательство: Bookwire
Серия: Pier 70
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238367
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Brust wurde weit und Hitze schoss in seine Nebenhöhlen, als die Tränen ihn überwältigten.

      Das Nächste, was er wusste, war, dass Cams Arme ihn umfingen und Roan wie ein Baby heulte. Er hasste es, dass er sich nicht zusammenreißen konnte. In ihrer Kindheit hatte Cam Roans Schwester nahegestanden und er verspürte wahrscheinlich den gleichen bohrenden Schmerz, den er empfand.

      »Ich muss meinen Dad anrufen«, merkte Roan an, wich zurück und wischte sich über die Augen.

      »Ich rufe ihn an, Roan.« Cams Stimme klang stark und fest. Er übernahm die Führung und Roan war dankbar dafür. »Ich denke, du und das Baby solltet heute bei uns übernachten.«

      Roan nickte, während eine Träne von seiner Wange und auf seine Hand tropfte. Erst heute Morgen hatte er Cassie angefahren, weil sie völlig unausstehlich gewesen war. Während der vergangenen fünf Monate hatte Roan bei ihr gewohnt, auf ihrer Couch geschlafen, war in ihren Privatbereich eingedrungen und hatte versucht, sie von den Drogen wegzubekommen. Seit sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger war. Er hatte versucht, für sie da zu sein, versucht, ihr durch die schwere Zeit hindurchzuhelfen. Sie hatten sich jeden verfluchten Tag über den gleichen Mist gestritten. Sie wollte ihn nicht dahaben, er wollte nicht hier sein. Sie hasste ihn, er hasste sie mehr. Es war ein Teufelskreis und obwohl vieles von dem, was er gesagt hatte, nicht stimmte, hatte sie ihn einfach an seine Grenzen gebracht.

      Entzugskliniken hatten sie angenommen, nur um sie gleich wieder gehen zu lassen, weil sie sich weigerte, sich einer Behandlung zu unterziehen, dann streitlustig geworden war und die anderen Patienten verstört hatte. Sie hatte keine Hilfe gewollt.

      Nicht von ihm. Nicht von ihrem Vater. Von niemandem.

      Und wohin hatte sie das gebracht?

      Sie war mit neunundzwanzig gestorben. Sie würde ihren nächsten Geburtstag in nur drei Wochen nicht mehr erleben.

      Sein Vater und seine Stiefmutter würden am Boden zerstört sein. Und seine Schwester Eva auch.

      Zum Teufel, vielleicht auch nicht. Keiner von ihnen hatte auch nur einen Finger gerührt, um Cassie zu unterstützen. Monatelang. Zuerst hatte seine Stiefmutter versucht zu helfen, doch Lydia war es müde geworden, die nötige Kraft aufzubringen, um sich mit Cassie auseinanderzusetzen. Es war letztlich nur noch Roan übrig. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als seine Nase in Dinge zu stecken, die ihn nichts angingen, weil er nicht gewollt hatte, dass…

      … das hier passierte.

      »Roan«, sagte Cam leise. »Lass uns ein paar von Liams Sachen zusammenpacken.«

      Er bemerkte Cams festen Griff an seinem Arm und rang sich einen Schritt nach vorne ab. Dann noch einen. Ihm fiel es schwer, all die Gefühle zu verarbeiten. Er war wütend auf Cassie, die jede Hilfe abgelehnt hatte. Sie hatte darauf bestanden, es allein zu schaffen. Jetzt, da sie Liam hatte, gäbe es etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Das hatte sie ihm zumindest erzählt.

      Es brach ihm das Herz, dass er sie nicht hatte aufhalten können. Aber schlimmer noch als das zerfraßen ihn die Schuldgefühle. Doch er konnte die Erleichterung, die er gleichzeitig empfand, nicht leugnen. Er wusste, dass es falsch war, weil es egoistisch war, aber er hatte so viel Zeit mit dem Versuch verbracht, ihr zu helfen, und war deswegen beschimpft – und manchmal sogar körperlich angegriffen – worden. Cassie war nicht sie selbst gewesen. Die Drogen hatten sie zu jemandem gemacht, den keiner von ihnen wiedererkannte.

      Aber jetzt hatte sie Ruhe gefunden. Sie musste nicht länger gegen die Sucht ankämpfen.

      Als Cams Arme sich erneut um ihn schlossen, wehrte sich Roan gegen einen erneuten Zusammenbruch. Er versuchte, sich aus Cams Umarmung zu befreien, doch er konnte es nicht, also gab er auf und ließ sich von seinem besten Freund versichern, dass sie das gemeinsam durchstehen würden.

