Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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      Der Name sagte ihr nichts, aber sie fragte sich, was der Mann von Felix wollte.

      Der hatte dem Besucher unterdessen einen Platz angeboten.

      »Bitte schön, setzen Sie sich.« Er deutete auf einen freien Stuhl. »Was kann ich für Sie tun?«

      Josef Ramsauer rückte den Stuhl zurecht. Er grinste noch breiter als zuvor.

      »Das ist net die Frage«, meinte er jovial. »Sondern vielmehr, was ich für Sie tun kann.«

      Er lehnte sich zurück und schielte auf die Kaffeekanne.

      »Möchten Sie eine Tasse?« fragte Felix, dem der Blick nicht entgangen war.

      »Ach ja, bitt’ schön, das wär’ wirklich sehr freundlich. Es plaudert sich doch gleich viel gemütlicher bei einer Tasse Kaffee«, plapperte der Besucher. »Deshalb treff’ ich mich mit meinen Geschäftsfreunden meistens in einem netten Café.«

      Felix wollte gerade ins Haus gehen und eine Kaffeetasse holen, als Maria auch schon in der Tür stand. Er nahm ihr die Tasse ab.

      »Danke«, sagte er lächelnd, und sie hauchte ihm einen Kuß zu, bevor sie wieder hineinging.

      »Ah, sehr schön«, meinte der Bauunternehmer nach dem ersten Schluck.

      Er setzte die Tasse wieder ab und schaute Felix an.

      »Also, Herr Thorwald, ich will ehrlich zu Ihnen sein«, begann er. »Es ist kein Zufall, daß ich hier bin.«

      Der junge Hofbesitzer nickte.

      »Und um was genau geht es?« wollte er wissen.

      »Um ein Angebot, das ich Ihnen machen möcht’…, genauer gesagt, ich würd’ Ihnen gern den Hof abkaufen.«

      Felix war erstaunt, daß sich bereits jemand dafür interessierte. Es war ja gerade mal erst ein paar Stunden her, daß er offiziell beim Nachlaßgericht sein Erbe angetreten hatte, und außer Pfarrer Trenker konnte doch noch niemand wissen, daß er mit dem Gedanken spielte, den Hof wieder zu verkaufen.

      »Darf ich fragen, woher Sie Ihre Informationen haben?« fragte Felix.

      »Wie schon gesagt, ich will ehrlich sein«, antwortete Josef Ramsauer. »Ich hab’ ja schon erwähnt, daß ich meine Besprechungen gern im Caféhaus abhalte. So auch heut’ morgen…«

      »Ja, ich erinnere mich, Sie dort gesehen zu haben.«

      »Richtig. Ich saß am Nebentisch und wurde unfreiwillig, wie ich betonen möchte, Zeuge Ihres Gesprächs mit Pfarrer Trenker.

      Nun hab’ ich gedacht, wenn der Herr Thorwald seinen Hof verkaufen möcht’, warum machst’ ihm denn net ein Angebot, bevor’s ein anderer tut? Ja, und deshalb bin ich hier.«

      *

      Felix Thorwald sah sein Gegenüber verblüfft an.

      »Das kommt jetzt ein bißchen schnell«, sagte er ausweichend. »Ich bin ja noch gar nicht dazu gekommen, mir die Bücher genau anzusehen, geschweige denn auch nur annähernd einzuschätzen, was der Hof überhaupt wert ist. Da müßte man wohl erst einmal einen Sachverständigen einschalten.«

      Josef Ramsauer lächelte wieder breit. Er griff in die Jackentasche und zog ein Zigarrenetui hervor.

      »Möchten S’ auch eine?« fragte er.

      Felix lehnte dankend ab. Er hatte nie mit dem Rauchen angefangen und wollte es auch gar nicht erst probieren.

      »Ich zahl’ Ihnen jeden Preis«, sagte der Besucher. »Jedenfalls, solang’ er angemessen erscheint. Auf alle Fälle aber mehr als ein anderer Ihnen bieten könnt’.«

      Diese Aussage stimmte den Hof-erben nachdenklich.

      Warum war dieser Mann so an seinem Hof interessiert?