      Drei

      Seg saß auf seiner Couch und zappte durch die Kanäle, als er sein Handy summen hörte. Er beugte sich vor, schnappte es sich vom Tisch und hoffte inständig, dass es Roan war, der auf seine Nachricht mit einem Anruf antwortete und sich gerne auf ein Bier mit ihm treffen würde. Nur war das Wunschdenken und Seg wusste, dass er es nicht sein würde. Sein Glück hatte sich heute Abend auf dem Eis bereits erschöpft.

      Er warf einen Blick auf das Display.

      Nope. Nicht Roan.

      Mom.

      Sie rief ihn immer nach einem Spiel an und er hatte schon darauf gewartet.

      »Hey, Ma.«

      »Hast du das Spiel heute Abend gesehen?«, wollte sie aufgeregt wissen. »Es war wundervoll! Absolut wundervoll!«

      »Ich hab's gesehen«, versicherte er ihr schmunzelnd. »Ich war da.«

      »Ich weiß, dass du da warst, Schatz. Und es war unglaublich. Marjorie ist so neidisch, ich sag's dir. Sie ist so stolz auf dich, dass sie jetzt einen eigenen Hockey-Sohn haben will.« Seine Mutter kicherte. »Sie ist hergekommen, um es mit mir zusammen zu schauen. Ich bin auf und ab gehüpft und habe geschrien wie eine Verrückte. Ich habe sogar das Popcorn umgestoßen. Ich dachte, sie würde gleich Sauerstoff brauchen, so schockiert war sie. Man möchte meinen, dass sie sich mittlerweile daran gewöhnt hätte.«

      Seg kannte seine Mutter. Sie war von Natur aus schon sehr lebhaft, selbst wenn es sich nicht um Hockey drehte, aber wenn es das tat… Er konnte sich vorstellen, dass ihre beste Freundin Marjorie völlig aufgelöst war. So war Debra Seguine eben. Sie war unfassbar stolz auf ihn – und er hatte so verdammt großes Glück mit ihr.

      »Ich weiß nicht, ob Marj noch mal vorbeikommt, um weitere Spiele mit mir zu schauen.« Sie klang irgendwie erleichtert, was ihn zum Lachen brachte. Wenn man bedachte, wie viel Marjorie schon über sich hatte ergehen lassen, bezweifelte er stark, dass das der Fall sein würde.

      »Ich vermute, das war auch der Plan?«

      »Natürlich nicht.« Ihr Lachen war heiser und reizend und klang nur ein kleines bisschen verschmitzt.

      »Ma, du bist böse.«

      »Als wüsste ich das nicht, Schatz. Das habe ich von deinem Vater. Möge er in Frieden ruhen. Also, das nächste Spiel ist am Montag, richtig?«

      »Jawohl, Ma'am. Wieder ein Heimspiel. Danach sind wir unterwegs.«

      »Ich werde dich anfeuern! Du hast da draußen übrigens umwerfend ausgesehen. Und glaub ja nicht, mir wäre diese Vorlage entgangen. Bester Spielzug überhaupt.«

      Bei ihrem Lob wurde ihm wie immer warm ums Herz. »Danke, Ma.«

      »Also, wie laufen die Dinge sonst so? Du weißt schon, dein Leben abseits vom Eis?«

      Es gab so vieles, was er seiner Mom erzählen wollte. Ich habe da diesen Mann kennengelernt und möglicherweise konzentriere ich mich gerade tatsächlich auf etwas anderes als Hockey. Allerdings habe ich nur eine Nacht mit ihm verbracht und das ist jetzt über ein Jahr her, aber ich kann immer noch nicht aufhören, an ihn zu denken. Ich habe ihn heute Abend wiedergesehen und jetzt will ich nur in meinen Wagen springen und ihn ausfindig machen, damit ich ihn ansehen und seine Stimme hören kann. Natürlich konnte er ihr das nicht sagen. Das konnte er niemandem sagen. »Gut. Jetzt, da die Saison begonnen hat, werden wir viel zu tun haben.«

      »Das ist gut, oder? Aber du musst doch noch Zeit haben, um mit diesen Supermodels auszugehen. Triffst du dich immer noch mit diesem einen Mädchen?«

      Seg wusste, dass es seine Mutter nicht wirklich interessierte. Sie fragte, weil sie nett sein wollte. Er hatte ihr schon vor langer Zeit gesagt, dass seine Hockeykarriere das Einzige war, was zählte. Er hatte sie auch gewarnt, nicht alles zu glauben, was sie las oder im Fernsehen sah.

      »Im Moment treffe ich mich mit niemandem«, sagte er wahrheitsgemäß. »Wir waren nur befreundet, Ma.«

      »Das sagst du immer. Du wirst auch nicht jünger, Seggy.«

      Bei dem Spitznamen wurden seine Wangen heiß. Während seine Freunde und der Rest seiner