      »Darf ich fragen, was Sie mit dem Hochberghof vorhaben?« wollte er wissen. »Entschuldigen Sie, wenn ich das so rundheraus sage – aber ein Bauer scheinen Sie nicht zu sein.«

      »Nein, Gott bewahre«, lachte Josef Ramsauer. »Mein Vater war Bauer, und der Großvater auch. Ich bin Bauunternehmer. Natürlich will ich hier keinen landwirtschaftlichen Betrieb führen. Hier auf dem Grund soll ein kleines, feines Tagungshotel entstehen.«

      Felix nickte verstehend. Allerdings, wenn er sich so umsah und an die einzige Bergstraße dachte, die von hier aus nach St. Johann führte, dann fragte er sich, ob sie wohl für das Verkehrsaufkommen, das so ein Tagungshotel zweifellos mit sich brachte, überhaupt ausreichte.

      »Da machen S’ sich mal keine Gedanken«, erwiderte Josef Ramsauer auf seine Frage. »Das ist alles schon mit der Gemeinde abgeklärt.«

      Hoppla, überlegte Felix, der hat es aber eilig.

      »Tja, Herr Ramsauer, wie ich schon sagte, ich weiß noch gar nicht, wieviel der Hof wert ist.«

      »Über den Preis werden wir uns schon einig, Herr Thorwald.«

      Er beugte sich über den Tisch und nannte eine Summe. Felix schnappte unwillkürlich nach Luft.

      »Net wahr, das ist ein Angebot, was?« meinte der Bauunternehmer.

      Er war sicher, daß so einen Preis niemand überbieten konnte. Josef Ramsauer stand auf und reichte Felix die Hand.

      »Also, lassen S’ sich die Sache durch den Kopf geh’n«, sagte er und griff in die Seitentasche seines Jacketts. »Hier ist meine Karte. Rufen S’ mich an, wenn S’ sich in Ruhe überlegt haben, daß Sie an mich verkaufen wollen. Zu jeder Zeit. Nachts erreichen S’ mich über mein Handy. Ich geh’ nie vor zwölf Uhr schlafen, haben S’ also keine Bedenken, mich auch noch spät anzurufen.«

      Er reichte Felix die Karte. Der nahm sie entgegen und blickte dem Bauunternehmer hinterher, der sich in sein Auto setzte.

      Während der Wagen vom Hof fuhr, saß Felix Thorwald wieder auf der Bank, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, während seine Hände mit der Visitenkarte spielten. Er warf einen Blick darauf.

      Josef Ramsauer, Bauunternehmer, Waldeck.

      Planung und Ausführung – alles aus einer Hand.

      stand dort. Darunter zwei Telefonnummern, eine davon die eines Mobiltelefons.

      Zweihunderttausend Euro!

      Der Hoferbe überschlug im Kopf, wieviel Geld das in Dollars war. Zwar hatte er den genauen Kurs nicht im Kopf, aber bestimmt war es eine Summe, die als Startkapital für eine eigene Firma ausreichte.

      Er schaute sich um. Die Schindeln auf dem Dach, die abgeblätterte Farbe, das Gatter, das dringend erneuert werden mußte – lohnte es sich wirklich, hier das Geld hineinzustecken, mit der Aussicht, ein Leben zu führen, das ganz und gar nicht seiner Planung entsprach?

      Arbeiten von früh bis spät – das war für ihn nicht ungewöhnlich. Aber immerhin in einem Beruf, der ihm Spaß machte, in dem ihm niemand so leicht etwas vormachen konnte. Das Entwickeln von neuen Computerprogrammen und Spielen, das Einsetzen neuester Technik, das war seine Welt. Aber nicht der Bauernhof hier, von dem er nicht die geringste Ahnung hatte.

      Maria trat aus der Tür. Sie lächelte ihn an und setzte sich neben ihn.

      »Ist er wieder weg?«

      Es war mehr eine Feststellung als Frage.

      Felix nickte stumm, und sie fragte nicht, was der Mann gewollt hatte.

      Während sie im Haus gewesen war, hatte Maria überlegt, ob sie Felix auf ihre Idee ansprechen sollte. Am Morgen noch hatte sie gedacht, es nie zu wagen, doch jetzt war ja alles anders zwischen ihnen.

      »Ich hab’ mir was überlegt«, sagte sie.

      Der junge Hoferbe schaute sie interessiert an.

      »Also, irgendwie muß es ja weitergehen mit dem Hof«, fuhr die Magd fort. »Und da hab’ ich mir gedacht, man könnt’ vielleicht einen Bio-Hof daraus machen.